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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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rankommen könnten.«
    »Wie denn? Raus damit!«, sagte Alistair.
    »Harriet muss hier auftreten!«, eröffnete Byron ihnen. »Während sie ihre artistischen Künste darbietet, werden garantiert alle Augen auf ihr ruhen und keiner wird darauf achten, was dahinten auf der Empore geschieht!«
    »Heiliges Kanonenrohr, das ist es!«, rief Horatio begeistert.
    Verblüfft blickte Harriet in die Runde. »Ich habe ja nichts dagegen, mich hier in Szene zu setzen. Das ist immerhin mein Beruf. Aber ein mal ganz davon abgesehen, dass ich ein Artistenseil, ein Schwungrad und eine Assistentin brauche, die sich auf dieses Rad binden und mit Messern bewerfen lässt, kann ich wohl schlecht zu Murat spazieren und ihm sagen, ich will in seinem Kasino eine Vorstellung geben. Da müsste doch der Dümmste sofort auf den Gedanken kommen, dass an der Sache etwas faul ist.«
    »Sehr wahr«, sagte Horatio mit einem Aufseufzen.
    »Natürlich kannst du dich ihm nicht wie Sauerbier anbieten«, mein te auch Byron. »Aber wenn Basil Sahar ihm den Floh ins Ohr setzt, dann wird Murat vielleicht anbeißen und mit dieser Bitte zu dir kom men!«
    Alistair grinste breit. »Ja, häng einem Esel eine saftige Karotte vor die Nase und er beginnt loszulaufen!«
    »Mag sein«, sagte Horatio, »aber das setzt voraus, dass wir den Waffenschieber in unseren Plan einweihen«. »Können wir das riskie ren? Was meint ihr?«
    »So wie ich ihn mittlerweile einschätze, würde ich sagen: Ja«, laute te Byrons Antwort. »Der Mann hat auf seine Art ein starkes Ehrge fühl, und dass Harriet ihm das Leben gerettet hat, ist dabei natürlich ein gewaltiges Plus. Er wird wissen, dass er noch immer in ihrer Schuld steht und es mit einer netten Führung durch die Stadt nicht getan ist, um wieder quitt zu sein. Ich bin sicher, dass er sich darauf einlässt – und zwar mit Vergnügen.«
    »Ja, weil er damit Murat eins auswischen kann«, sagte Alistair. »Ich glaube auch, dass wir ihm vertrauen können. Wir müssen ihm ja nicht gleich die ganze Geschichte erzählen. Das mit dem Judas-Evan gelium behalten wir besser für uns.«
    »Gut, dann rede ich nachher mit ihm«, sagte Byron.
    Harriet blickte mit nachdenklicher Miene durch den Saal. »Das hört sich bis dahin alles ganz gut an. Aber auch wenn Murat sich darauf einlässt, haben wir noch einige harte Nüsse zu knacken. Zum Beispiel wie Horatio während der Vorstellung an den Wandkasten kommen soll. Einfach so auf die Empore zu spazieren und daran sein ›kleines Werkzeug‹ auszuprobieren, ist ja wohl ausgeschlossen. Irgendein Gast oder ein Kellner, der zufällig in die Richtung blickt, würde ihn schnell entdecken. Solche dummen Zufälle passieren nun mal und damit müssen wir rechnen.«
    Horatio nickte. »Recht hast du, Harriet. Aber ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie ich es anstellen könnte, und zwar von oben über die Galerie.«
    »Wie bitte?«, fragte Alistair verblüfft. »Das soll unauffällig sein? Und wie willst du den Vorsprung der Galerie überwinden? Wüsste nicht, dass du plötzlich wie eine Echse an der Decke kleben oder wie eine Fledermaus fliegen kannst.«
    »Man müsste die Galerie dafür natürlich verhängen, am besten mit weiten schwarzen Stoffbahnen, hinter denen ich mich herablassen kann«, erklärte Horatio. »Das könnte man Murat als Bedingung für Harriets Auftritt verkaufen.«
    Harriet nickte begeistert. »Ja, weil mich dieser viele glitzernde Tand von dort oben auf dem Seil irritieren könnte! Das klingt glaub haft!«
    »Gut, aber was machst du, wenn Murat auf die Idee kommt, oben auf der Galerie einige Stuhlreihen zu platzieren?«, sagte Byron zu Horatio.
    Harriet verzog das Gesicht. »Stimmt, und ihn davon abbringen zu wollen, würde ihn womöglich misstrauisch machen.«
    Horatio grinste. »In meinem Metier habe ich gelernt, gewisse Hilfsmittel zu entwerfen, die manches, was unmöglich erscheint, doch möglich machen. Aber das werde ich euch später im Hotel erklären. Zudem müssen wir erst einmal wissen, ob Basil Sahar sich von uns für die Sache einspannen lässt und ob Murat anbeißt. Andernfalls können wir diesen Plan gleich wieder vergessen.«
    »Eine gute Idee!«, meinte Alistair, der sofort wieder anderes im Kopf hatte. »Und während du mit Basil Sahar sprichst, Byron, und ihr dann hoffentlich mit Murat die Einzelheiten absprecht, schaue ich mich mal ein bisschen um, was sich da oben an den Pokertischen tut. Die Nacht ist noch jung und scheint verheißungsvoll zu sein, also ma

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