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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Hörweite durch das Unterholz schlich und leuchtete dann in seinen eigenen Rucksack, in dem sich ebenfalls ein superleichter, Thermo-Jumpsuit in Tarnfarbe – so wie Jills – befand, sowie Päckchen mit dehydrierter Nahrung, ein Zwei-Liter-Kanister mit Wasser, ein Kompaß, eine Landkarte, ein paar Geldscheine und noch ein Blaster. Essian wunderte sich über das Geld und gab Jill den Blaster, die ihn mit spitzen Fingern anfaßte, als ob er ein totes Tier sei. Er kroch unter dem Baum hervor, schlüpfte in den Jumpsuit und schulterte den Rucksack.
    »Wir müssen noch vor der Dämmerung so weit wie möglich weg sein«, sagte er. »Wir werden ein Stück nach Süden gehen, um sie von unserer Spur abzulenken.«
    »Wie schade, daß unser Wohltäter nicht noch einen hübschen Luftzweisitzer für uns entwenden konnte.«
    Essian schüttelte den Kopf. »In dem Augenblick, in dem wir uns über die Baumwipfel erheben würden, hätten sie uns auch schon.«
    »Na, dann zumindest ein Walkie-Talkie, damit wir Meridian Alpha anfunken könnten, um ihnen zu sagen, daß sie die Truppen in Bewegung setzen sollen.«
    »Auf keinen Fall. Sie würden unser Signal hören und hätten uns wieder eingesackt, bevor Roshoffs Leute auch nur durch die Tür waren. Es zu Fuß zu versuchen ist unsere einzige Chance.«
    Sie kamen quälend langsam durch den Wald voran. Schlingpflanzen wickelten sich um ihre Füße, und die tief hängenden Zweige peitschten ihnen bei fast jedem Schritt ins Gesicht, bis ihnen die Augen schon in Erwartung des nächsten Schlages tränten. Sie kämpften sich vorwärts, bis ihnen die Riemen der Rucksäcke in die Schultern schnitten, sie Blasen an den Füßen hatten und die Knöchel, bei jedem unerwarteten Stoß gegen einen Stock oder einen Stein, schier unerträglich schmerzten. Die Vordernähte ihrer Jumpsuits öffneten sich zentimeterweise, als der Schweiß, der sich unter den dichten Anzügen entwickelte und nicht entweichen konnte, ihre Körper bedeckte. Dreimal schwebten irgendwelche Hubschrauber dicht über sie hinweg, und zweimal hasteten sie in ein Versteck, als nahe Stimmen zu hören waren und das Licht von Taschenlampen durch die Bäume geisterte.
    »Sie folgen blindlings unserer Fährte und verwirren sich dabei nur selbst«, flüsterte Essian das zweite Mal, als er dicht neben Jill in einem ehemaligen Bachbett lag. »Wenn das hier eine alte, zweidimensionale Rückschau aus den Zeiten des Fernsehens wäre, dann hätten sie Bluthunde auf uns angesetzt und wir wären verloren.«
    Jill schauderte. »Was für eine Bezeichnung – Bluthunde.«
    »Mach dir darum keine Sorgen. Heutzutage, wo fast jeder in Städtetürmen lebt, halten sich nur noch ein paar Sonderlinge in der Wildnis Hunde. Selbst wenn sie daran denken sollten, würde es Ameritec einige Schwierigkeiten bereiten abgerichtete Hunde aufzutreiben und sie dann auch noch rechtzeitig hierherzuschaffen.«
    »Weshalb hast denn du daran gedacht?«
    »Ich hab mal in einem Geschichtsbuch etwas darüber gelesen.«
    »Und natürlich nie vergessen. Das Dumme ist bloß: Wer braucht denn heutzutage noch Bluthunde, wo es doch Wärmesucher gibt.«
    Essian nickte und spielte mit der feuchten Erde unter ihm, während eine Idee Gestalt gewann. Als sich die Verfolger entfernt hatten, breitete er die Landkarte aus und richtete die abgeblendete Taschenlampe solange darauf, bis er gefunden hatte, was er suchte. Sie machten sich wieder auf den Weg, und als das erste Tageslicht durch die Zweige brach, hatten sie den Bach gefunden. Er schlängelte sich durch den Wald, wie er es seit ewigen Zeiten getan hatte – jedenfalls lang genug, damit das felsige Ufer zu einer hüfthohen Rinne ausgefressen worden war. Als sie näherkamen, sprang etwas am Ufer auf und war augenblicklich verschwunden, so daß sie nur einen kurzen Blick auf braune Läufe und einen weißen Stummelschwanz erhaschen konnten. Essian und Jill hüpften hoch und lehnten sich dann vor Erleichterung lachend aneinander.
    »Ich glaube, man nennt das im allgemeinen ein Reh«, sagte Essian. Er stolperte das Ufer hinunter, schlüpfte aus dem Rucksack und fing an, den Wasserkanister wieder aufzufüllen. Jill löste ihre eigene Flasche und tauchte sie in das ungefähr kniehohe eisige Wasser und sah den Luftbläschen zu, die mit der Strömung sprudelnd flußabwärts schossen.
    Plötzlich packte sie Essian hart am Handgelenk. Sie schaute ihn fragend an, aber er nahm es gar nicht wahr, sondern legte den Kopf schief, um besser hören zu

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