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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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statt an Schreibtischen an Spiel tischen zu sitzen!«
    Das freudige Glitzern in Ahmet Murats Augen nahm zu.
    »Mister Slade nun besitzt ein Bauunternehmen, das in ganz Eng land tätig ist«, sagte der Waffenhändler und setzte damit die Posse fort.
    Horatio nickte knapp und sagte hintersinnig: »Meine Spezialität sind Gefängnisse. Damit habe ich die größte Erfahrung, jedenfalls beruflich. Persönlich bin ich sehr der Kunst zugeneigt. Der Mensch muss einen Ausgleich zu den engen Grenzen haben, in die das Leben einen manchmal sperrt.«
    Um ein Haar wäre Harriet in schallendes Gelächter ausgebrochen. Sie rettete sich in ein Husten, das es ihr erlaubte, sich diskret abzu wenden und die große Belustigung auf ihrem Gesicht vor Ahmet Mu rat zu verbergen.
    »Es ist mir eine große Ehre, Sie als meine Gäste in meinem Haus be grüßen und willkommen heißen zu dürfen!«, sagte der Kasinobesit zer hocherfreut über solch zahlungskräftige Kundschaft. Und an Ho ratio gewandt, fuhr er fort: »Da Sie erwähnten, ein Liebhaber der Kunst zu sein, wäre es mir eine ganz besondere Ehre, Ihnen und Ih ren Freunden meine eigene bescheidene Sammlung seltener Stücke zeigen zu dürfen.«
    »Ein Angebot, das wir mit Vergnügen annehmen, Mister Murat«, er widerte Horatio. Byron, Harriet und Alistair nickten zustimmend.
    »Dann folgen Sie mir doch bitte auf die Empore«, forderte Murat sie auf. »Ich habe meine Sammlung nämlich dort in Schauvitrinen meinen Gästen zugänglich gemacht.«
    Während Harriet, Alistar und Horatio mit Murat vorangingen, blieb Byron mit Basil Sahar ein paar Schritte hinter ihnen.
    »An Ihnen ist ein Schauspieler verloren gegangen«, sagte Byron lei se zu ihm. »Sie waren sehr überzeugend. Verbindlichen Dank für unsere neue Vita. Aber ein bisschen weniger hätte es auch getan.«
    »Nicht der Rede wert, Mister Bourke. Und wenn man bei Ahmet Eindruck schinden will, dann sollte man sich nicht mit vornehmer Zurückhaltung begnügen. Auf einen groben Klotz gehört ein gro ber Keil!«, erwiderte der Waffenhändler vergnügt. »Aber ich geste he, ein wenig verwundert zu sein, dass Ihnen so viel daran liegt, bei ihm einen derartigen Eindruck zu erwecken. Aber falls ich damit zu indiskret bin, werde ich Sie mit meiner Neugier nicht weiter beläs tigen.«
    »Wir sollten später darüber reden, Mister Sahar«, antwortete Byron ausweichend, weil er sich noch nicht sicher war, inwieweit es mög lich und gegebenfalls sogar nötig war, ihn in die Hintergründe ihres Interesses einzuweihen.
    »Wie gesagt, das steht ganz in Ihrem Ermessen!«, versicherte Basil Sahar noch einmal. »Und nun lassen Sie uns sehen, was der Halsab schneider zu bieten hat.«
    Es war durchaus beachtlich, was in den Vitrinen hinter den drei Po kertischen längs der Wand ausgebreitet lag. Und wie der Waffen händler vermutet hatte, gehörte dazu auch eine angeblich uralte Ab schrift des Koran.
    Wortreich und mit dem unverhohlenen Stolz des Neureichen, der seine Kunstkennerschaft und die gesicherte Herkunft seiner Ankäufe nicht oft genug betonen kann, als müsste er sich ihrer immer wieder selbst versichern, führte er sie an den Schaukästen entlang.
    Mal wies er auf einen goldenen Pokal hin, der aus byzantinischer Zeit stammen und aus dem Konstantin getrunken haben sollte, mal auf einen mit Edelsteinen besetzten Gürtel, den der Osmane Süleyman I., der als »Der Prächtige« in die Geschichte eingegangen war, angeblich bei seiner Thronbesteigung getragen hatte. Zu der Samm lung gehörte auch der Dolch eines Janitscharen, der angeblich bei ei ner blutigen Palastrevolte eine wichtige Rolle gespielt hatte, sowie ein silbernes divit, eine Federbüchse mit Tintenfass, die man am Gür tel tragen konnte. Letzteres sollte aus dem siebzehnten Jahrhundert stammen und dem Hofschreiber von Sultan Ibrahim gehört haben, der sich den Beinamen »Der Verrückte« redlich verdient hatte.
    Schließlich kamen sie zur Mitte der Ausstellung. Dort stand keine Vitrine. Dafür hing ein großer, rechteckiger Schaukasten aus dunk lem Holz mit goldenen Beschlägen an der Wand. Hinter der Glas scheibe, deren Rahmen oben zwei goldene Schlösser aufwies, ruhte in mit rotem Samt bezogenen Halterungen ein eindrucksvoller arabi scher Krummsäbel. Die geschwungene Klinge der fürchterlichen Waffe verbreiterte sich im letzten Drittel des Blattes, bevor sie spitz wie eine Lanze auslief. Kunstvoll verschnörkelte arabische Schriftzei chen, die Allah rühmten, waren in den Stahl

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