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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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grub sich augenblicklich der harte Gegenstand in seinen Rücken, und er nickte. Als der unmittelbare Schreck nachließ, fühlte er, wie Erwartung in ihm aufstieg – ja, er war fast gehobener Stimmung. Hier gab es zumindest etwas Greifbares, gegen das er antreten konnte; ein Ziel aus Fleisch und Blut für seine aufgestauten Frustrationen und Ängste; für den Zorn auf sich selber, wenn er an das dachte, was gerade bei Jill geschehen war. Ein zweiter Adrenalinstoß begann ihn aufzuputschen, und er fühlte, wie Arme und Beine vor Anspannung zitterten. Er nutzte seine erhöhte Aufmerksamkeit aus, zwang sich klar zu denken und kühl zu planen.
    Als sie sich auf gleicher Höhe mit dem Fahrstuhl befanden, schaute er sich aufmerksam den großen, dürren Mann im grauen Arbeitsanzug an, der sich an einer der Türen zu schaffen machte. »In Ordnung«, sagte die Stimme hinter ihm. Essian verließ das Rollband und betrat den Aufzug. Der Mann im Arbeitsanzug trat mit ihnen zusammen ein und schloß die Türen. Als der Fahrstuhl nach unten schwebte, bekam Essian das wohlbekannte flaue Gefühl im Magen.
    Er wußte, daß alles von den Befehlen seiner Häscher abhängen würde. Er hatte keinen Zweifel, daß sie sich streng an ihre Anweisungen hielten – sie hatten Adamly beseitigt und ihn mit der Sicherheit von Berufverbrechern entführt. Er nahm an, daß der Grund für eine Entführung eher der Versuch war, Informationen über das Janus-Projekt zu erhalten, als es zu beseitigen, in dem man ihn umbrachte; also würden sie ihn wahrscheinlich nicht töten. Der Druck, unter den sie ihn zu setzen wagen würden, würde sicherlich begrenzt sein.
    Essian warf einen Blick auf die Anzeigentafel über der Tür und stellte fest, daß sie sich auf halbem Weg zum Keller befanden. Der Mann im Arbeitsanzug stand hinter ihm und starrte mit einem so leeren Gesichtsausdruck vor sich hin, als ob sie harmlose Bürger auf dem Weg zur Arbeit seien. Essians Aufmerksamkeit war jetzt voll erwacht, und er suchte nach Anhaltspunkten: Er bemerkte bei dem Mann einen winzigen Wachsfleck in dem einen Ohr und ein paar schwarze Haare, die ihm aus den Nasenlöchern wuchsen. Bisher hatte er es noch nicht geschafft, sich den anderen Mann anzusehen; da dieser es fertiggebracht hatte, sich hinter ihm zu halten, als sie eingestiegen waren, aber der Blaster, wenn es einer war, wurde nicht mehr in seine Rippen gedrückt. Er erinnerte sich an etwas, das er im Karatehandbuch gelesen hatte. Das falsche Vertrauen, das man meist in Feuerwaffen setzt, verlangsamt die Reaktionen. Diese Tatsache kann der unbewaffneten Person zum Vorteil werden.
    Essian schätzte den Standort des Mannes hinter ihm und prägte sich seine Bewegungen ein. Als der Fahrstuhl langsamer wurde, trat er mit dem rechten Bein in einer Aufwärtsbewegung nach hinten und versuchte einen Schwinger gegen den Schädel des hochgewachsenen Mannes zu führen. Sein Fuß fand die Lücke zwischen den Beinen und zog nach oben, was ein ersticktes Grunzer zur Folge hatte. Der Arm, den er zum Schlag erhoben hatte, stieß krachend mit irgend etwas zusammen, das ihn bis ins Mark erbeben ließ, und riß ihn und den großen Kerl auseinander. Als der Fahrstuhl anhielt, stieß sich Essian von der Seitenwand ab, in Richtung der sich öffnenden Tür. In seinem Rücken krallten sich Finger fest, aber dann war er draußen. Er hatte lediglich Zeit, um den Blick auf zwei graue Schatten zu erhaschen, bevor sich ein paar Hände in seine Arme gruben und er mit solcher Kraft gezwungen wurde, stehenzubleiben, daß sein Kopf nach vorn schleuderte. Die beiden Männer hielten ihn entschlossen fest, und als er versuchte, um sich zu treten, fühlte er, wie sich etwas um sein Bein legte. Essian gab es auf, wäre zusammengesackt, wenn sie ihn nicht gehalten hätten, und beobachtete mit grimmiger Befriedigung, wie sich der Mann im Anzug am Boden des Fahrstuhl vor Schmerzen krümmte.
    Wenigstens hatte er einem von ihnen Schmerzen zugefügt – einem von denen. Der verletzte Mann schaute ihn aus schlitzförmigen, zusammengekniffenen Augen, in denen der Schmerz stand, an und griff nach dem Blaster, der auf dem Boden lag, während sein Mund lautlose Worte formte. Der hagere Mann, der seinem Partner zu Hilfe gekommen war, trat die Waffe beiseite und drehte sich zu Essian um.
    »Das hat mir gar nicht gefallen, Mister«, knurrte er. Zu dem Mann, der Essian festhielt, sagte er: »Bring ihn nach unten.«
    Er wandte sich wieder dem Mann auf dem Boden zu.

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