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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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winzigen ikonenhaften Zeichnungen umschlossen wurden. »Er enthält die Angabe des nächsten Ortes, zu dem wir reisen müssen!«
    »Und was macht dich so sicher?«, fragte Harriet.
    »Die drei Wörter ›Das sichtbare Wort‹, die Mortimer auf dieser Sei te auf Aramäisch in einem Textauszug aus dem Judas-Evangelium versteckt hat«, antwortete Byron.
    »Der Bursche versteht es wirklich, einem das Leben schwer zu ma chen!«, beklagte sich Horatio kopfschüttelnd. »Aber du bist ihm ja auf die Schliche gekommen. Das hier ist also die verschlüsselte Bot schaft, richtig?«
    »So ist es!«, bestätigte Byron.
    Harriet, Alistair und Horatio sahen ihn sich näher an.

    Alistair verzog das Gesicht. »Sieht mir nicht gerade nach einem simplen Abzählreim aus!«, spottete er.
    »Ich habe mich damit auch erst etwas schwergetan«, räumte Byron ein. »Aber dann habe ich mich gefragt, was der Unsinn mit dem Gra fen von Bedford und seiner Eheschließung mit der Schwester des Grafen von Burgund zu bedeuten hat und warum sich auf der Seite mehrfach diese Jahreszahl findet. Ich vermutete, diese Zahl könnte mehr als nur die Bedeutung eines historischen Datums haben. Da es jedoch nur vier und nicht fünf Zahlen sind, konnte ich natürlich so fort ausschließen, dass es sich wieder um eine bipartite einfache Substitution handelt wie bei dem Code in der Wiener Kanalisation.«
    »Natürlich!«, bemerkte Horatio trocken.
    »Nach einer Weile ist mir dann die Idee gekommen, dass hier eine Spalten-Transposition vorliegen könnte«, fuhr Byron fort, der sich gerade ganz in seinem Element fühlte.
    »Aha! Was denn auch sonst!«, spottete Harriet, die wie Horatio und Alistair nicht wusste, wovon er sprach.
    »Wäre es allzu unhöflich von uns, dich zu bitten, uns die kryptolo gischen Einzelheiten zu ersparen und einfach die Katze aus dem Sack zu lassen?«, fragte Alistair gequält.
    »Also gut, überspringen wir diesen Teil«, sagte Byron. »Ich ha be die Buchstaben in vier Grup pen aufgeteilt und jeweils jeden vierten Buchstaben der Reihe nach untereinandergeschrieben, also viermal eine senkrechte Buchstabenreihe angelegt. Das ergab dann folgende Spalten.« Er blätterte in seinem Notizbuch, um ihnen das Zwischenergebnis zu zeigen, das wie folgt aussah:

    »Halleluja!«, entfuhr es Horatio. »Jetzt lässt sich damit etwas anfan gen.«
    Byron schmunzelte. »Aber noch stimmt die Reihenfolge der Spal ten nicht, wie unschwer zu sehen ist. Erst wenn man sie nach dem System 1-4-2-3 untereinander oder nebeneinander anordnet, so wie ich es hier auf der nächsten Seite getan habe, ergibt sich der zusam menhängende Text. Das hier ist nun die Adresse, zu der uns Morti mer von Konstantinopel aus schickt!«
    Alistair las den Text der vier Spalten laut vor: »Wo Simon den hellen Stern sah...und den Felsensporn bebaute ...be wahrt in sich die Panaghia . . . der Ikonostase den Judasort!« Er schüttelte den Kopf. »Na, das liest sich doch so verständlich wie eine Adresse im Londoner Einwohnerverzeichnis!«
    Harriet erging es nicht an ders. »Wenn das eine Ortsanga be sein soll, dann müsste man erst mal wissen, wer dieser Si mon war, der den hellen Stern gesehen und den Felsensporn bebaut hat und was die Panaghia einer Ikonostase ist!«
    Byron lehnte sich belustigt zurück. »Ich nehme mal an, dass Hora tio als Meisterfälscher von Ikonen keine Schwierigkeiten hat, uns ge nau das zu erläutern. Oder irre ich mich da?«
    »Keineswegs, Byron«, sagte Horatio und rückte seine Brille zurecht. »Als Ikonostase, was aus dem Griechischen übersetzt schlicht und ergreifend ›Bildnishalter‹ heißt, bezeichnet man in einer orthodoxen Kirche eine architektonische Schranke, die zumeist reich mit Ikonen geschmückt ist. In der Regel besteht diese Ikonostase aus einer Holzwand, oft vergoldet und auch noch mit Skulpturen versehen. Und die Panaghia, was übersetzt die ›Ganzheilige‹ bedeutet, ist die Ikone der Gottesmutter.«

    »So, dann wissen wir ja schon mal, dass Mortimer den vierten Teil seines Judas-Puzzles in einer Marienikone versteckt hat!«, stellte Alistair fest. »Fragt sich nur, wo sie hängt!«
    »He, nicht so respektlos«, frotzelte Harriet. »Und sie hängt natür lich da, wo Simon den hellen Stern gesehen und dann den Felsen be baut hat!«
    »Du Schlaumeierin! Und wo ist das?«, fragte Alistair und rief be schwörend an Horatios Adresse: »Sag jetzt bloß nicht Russland! Sonst schmeiß ich die Brocken hin und zocke so lange in Murats Ka sino, bis

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