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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Stahlschwelle, bis diese glutrote Blasen warf und sich wie schmelzendes Wachs verflüssigte.
    Sie sprinteten über einen vom Mondlicht erleuchteten Rasenstreifen, der kein Ende nehmen wollte, aber endlich tauchten sie stolpernd am bewaldeten Rand des Parklandes unter. Dort blieb der Troll stehen, räumte das Unterholz zur Seite und zerrte zwei Rucksäcke hervor. Einen warf er Jill zu, den anderen Essian.
    »Gut, und was jetzt?« fragte Essian, als er endlich wieder zu Atem gekommen war. Statt einer Antwort deutete die Gestalt auf ein Stück Papier, das an Essians Rucksack befestigt war und blaß im Mondlicht schimmerte. Er übergab Essian sowohl Lampe als auch Blaster und deutete mehrfach in die Richtung, die tiefer in den Wald hineinführte.
    »Warte!« rief Jill.
    Aber die groteske Figur schüttelte nur den Kopf und war dann auch schon fort, rannte in die genau entgegengesetzte Richtung, in die sie gedeutet hatte. In naher Entfernung, wenige hundert Meter hinter ihnen, hörte man Stahl gegen Stahl klingen, als sich ein unbeschädigter Eingang im Fundament des Städteturmes öffnete. Irgend jemand brüllte einen Befehl, und dann konnte man das Brummen eines Hubschraubers hören, das weit entfernt begann und dann ständig lauter wurde. Lichtbündel tanzten kreuz und quer durch das Randgebüsch des Waldes.
    »Laß uns gehen«, sagte Essian.

XIII
     
     
     
    Essian und Jill kauerten sich unter einer Blautanne zusammen, und während ein Suchhelikopter fünfzig Meter über ihnen schwebte und dann in Richtung Westen abschwenkte, drang ihnen die feuchte Kälte des Waldbodens durch die Kleider. Das Dröhnen der Propeller hämmerte jegliche Überlegung aus Essians Gehirn und hinterließ nichts als einen Haufen Zellen, die der Instinkt fest im Griff hatte. Als der Strahl des Suchscheinwerfers über ihr Versteck huschte, preßte sich Jill fest an ihn, und er ergriff ihre Hände. Der Hubschrauber schwebte über ihnen, Licht floß durch das Blätterdach und sprenkelte den Teppich toter Nadeln und abgestorbener Borke um sie herum. Fast konnte Essian die Kraft der unsichtbaren Augen spüren, die seinen Rücken absuchten, die nach einem bestimmten Schatten Ausschau hielten und die leiseste Bewegung sehen würden. Er zwang sich die kalte Luft zu atmen, die schwer war von dem Stahl- und Ölgeruch der Maschine ihrer Jäger.
    Der Hubschrauber schwebte davon. Essian wartete, bis das Geräusch kaum noch zu hören war und ihr Versteck nur noch vom Mondlicht erleuchtet wurde, bevor er sich herumrollte und Jill ins Gesicht sah.
    »Sieh dir mal den Rucksack an«, flüsterte er, während er den Zettel von seinem eigenen abmachte und ihn im abgeschirmten Schein der Taschenlampe, die ihnen der Troll dagelassen hatte, las; Jill kramte derweil in ihrem Rucksack.
    Einen Augenblick später sagte sie. »Hier ist ein Thermo-Jumpsuit. Sieht aus, als ob er die Tarnfarbe vom Wald hätte.«
    »Zieh ihn an.«
    Da sie sich noch immer unter dem Baum versteckt hielten, mußte sie mühsam in den Anzug schlüpfen. »Was steht auf dem Zettel?« fragte sie, während sie den Anzug vorn, dicht am Hals, verschloß.
    »Nicht viel. Nur: Meridian Alpha befindet sich fünfzig Meilen in Richtung Osten. Benutzen Sie den Kompaß. Der Lebensmittelvorrat reicht für drei Tage. Nehmen Sie sich vor den Wärmesuchern in Acht. Viel Glück«, las Essian vor.
    »Ein wortkarger Bursche.«
    Essian nickte. »Die Notiz ist auf einer Schreibmaschine getippt worden.«
    »So?«
    »Das hat wahrscheinlich gar nichts zu bedeuten. Vielleicht wollte er – oder sie – nicht, daß wir die Handschrift kennen.«
    »Das würde auch die Maske erklären«, stimmte Jill zu.
    »Und auch, daß unser Freund, der Troll, nie richtig gesprochen hat.«
    »Vielleicht ist er eine einflußreiche Persönlichkeit in Ameritec und wußte genau, daß er ein toter Mann ist, wenn die anderen je herausfinden, daß er uns geholfen hat«, vermutete Jill. »Wenn sie uns wieder erwischen, könnten sie uns untersuchen und auf Band aufgenommene Stimmen vorspielen, solange bis die Nadeln ausschlagen. Aber da unser Freund kein Wort sprach und sein Gesicht nicht zeigte, ist er selbst davor sicher.«
    »Nun, es muß jedenfalls jemand gewesen sein, der genau wußte, daß man uns gefangen hatte, wo wir uns befanden und wie er uns rausbringen konnte«, überlegte Essian laut. »Vielleicht hat Meridian auch seine Spione in Ameritec.«
    Der Lärm des Suchkommandos hatte sich entfernt. Essian versicherte sich, daß niemand in

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