Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
Vom Netzwerk:
noch besser verstehen, als ich das jetzt schon tue, möchte sie besser fühlen und empfinden können. Ich bin verdammt gut in meinem Job, Paul, weil ich hier nämlich die Dinge brauche, die ich auch an mir selbst am meisten verwirklichen möchte. Ich habe nichts, wie ich es dir oder irgend jemand anders beweisen könnte; mein Körper ist keine Idealvorstellung, an die ich mich annähern möchte, sondern ein Vehikel, das es mir ermöglicht, mich fortzubewegen. Mein Körper ist ganz in Ordnung und auf eine seltsame, nebensächliche Art bin ich sogar stolz auf ihn, aber er empfindet Glück und Schmerz genauso, wie jeder andere Körper auch. Du sitzt da und fragst dich, ob ich nun ein richtiger Mann bin oder nicht, und die Frage erschreckt dich; deshalb will ich sie dir beantworten. Ja, Paul; ich bin ein richtiger Mann, und der Beweis dafür ist, daß ich auch im Stehen pinkeln kann.«
    Während Winters redete, hatte sich Essians Unbehagen verstärkt. Warum sagte er diese Dinge? Sie waren doch nicht wichtig, überhaupt nicht. Bevor er Jill getroffen hatte, mochte es vielleicht eine Zeit gegeben haben, wo er sich über sich selbst nicht im klaren gewesen war, aber jetzt doch nicht mehr. Essian überlegte sich, wie er die Unterhaltung auf den Ausgangspunkt zurückführen konnte, damit er das Problem weswegen er gekommen war, erledigen konnte.
    »Ich kenn dich, Paul«, sagte Winters. »Ich kenn dich sehr gut, auf eine Art, wie du dich nie gekannt hast. Heute nacht glaubst du, daß du alle Probleme gelöst hättest. Es geht dir glänzend, das ist nicht zu übersehen.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest«, entgegnete Essian. »Können wir…«
    »Aber es ist noch nicht vorbei. Du weißt noch immer nicht, wer du eigentlich bist, aber du mußt es wissen – wer du bist, und was du bist; du mußt es herausfinden.«
    »Verdammt noch mal…« Essian hielt inne und wartete, bis sich die Angst wieder unter die Oberfläche der Placemotes zurückgezogen hatte. »Wir haben über deine Einstellung zu Janus gesprochen.«
    Winters’ Gesicht zeigte Enttäuschung und dann Resignation. »Ich Ordnung, Paul. Ich habe es gewußt, ich habe es die ganze Zeit gewußt, daß ich mich in bezug auf Janus irren könnte, die Reise in die Zeit könnte der Menschheit ein glorreiches neues Zeitalter eröffnen. Wenn ich glauben würde, daß du auch so denkst, dann würde es einen Unterschied machen. Aber ich weiß, daß du es nicht tust.«
    »Ich glaube, daß die Zeitreis…«
    »Ja? Mach weiter.«
    Als Essian schwieg, legte Winters die Pfeife, die er noch nicht einmal angezündet hatte, aus der Hand und preßte in einer Geste völliger Erschöpfung den einen Daumenknöchel gegen die Stirn. »Du glaubst, daß die Reise in der Zeit den wunderbarsten und berauschendsten Durchbruch in der Geschichte der Wissenschaft darstellen wird – und du hast recht. Aber es wird auch noch etwas anderes sein, etwas ganz Entsetzliches.«
    Essian starrte den Freund, sah wie der Knöchel die Haut über dem Knochen grausam hin- und herzerrte. Endlich stieß er die Worte hervor. »Du hast versucht, uns an Ameritec zu verkaufen, nicht?«
    Winters saß lange Zeit still. »Verstehst du denn nicht, Paul? Das Wissen um die Reise in der Zeit darf niemals nur einer Machtgruppe zugänglich sein.«
    Essian stand auf und blickte Winters gerade ins Gesicht; die Hände schwer wie Blei. Die Besänftigung, die er durch die Placemotes erreicht hatte, war geborsten wie sprödes Ei. »Du Schwein, mußtest du das durch eine Frau tun?«
    »So kommt es zu guter Letzt eben doch heraus«, meinte Winters. »Die Frau hat mit der ganzen Sache nichts zu tun; nur du und ich.«
    »Wir waren Freunde«, schrie ihn Essian an. »Gute Freunde und nichts weiter. Zwischen uns hat es nie eine sexuelle Beziehung gegeben.« Der Zorn hatte seine Abwehrmauer eingerissen, und Essian erinnerte sich an seine Mutter und deren Freundin; es war nur eine blitzartige Erscheinung, die aber so lebendig war, daß sich das Bild der beiden Frauen wie eine Doppelbelichtung über Winters zu legen schien. Sie wälzten sich im Bett, nackt, zwei blasse Körper, die von einer schrecklichen Leidenschaft besessen waren.
    »Du hast mich gewollt«, sagte Winters leise. »Ich weiß, daß es so ist, und wir wären auch zusammengekommen, aber dann kam sie dazwischen und hat dich pervertiert.«
    »Mich pervertiert? Du bist derjenige, der krank ist, falsch herum…«
    Winters schoß aus seinem Stuhl hoch und fuhr Essian

Weitere Kostenlose Bücher