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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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eines der Angebote zusagt, die ich ihm unterbreiten werde. Er ist am Kauf einer größeren Immobilie in England interessiert, vorzugswei se in London, Liverpool oder Bristol, wie er meine Kanzlei hat wissen lassen. Aber ich will Sie mit diesen Details nicht langweilen.«
    »Wunderbar!«, sagte Byron erfreut. »Und wie kommen wir zu sei ner Burg?«
    »Zunächst mit einer Postkutsche, die am morgigen Spätnachmittag hier in Piteschti aufbricht mit dem Ziel Hermannstadt in Siebenbür gen auf der anderen Seite der Karpaten, wo sie am nächsten Morgen eintrifft. Graf Kovat hat mir heute per Boten genaue Instruktionen zukommen lassen. Denn eine direkte Verbindung per Postroute gibt es zu seiner Burg nicht. Und einen Mietkutscher, der sich bereit er klären würde, sie hoch ins Negoi-Gebirge zu bringen, werden Sie weit und breit nicht finden.«
    »Aber sagten Sie nicht gerade, dass wir morgen die Postkutsche nach Hermannstadt nehmen müssen?«, wandte Harriet ein.
    »Das ist schon richtig. Aber die Strecke, die der Postillon nimmt, biegt einige Meilen vor dem Negoi nach Westen ab und überquert die Transsylvanischen Alpen über einen Pass, der seinen Namen ei ner dort befindlichen Burg namens Turnu Rosu verdankt, was Roter Turm bedeutet«, erklärte Matthew Golding. »An dieser Stelle, wo sich die Gebirgsstraße, die noch aus der Römerzeit stammt, in einen westlichen und einen nordöstlichen Zweig gabelt, wird ein Gefährt des Grafen auf das Eintreffen der Postkutsche warten, was gegen Mitternacht der Fall sein dürfte.«
    Alistair verzog das Gesicht. »Bei Nacht hinauf in die verschneiten Berge? Na, wenn das mal nicht ein Vergnügen ganz besonderer Art wird!«, orakelte er düster.
    Sie unterhielten sich noch einige Minuten mit ihrem Landsmann, der sich dann mit seinen Papieren in seine Kammer zurückzog, weil er noch einiges für seine geschäftlichen Gespräche mit Graf Kovat vorzubereiten habe, wie er zu seiner Entschuldigung anführte.
    Sie folgten seinem Beispiel bald, da sich bei ihnen die Müdigkeit bemerkbar machte. Doch kaum hatte Byron seine Kammer aufge sucht, als es leise an seiner Tür klopfte. Er öffnete und war über rascht, vor sich die Wirtin stehen zu sehen.
    Ihr Gesichtsausdruck war von großer Besorgnis gezeichnet. »Mein Herr, müsst Ihr denn wirklich dorthinauf zu ...zu ihm?«, flüsterte sie. »Ich flehe Euch an, überlegt es Euch noch einmal. Die Burg ist kein guter Ort...erist böse, mein Herr! . . . Dort ist der Teufel zu Hause! In Gottes heiligem Namen, kehrt zurück, woher Ihr gekom men seid!«
    Byron war nun sicher, es mit einer zwar gut meinenden, aber zu gleich auch höchst abergläubischen Frau zu tun zu haben. Graf Kovat mochte ein übler und harter Grundherr sein, dessen Familienge schichte zweifellos von bestialisch vergossenem Blut triefte. Aber wenn ein nüchterner Geschäftsmann wie der Anwalt Matthew Gol ding, der vor Antritt seiner Reise in die Karpaten gewiss genaue In formationen über ihn eingezogen hatte, sich zu ihm begab, hatten auch sie nichts zu fürchten – höchstens die Mühsal der Kutschfahrt und das schlechte Wetter.
    Als Byron versuchte, sie zu beruhigen und ihr zu versichern, dass kein triftiger Grund vorlag, sich um ihn und seine Gefährten Sorgen zu machen, gab sie ihre inständigen Beschwörungen auf und drückte ihm ein kleines eisernes Kruzifix an einer Lederschnur in die Hand sowie ein dünnes Gebinde aus Knoblauchzehen und getrockneten Knoblauchblüten, die mit einem feinen Netz zusammengehalten wurden.
    »Dann tragt wenigstens das hier immer bei Euch, mein Herr!«, stieß sie hervor. »Geht niemals ohne den Kranz und hängt Euch das Kreuz um den Hals. Es ist geweiht, mit heiligem Wasser besprengt und wird Euch vor dem Bösen schützen!«
    Verdutzt nahm Byron die seltsamen Geschenke an und versprach, aus Höflichkeit zu tun, wozu sie ihn aufgefordert hatte. Dann dankte er ihr und schloss die Tür.
    Am nächsten Morgen erfuhr er von seinen Gefährten, dass die Wir tin auch sie in ihrer Kammer aufgesucht und ihnen ein solches Knoblauchgebinde und ein Kruzifix in die Hände gedrückt hatte.
    Alistair schüttelte darüber den Kopf. »Und das mir, der ich Knob lauch auf den Tod nicht ausstehen kann und der ich eher nie wieder Karten in die Hände nehme, als dass ich mir ein von einem Pfaffen besprochenes Kreuz um den Hals hänge!«, versicherte er. »Gegen diesen finsteren Aberglauben, der einem hier entgegenschlägt, nimmt sich das Neue Testament ja geradezu wie

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