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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Leibwächter.
    Sie hatten den Großen Basar noch einmal aufgesucht, um dort noch einige wichtige Kleinigkeiten zu kaufen und insbesondere die Sachen abzuholen, die Horatio sich für sein riskantes Kunststück im Kasino hatte anfertigen lassen. Und er war sehr zufrieden mit den Ar beiten des Gürtelmachers und des Schmiedes, die sich exakt an sei ne Vorgaben gehalten hatten.
    Sie hatten die Vorhänge in ihren Sänften zurückgeschlagen und lie ßen es sich gefallen, getragen zu werden und sich nicht zu Fuß einen Weg durch das lärmende Gewimmel bahnen zu müssen. Wie Kulis sen mit bunten orientalischen Bildern zogen die ständig wechseln den Straßenszenen an ihnen vorbei.
    Was keiner von ihnen bemerkte, war eine andere Sänfte, die nahe der Eisenwarenhandlung in einem Tordurchgang gewartet hatte und ihnen von dort gefolgt war. Mit ihrem goldenen Farbanstrich, den vielen ineinander verschlungenen Blumenmotiven und den rosenbestickten Vorhängen sah sie wie eine jener privaten Sänften aus, in denen sich vornehme Frauen durch die Stadt tragen ließen. Dies täuschte auch die beiden Leibwächter.
    Dann ging alles sehr schnell.
    Kaum hatte die Blumensänfte jene von Byron und Harriet überholt, da setzten die vier Träger die verhängte Sänfte gleichzeitig abrupt ab – und zwar genau vor einer schmalen dunklen Gasse, die auf der rechten Seite abzweigte.
    Die beiden hinteren Träger der Blumensänfte rissen noch im Ab setzen das Netz auf, das an der Hinterwand hing und in dem sich drei bauchige, mit Korken verschlossene Tonkrüge befanden. Die Krüge stürzten herab, zerschellten auf dem Boden und vergossen ihren In halt, bei dem es sich um Öl handelte. Sofort zerfloss es zu einer gro ßen Lache. Die Träger, die dafür verantwortlich waren, bekamen höchstens noch ein paar Spritzer auf ihre nackten Beine mit. Denn sowie sie die Sänfte abgesetzt hatten, die nun die Gasse blockierte, suchten sie wie ihre Komplizen vorne blitzartig die Flucht. Sie waren schon in der Menge untergetaucht, bevor die beiden Leibwächter sowie Byron und seine Freunde auch nur merkten, dass auf sie ein raffiniert geplanter Überfall ausgeführt wurde.
    Als die goldfarbene Blumensänfte jäh zum Stehen kam, zwang dies auch die beiden vorderen Träger der nachfolgenden Sänfte mit ei nem heftigen, unerwarteten Ruck in die Knie, sodass auch sie sich gezwungen sahen, augenblicklich ihre Sänfte abzusetzen.
    Im selben Moment flog der Vorhang rechts von Harriet auf und ei ne baumlange Gestalt mit den Armen eines Affen warf Byron eine Handvoll Pfeffer und noch irgendetwas anderes ins Gesicht, beugte sich in der nächsten Sekunde zu Harriet hinüber, packte sie und riss sie brutal von ihrem Sitz und zu sich in seine Sänfte. Dort sprang ei ne zweite schattenhafte Gestalt zur Gasse hin aus der Sänfte und gab den Fluchtweg für seinen Komplizen frei.
    Byron kam überhaupt nicht dazu, ihr zu Hilfe zu kommen. In sei nen Augen brannte es wie Feuer und er konnte nur blind und hilflos nach seinen Gefährten schreien, um sie zu alarmieren.
    Auch Harriet schrie gellend auf, doch ihr Schrei wurde schon im nächsten Moment von einem mit Chloroform getränkten Lappen erstickt, den ihr eine prankenähnliche Hand sogleich auf den Mund presste, während der baumlange Kerl sie auch schon auf der anderen Seite aus der Sänfte und hinein in die Gasse zerrte. Ein, zwei Sekun den später zerschellten auch dort Krüge mit Öl.
    Die beiden Leibwächter reagierten schnell. Doch sie hielten den verschütteten Inhalt der geborstenen Tonkrüge wohl für Wein oder eine andere Flüssigkeit, der sie keine besondere Aufmerksamkeit schenken mussten.
    Wäre es anders gewesen, hätten sie womöglich noch eine reelle Chance gehabt, die Verfolgung rechtzeitig genug aufzunehmen und die Entführer nicht aus den Augen zu verlieren. Doch als einer der Leibwächter vorsprang, um sich durch den Spalt zwischen Haus wand und Sänfte in die Gasse zu zwängen, glitt er in der Öllache aus, stürzte gegen eines der Tragehölzer und fiel dem anderen so un glücklich vor die Füße, dass er auch ihn mit sich zu Boden riss. Als sie endlich wieder auf den Beinen waren, durch das Öl schlidderten, sich dann endlich durch den Spalt gezwängt hatten und auch dort wieder auszurutschen drohten, war von den Entführern schon nichts mehr zu sehen. Sie konnten hinter jeder der vielen Türen und Tordurch gänge, die beidseitig von der Gasse abgingen, verschwunden sein. Jedenfalls fehlte von ihnen und

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