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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Körpers schrie ihren Schmerz heraus, als Essian in die Schwärze fiel.

IX
     
     
     
    Essian wollte schlafen, in der Schwärze verweilen, aber die Stimmen ließen es nicht zu. Das Rasseln, Klingeln und Quietschen löste sich auf und stellte sich als knisternde Kleider und Gläser heraus, die herumgeschoben wurden, als das leise Quietschen von Gummisohlen auf dem Kachelboden. Essians Augen waren wie zugekleistert. Er fühlte keinen Schmerz, nur eine große Taubheit in allen Gliedern. Er erinnerte sich an einen Artikel über Brandopfer: Die tödlich verbrannte Person fühlt anfangs nicht den geringsten Schmerz, obwohl sie fast unausweichlich sterben muß. In der Dunkelheit hinter seinen geschlossenen Lidern sah er ein bärtiges, vom Haß verzerrtes Gesicht. Selbst in der Erinnerung konnte er sich an die kleinste Einzelheit des Blasters erinnern, der so plötzlich unter dem Gesicht erschienen war.
    Er versuchte mühsam sich aufzurichten, es gelang ihm nicht, zwang sich die Augen zu öffnen und starrte auf einen grünen Fleck. Während er sich noch auf die Seite rollte, sah er eine Schwester, die ihm eilig eine Nierenschale unter das Kinn schob, bevor er noch begriffen hatte, daß er sich übergeben mußte. Hinterher fühlte er sich sehr viel besser. Er hob den Kopf und stellte fest, daß er noch immer seine Kleider trug. Er hatte keine Brandwunden. Mit zitternden Fingern tastete er über die glatte, unversehrte Haut seines Gesichts.
    Neben ihm kicherte jemand; ein weicher, von Fettpolstern erstickter Laut. Zum ersten Mal nahm er jetzt Roshoff und Adamly wahr, die neben seinem Bett standen. Adamly sah mit seinem üblichen neutralen Gesichtsausdruck auf ihn herab, und wohin die funkelnden stahlgrauen Augen des Sicherheitsbeamten starrten, vermochte Essian nicht zu sagen.
    »Ist es nicht großartig«, sagte Roshoff, »wenn man aufwacht und feststellt, daß der Tod einen verschont hat?«
    Essian versuchte sich zu räuspern, seine Kehle brannte, nachdem er sich übergeben hatte. »Ja, wirklich großartig.«
    »Sie können Adamly für Ihr Glück danken, Doktor. Er hat sehr schnell geschossen.«
    Diesmal gelang es Essian sich aufzurichten. »Aber ich befand mich doch teilweise in der Schußlinie zwischen Adamly und dem Attentäter.«
    »Deshalb ja«, sagte Roshoff. »Wenn meine Leute jemand in einer Menschenmenge beschatten haben sie ihre Waffen auf eine große Brennweite eingestellt. Sie befinden sich in der Gesellschaft von elf Leuten, die alle ein plötzliches Nickerchen machen mußten, einschließlich Ihres Attentäters.«
    Essian sah Adamly an. »Vielen Dank.«
    »Ist mein Job.«
    Roshoff grinste bis über beide Ohren. »Wie schön, daß Sie beide so gut miteinander auskommen. Wie Sie sehen, Dr. Essian, waren meine Vorsichtsmaßnahmen durchaus notwendig. Sieht so aus, als ob unsere Freunde von Ameritec ein Spiel vom Tisch zu wischen suchten, das sie nicht mehr gewinnen können. Tatsächlich beruhigt mich das Attentat auf Sie zu einem guten Teil in bezug auf Ihre Loyalität.«
    Essian staunte den Sicherheitsbeamten an und mußte voller Abscheu feststellen, daß es Roshoff ernst damit war. »Ist der Mann, der es auf mich abgesehen hatte, inzwischen wieder bei Bewußtsein?«
    Roshoff schüttelte den Kopf. »Nein, sobald er aufwacht wird man mich sofort unterrichten.«
    »Wie können Sie dann wissen, daß er von Ameritec kommt?«
    »Abgesehen von den eindeutigen Motiven haben wir noch einen recht interessanten Hinweis. Es sieht so aus, als ob sich die Fingerabdrücke und Netzhautteilchen unseres Möchtegernmörders nicht in der Computerbank der Verwaltung finden ließen, die ja von allen Konzernen gemeinsam benutzt wird. Um die Kenndaten einer Person zu entfernen, braucht es eine Menge Einfluß – den Einfluß eines Konzerns.«
    Die Tür des Krankenzimmers öffnete sich halb und eine grauhaarige Frau blickte Roshoff auffordernd an.
    »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen«, sagte der fette Mann.
    Essian schwang die Beine über die Bettkante, mußte aber nach den Laken fassen, als ihm plötzlich schwindlig wurde. »Ich komme mit.«
    »Ausgeschlossen.«
    »Der Mann hat versucht mich umzubringen. Ich will ihn sehen.«
    Roshoff blickte ihn abschätzend an. »Vielleicht können Sie uns ja von Nutzen sein. Aber ich warne Sie, es wird unter Umständen wenig erfreulich werden.«
    Essian stand auf und taumelte. Roshoff trat geschickt beiseite, als Adamly Essian beim Arm packte und ihn stützte. »Immer hübsch langsam«,

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