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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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ungeschickt an den Hals. Essian drehte sich zur Seite, schlug blindlings zu und traf Winters am Ohr. Mit wortlosem Gebrüll packte ihn der massige Mann um die Taille, und sie fielen krachend zu Boden. Einen Augenblick lang wälzten sie sich durchs Zimmer, warfen Möbel um und hatten sich in einander festgebissen wie zwei Wilde. Winters gewann die Oberhand, setzte sich rittlings auf Essian, wobei er ihm beide Arme auf den Boden drückte.
    »Hab dich«, grunzte er.
    Essian wehrte sich noch einmal und gab es dann auf. Sie atmeten beide schwer und heftig, bis Winters sagte: »Das ist idiotisch.«
    Essian spürte gegen seinen Bauch, wie es sich bei dem anderen zu versteifen begann. Der Umschwung erschreckte und schockierte ihn: vom Kampf zum physischen Druck, zur körperlichen Nähe seines Körpers zu dem von Winters, das Vermischen ihres Schweißes, der Widerstreit und dann der Ausgleich – nah und überwältigend. Die plötzliche, Intimität ließ eine zitternde Panik in Essian aufkommen.
    »Geh von mir runter, Eric.« Der schwere Mann stand augenblicklich auf, lehnte sich gegen die Armlehne eines Stuhles. Essian erhob sich und strich die Kleider glatt.
    »Du wirst Meridian verlassen müssen«, keuchte er.
    »Sie ist nicht das, was sie zu sein scheint, Paul.«
    »Halt den Mund!«
    »Kurz bevor du gekommen bist, habe ich einen Anruf getätigt«, beharrte Winters. »Ich habe einen Freund von mir in Abteilung E angerufen.«
    Essian starrte den anderen Mann an. Jill machte Urlaub von ihrer Arbeit bei Abteilung E. Aber er hatte Winters nie erzählt, wo sie arbeitete. »Du hast sogar sie überprüfen lassen«, sagte er voller Abscheu.
    »Du solltest froh sein, daß ich es getan habe.«
    »Du brauchst dein Büro nicht mehr aufzuräumen. Wenn du morgen noch hier bist, werde ich dich von Roshoff verhaften lassen.«
    »Sie arbeitet nicht in Abteilung E, Paul. Niemand dort hat je von ihr gehört.«
    »Du lügst.« Essian versuchte nachzudenken.
    »Dann prüf es doch selber nach.«
    »Das brauche ich nicht. Ich war selbst dabei, als Adamly ihre I. D. mit seinem Scanner überprüft hat. Niemand könnte unter der Haut liegende Muster nachahmen. Die Chancen stehen eins zu einer Milliarde.«
    »Sie ist ein Miststück, Paul. Der Himmel möge mir vergeben. Es tut mir leid, aber es ist wahr…«
    Im Flur vor Winters’ Wohnung war der Schrei eines Mannes zu hören, der dann plötzlich erstarb. Einen Augenblick lang standen die beiden Männer wie festgewurzelt, ihr Wille und ihr Reaktionsvermögen waren von der Entsetzlichkeit des Lauts gebannt. Dann stürmten sie gemeinsam ins Wohnzimmer, dessen Tür leise aufglitt. Adamly taumelte auf Knien über die Schwelle, das Gesicht vor Schmerz verzerrt und einem verkohlten Loch in der Brust. Fünf Männer in grauen Kapuzen traten über den Leibwächter hinweg und richteten ihre Blaster auf Essian.

XI
     
     
     
    Essian blickte von den Blastern in Winters Gesicht, in dieses schreckliche, blutleere Gesicht, das so undurchdringlich war wie eine Totenmaske.
    »Du Mistkerl«, sagte er. Winters starrte vor sich hin, jenseits aller Antwort, während die maskierten Männer weiter in das Zimmer vordrangen. Zwei der Männer nahmen hinter Essian Aufstellung, während ein dritter auch weiterhin seinen Blaster auf ihn gerichtet hielt. Die anderen beiden nahmen keinerlei Notiz von Winters und zogen Adamlys Leiche von der Türschwelle fort, damit sie sich schließen konnte. Ein automatischer Vacunit fuhr aus einer Wandnische aus und sprühte einen Strahl Karbon-Tetrachloride auf den Blutfleck zwischen den Füßen des Leibwächters. Als man seine Arme von hinten packte, war Essian über die spastische Bewegung, mit der sich Winters nach vorne beugte, um sich zu übergeben, erstaunt. Der Mann vor ihm holte von irgendwo eine Waffe hervor, ein leiser Knall war zu hören, wie der Korken, der aus einer Sektflasche schießt, und dann tat sich unter Essians Füßen der Boden auf.
    Mit dem Wissen um das Nichts endete das Nichts plötzlich, ging in allmählichen Abständen in verwirrende Bilder über, die sich mit wohlbekannten Hinweisen mischten. Er hing an ein paar Seilen, die ihn an den Achselhöhlen hochzogen, und irgend jemand zerrte an den Tauen, als Jill Selby mit ausgebreiteten Armen an ihm vorbeigeführt wurde. Rote Nadelstiche schossen ihm unter den geschlossenen Lidern in die Augen, so als ob jemand mit einem Laserstrahl über sein Gesicht fahren würde. Die Nadelstiche umgaben Jills Bild ganz dicht,

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