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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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fühlte, wie ein neuer Schweißausbruch von seinen Kleidern aufgesogen wurde. Er hätte Adamly am liebsten beim Arm gepackt und ihn aus der Wohnung geworfen, denn er konnte ihm nicht mehr länger etwas vormachen. Er konnte hier einfach nicht mehr ruhig sitzenbleiben und so tun, als sei nichts geschehen. Sie wußten, wie er angezogen war; sie hatten einen Doppelgänger; sie konnten ihn jederzeit wieder schnappen, mitten im Herzen seines eigenen Städteturms, vor den Augen seines Leibwächters.
    »Um Himmels willen, wollen Sie nicht endlich…« Essian biß sich auf die Zunge und schluckte den Rest hinunter, versuchte sich zu überlegen, wie er es sagen und was er sagen sollte. Adamly starrte ihn an.
    »Wollen Sie nicht endlich aus meinem Rücken verschwinden?« fragte er mit einer Stimme, die zu vernünftig, zu geschäftsmäßig für die Frage klang. »Sie haben einen Fehler gemacht, das ist alles.«
    »Vielleicht. Aber vielleicht geht hier auch was Merkwürdiges vor sich.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Essian.
    »Wären Sie damit einverstanden, über die letzte halbe Stunde ein Meningigram anfertigen zu lassen?«
    In Essians Körper prickelte es, als ob sich die Poren geschlossen hätten und den Schweiß daran hinderten, weiter nach außen zu dringen, als ob sich die Hitze nach innen richtete, die Haut feucht und kalt würde. Noch ein Meningigram? Nein, das konnte er nicht. Er würde sich wehren, sie konnten ihn nicht zwingen. Er hatte eine Idee; eine Möglichkeit, den Sicherheitsbeamten davon abzubringen. »Sei’n Sie vernünftig, Adamly. Unterzieht sich schon irgend jemand gerne einer Untersuchung? Würden Sie gerne über die letzte halbe Stunde ausgefragt werden?«
    Der Leibwächter sah ihn ärgerlich an. »Eins zu Null für Sie. Ich finde, daß keinerlei Veranlassung besteht, Roshoff von dem Vorfall zu unterrichten.«
    »Keinesfalls. Entspannen Sie sich, und vergessen Sie es einfach. Ich war die ganze Zeit hier, und es ist nichts von Bedeutung vorgefallen, also vergessen Sie es. Wenn es Sie glücklich macht, dann denken Sie noch ein Weilchen darüber nach.«
    »Das werde ich.«
    Essian fühlte sich unendlich erleichtert; eine alberne, schwindelerregende Erleichterung. Irgendwie hatte er es geschafft, ihn zu bluffen. Er schaute auf die Uhr und nahm einen Fleck wahr, den er nie zuvor gesehen hatte. »Zeit, daß ich mich wieder ins Büro begebe«, sagte er.
    Als Essian seinen Arbeitsplatz erreichte, hatte er einen einfachen Schlachtplan ausgearbeitet und fühlte sich äußerst gelassen. Er würde die Bürotür hinter sich schließen und sorgfältig über alles, was geschehen war, nachdenken. Er würde sich für jede Situation einen Plan zurechtlegen und alle weiteren Sorgen einfach aus seiner Vorstellung verbannen. Wenn er erst einmal die Angst unter Kontrolle hätte, dann würde er vielleicht auch wieder arbeiten können. Seitdem er Jill begegnet war, hatte er den Willen zur Arbeit verspürt, wußte, daß er über die Leistungsfähigkeit verfügte, zu ihr zurückzukehren, und wenn es ihm gelingen würde, diesem Wahnsinn ein Ende zu machen, dann würde er dieses Leistungspotential auf die Probe stellen können…
    »Dr. Essian.«
    Essian blieb mitten in seinem Vorzimmer stehen, als ob die Stimme des Robo-Sekretärs einen Befehl ausgesprochen hätte. Er tat einen tastenden Schritt.
    »Dr. Essian, gut daß Sie da sind. Sie haben eine Sitzung mit dem Planungsstab des Projektes. Sie hat bereits vor einer Minute begonnen.«
    Lieber Gott! Der Planungsausschuß. Den hatte er total vergessen. Die würden wie ein Schwarm Piranhas darauf lauern, über ihn herzufallen. Er konnte ihnen nicht entgegentreten; nicht ausgerechnet jetzt.
    Er nickte, sagte dann: »Ja, in Ordnung«, denn dieser verdammte Robo-Sekretär verstand sich nur auf den gepflegten Wortschatz eines Universitätsprofessors und nicht auf subtiles Kopfnicken. Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen; erinnerte sich, saß Winters auch auf der Sitzung sein würde. Aber inwieweit konnte er sich auf Eric verlassen? Die wollten heute Paul Essian sehen, und der Chef des Stabes war lediglich eine Art Appetitanreger.
    Essian drehte sich um und ging von seinem Büro aus durch die mit dicken Teppichen ausgelegten Flure zum Konferenzraum. Sein Körper verriet das Unbehagen, das er spürte: kurze Schritte und hängende Schultern, als ob er bis zur Unsichtbarkeit schrumpfen wollte, um für die Männer in dem Raum keine Zielscheibe abzugeben. Sie hatten die Tür

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