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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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sich jedoch weiterhin, diesen Teil der Stadt hinter sich zu lassen und hinunter ans Ufer des Goldenen Horns zu kommen.
    Zum Glück brauchten sie nicht den ganzen Weg quer durch die Stadt zu laufen und an der Brücke einen Europäer anzusprechen und ihn um das Brückengeld zu bitten, damit sie über den Fluss hinüber nach Galata kamen. Horatio hatte in seiner Jackentasche noch einige lose Münzen gefunden, darunter auch ein Goldstück im Wert von ei nem türkischen Pfund. Das ermöglichte es ihnen, schon im weit flussaufwärts gelegenen Stadtteil Phanar an Bord eines Fährschiffes zu gehen, das auf seinem Weg stromabwärts auch in Galata anlegte.
    Der Schock des Erlebten saß ihnen allen noch in den Gliedern. Erst an Bord der Fähre fanden sie allmählich ihre Fassung wieder.
    »Ihr habt diesem Perfectus tatsächlich Mortimers Notizbuch ausge händigt?«, vergewisserte sich Harriet nun.
    »Natürlich! Oder hast du etwa gedacht, wir würden wegen der Papy ri dein Leben aufs Spiel setzen?«, fragte Byron etwas betroffen zurück, weil sie diese Möglickeit überhaupt in Erwägung gezogen hatte.
    »Entschuldige«, sagte Harriet sofort. »Ich habe es irgendwie nicht glauben wollen, dass dieser Perfectus es uns nun doch abgenommen hat und wir damit aus dem Rennen sind! Ehrlich gesagt, hätte ich schon gern gewusst, wo Mortimer das Judas-Evangelium versteckt hat und was nun wirklich auf diesen Papyri steht!«
    »Trösten wir uns damit, dass der Kerl es nicht leicht haben wird, das Versteck zu finden«, sagte Horatio. »Ein Teil der Hinweise fehlt ihm und er weiß ja noch nicht mal, was die ›Stimme des Propheten‹ ist.«
    »So ganz aus dem Rennen sind wir eigentlich noch gar nicht«, sagte Harriet. »Selbst wenn der Perfectus herausfindet, dass er nach Athos in dieses Kloster muss, könnten wir lange vor ihm dort sein. Und wenn wir uns eine raffinierte Falle einfallen lassen, können wir ihm das Notizbuch wieder abnehmen, bevor er noch im Kloster nach der Ikone suchen kann.«
    »Kommt überhaupt nicht infrage!«, sagte Byron sofort energisch. »Auf so ein gefährliches Unternehmen werden wir uns auf keinen Fall einlassen! Diesmal haben wir Glück gehabt, dass keiner von uns ei nen Kratzer abbekommen hat! Aber das könnte beim nächsten Mal ganz anders ausgehen! Und dass dieser Perfectus keine Rücksicht kennt, habt ihr ja in der Zisterne gesehen! Er hat seinem eigenen Or densbruder in den Rücken geschossen! Nein, mit mir ist das nicht zu machen! Ich sage, wir kehren nach England zurück!«
    Horatio nickte. »Die Sache ist es wirklich nicht wert, dafür sein Le ben zu riskieren.«
    »Ich glaube nicht, dass wir England so schnell schon wiedersehen«, mischte sich nun Alistair ein, der sich bis dahin erstaunlich ruhig ge halten hatte. »So wie ich unsere Lage einschätze, bleibt es dabei, dass Athos unsere nächste Station ist.«
    Gereizt sah Byron ihn an. »Hast du eben nicht zugehört? Ohne mich, Alistair!«, bekräftigte er noch einmal. »Aber wenn du und Har riet so einfältig und lebensmüde seid, es dennoch zu versuchen, dann kann ich euch natürlich nicht davon abhalten. Ihr seid keine kleinen Kinder und ich bin nicht eure Gouvernante. Aber ich hätte euch für klüger gehalten – sogar dich, Alistair!«
    »Ich denke gar nicht daran, mich ohne euch auf so etwas einzulas sen!«, versicherte Harriet nun schnell. »Denn du hast ja recht. Es wäre wirklich zu riskant.«
    »Auch ich halte nichts davon, dem Perfectus auf Athos eine Falle zu stellen«, sagte Alistair. »Aber das ist auch gar nicht nötig. Denn es bleibt alles beim Alten, Freunde! Wir sind noch im Rennen, auch oh ne Mortimers Notizbuch.«
    Verständnislos sahen die anderen ihn an.
    Ein breites Grinsen trat nun auf Alistairs Gesicht, als er sich bückte, in seinen rechten Halbstiefel fasste und eine kleine Papierrolle he rauszog. »Hier sind die letzten zehn Seiten seiner Aufzeichnungen. Ich hoffe nur, ich habe auch die Seiten erwischt, die wir brauchen, um das Versteck zu finden!«
    »Das kann nicht wahr sein!«, stieß Horatio hervor.
    Auch Byron erschrak. »Bist du von allen guten Geistern verlassen gewesen, dass du das gewagt hast?«, fuhr er ihn an. »Was wäre gewe sen, wenn der Perfectus bei der Prüfung gemerkt hätte, dass in dem Buch viele Seiten herausgerissen worden sind?«
    »Nun mal ganz langsam, Freunde!«, rief Alistair und hob abweh rend die Hände. »Und bevor du mich ans Kreuz nagelst und mir un terstellst, ich hätte Harriets Leben

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