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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Hände sinken und starrte Essian an. »Du glaubst ernsthaft, daß du diese Angelegenheit unter Kontrolle halten kannst, das glaubst du wirklich?«
    »Ich bin mir noch nicht einmal sicher, daß ich das Ding überhaupt bauen kann.«
    »Dann laß es. Gib es auf, sag, daß es unmöglich ist, daß du dich von Anfang an geirrt hast. Paul, es ist von keinerlei Nutzen. Es bringt dir und uns nichts Gutes – der ganzen Welt nicht. Wenn du es jetzt nicht drangibst, dann setzt du dein Leben aufs Spiel. Ich will, daß du das begreifst, daß du es in deinen Eingeweiden spürst.«
    Essians Schuldgefühle, daß er Winters angegriffen hatte, lösten sich in nichts auf. »Willst du damit sagen, daß das Janus-Projekt sterben soll?«
    Winters ließ sich zurücksinken, starrte an die Decke. »Ich befasse mich damit genausolange wie du.«
    »Gut. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen willst, aber ich muß mich noch eine Weile der Notiztafel widmen.«
    Winters stand langsam auf und ging mit hängenden Schultern aus dem Zimmer, wie ein alter Mann. Essian hatte sich, noch bevor sich die Tür geschlossen hatte, der Tafel zugewandt. Er war sich darüber im klaren, daß er ziemlich kurz angebunden mit Winters gewesen, nein, sogar schroff gewesen war, aber diese Schroffheit hatte ihn erleichtert. Er wußte, daß er keinerlei Recht hatte, Winters so hart anzufahren, besonders nicht, nachdem er ihn gerade vor dem Planungsausschuß verteidigt hatte. Unter den Nachwirkungen von Erics sexueller Annäherung, die noch immer als uneingestandene Spannungsquelle zwischen ihnen existierte, würde Eric seine Unfreundlichkeit als Ablehnung interpretieren. Und was sollte sie sonst sein?
    Kurz bevor er sich mit Jill Selby traf, hatte er sich gefragt, ob er Winters sexuell ablehnte oder nicht, und jetzt hatte er die Antwort durch sein eigenes Verhalten erhalten und durch die Gefühle, die damit einhergingen. Er konnte jetzt mit einer neuen, fast gefühllosen Deutlichkeit erkennen, daß er sich am Rande einer Liebesbeziehung mit Winters bewegt hatte. Und jetzt hatte er sich zurückgezogen, weil es nicht mehr länger… – was war? Notwendig? Himmel, er hoffte, daß es nicht so nebensächlich gewesen war. In ihm nagte die Überzeugung, daß es wichtig sei, zu verstehen, was soeben geschehen war, aber statt dessen fühlte er sich von einer Welle der Erleichterung emporgehoben. Er hatte keine Zeit, über sein Verhalten nachzudenken oder Eric gegenüber Schuldgefühle zu entwickeln, nicht einmal Zeit, um die Veränderung seiner Psyche, die endlich wieder zur Ruhe gekommen war, auszukosten. Es gab nur den fanatischen Drang zu arbeiten, zur Gleichung zurückzukehren, als habe er gerade aus einer tiefen, langen Betäubung zu sich selbst zurückgefunden.
    Ideen, die lange Zeit am Boden seines Unterbewußtseins eingeklemmt gewesen waren, entwirrten sich und stiegen an die Oberfläche. Seine Finger tasteten sprunghaft über die Konsole der Notiztafel. Mathematische Gebilde entstanden und fielen wieder in sich zusammen, bis endlich eines erschien, das unter der Analyse nicht zusammenbrach. Er griff es an, unterzog es jedem Test, der ihm einfiel, und noch immer hielt es der Prüfung stand. Als er die neue Teilgleichung der Datenbank einspeicherte, waren seine Finger glitschig vom Schweiß; er schob sich das Haar aus der Stirn und trat ans Fenster, hatte Angst davor sich umzudrehen und auf sein Ergebnis zu blicken. Er war erstaunt, zu sehen, daß die Sonne schon fast untergegangen war, daß er fünf Stunden lang ohne Unterbrechung gearbeitet hatte. Er ging zum Telefon auf seinem Schreibtisch, rief Jill an und fragte, ob er in einer Stunde vorbeikommen könne. Die offensichtliche Freude in ihrer Stimme versetzte ihn in eine fast euphorische Stimmung. Er löschte die Tafel, ihre einzige mathematische Formel, die ihm von dort entgegenleuchtete, hatte sich fest in sein Gehirn eingebrannt, ging in die äußere Halle und begrüßte den verblüfften Adamly mit einem Klaps auf die Schulter.
    In seinen Armen, seinen Beinen, in seinem ganzen Körper spürte er Energie und Tatendrang, während er den A-Sektor verließ und sich in die Halle begab, die sich bereits zur Hälfte mit der abendlichen Besuchermenge gefüllt hatte. Was dann geschah kam so schnell, daß nicht einmal das leise Lächeln, das auf seinen Lippen lag, ersterben konnte – der hagere, schäbig gekleidete Mann sprang vor ihn hin, richtete einen Blaster auf seine Brust und rief: »STIRB, SATAN!«
    Jede Zelle seines

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