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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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erledigen. Und bit te jetzt weder Protest noch Dank!«, fuhr der Waffenhändler schnell fort, als er sah, dass Byron zu einem Einspruch ansetzte. »Die Summe war nun wirklich nicht der Rede wert und mir war es ein Vergnügen, die Rechnung für Sie zu begleichen.«
    Horatio, Alistair und Harriet ließen sich am Empfang die Zimmer schlüssel aushändigen und strebten schon dem Fahrstuhl zu, als der Waffenhändler Byron zurückhielt. »Warten Sie einen Moment. Da ist noch etwas, das ich Ihnen unter vier Augen sagen möchte, Mister Bourke.«
    Der Fahrstuhl kam, und als seine Freunde sich nach ihm umdreh ten und auf ihn warten wollten, bedeutete Byron ihnen mit einem Wink, dass sie schon mal hinauffahren sollten und er sich um die Sa chen aus dem Tresor kümmern würde.
    »Was gibt es denn?«, fragte er dann verwundert.
    »Ich habe den Eindruck, dass Ihnen Miss Harriet ganz besonders am Herzen liegt, Mister Bourke«, sagte Basil Sahar mit einem Lä cheln. »Und dabei dürfte es wohl unbedeutend sein, ob sie nun tat sächlich Ihre Schwester ist, was ich ehrlich gesagt nicht recht glau ben kann, oder nicht.«
    Byron erwiderte das Lächeln. »Ihnen entgeht offenbar nicht viel, Mister Sahar.«
    »Sie haben es mir auch nicht übermäßig schwer gemacht. Der Blick, mit dem Sie Miss Harriet gelegentlich anschauen, sagt einem aufmerksamen Beobachter, welcher Art Ihre Gefühle für sie sind. Und brüderliche sind es nicht«, sagte der Waffenhändler schmun zelnd. »Aber wie dem auch sei, ich habe hier etwas, das Miss Harriet mich gestern für sie zu besorgen bat – und zwar unter dem Siegel der Verschwiegenheit.« Damit holte er aus der Tasche seiner blauen Samtjacke, zu der er mal wieder eine auffällige Fliege aus lilafarbe ner Seide trug, zwei kleine Fläschchen aus braunem Glas.
    »Was ist da drin?«, fragte Byron beunruhigt.
    »Laudanum«, sagte Basil Sahar. »Also verdünntes Opium.«
    Bestürzt sah Byron auf die beiden braunen Fläschchen.
    »Laudanum mag sich ja noch immer bei Frauen von nervöser Natur, die insbesondere mit dem Schlaf Probleme haben, großer Beliebt heit erfreuen«, fuhr Basil Sahar fort. »Aber bei einer so jungen und körperlich durchtrainierten Artistin wie Miss Harriet kommt mir der Gebrauch von Laudanum doch etwas besorgniserregend vor. Zumal die Tatsache, dass sie gleich zwei von diesen Fläschchen bei mir be stellt hat, den Schluss nahelegt, dass bei ihr wohl eine gewisse Ab hängigkeit bestehen könnte.«
    »Davon habe ich bisher nichts gewusst«, sagte Byron und musste sofort an die Albträume denken, unter denen Harriet offensichtlich in manchen Nächten litt. Aber konnten schlechte Träume, die wohl jeden dann und wann einmal heimsuchten, Grund genug sein, um sich mit Laudanum zu betäuben?
    Der Waffenhändler nickte. »Das dachte ich mir und in Anbetracht Ihrer besonderen Zuneigung für Miss Harriet hielt ich es für geboten, Sie darüber in Kenntnis zu setzen. Ich werde ihr die Fläschchen nachher diskret aushändigen. Aber reden Sie mit ihr, wenn sich eine gute Gelegenheit dafür ergibt! Finden Sie unbedingt heraus, warum sie der betäubenden Wirkung von Laudanum bedarf! Und tun Sie Ihr Bestes, um sie davon abzubringen! Laudanum mag ein Name sein, der nach harmlosem Wohlgefühl klingt, es ist aber doch in Wirklichkeit ein Gift, das bei anhaltendem Missbrauch zerstörerische Wirkung hat. Und das ist das Letzte, was ich Miss Harriet wünsche.«
    Byron dankte ihm für seine Sorge und versicherte, bei nächster Ge legenheit behutsam mit Harriet darüber zu reden.
    Kurz darauf kehrten Horatio, Harriet und Alistair zu ihnen in die Halle zurück. Sie brachten auch sein Gepäck mit, weil die Zeit all mählich doch drängte.
    Der Waffenhändler rief zwei kräftige einheimische Männer zu sich, die in seinen Diensten standen und draußen vor dem Hoteleingang gewartet hatten. »Nehmt das Gepäck an euch! Ihr wisst ja, wohin ihr es bringen müsst. Und richtet Mister Revén aus, dass er sich bereit halten soll!«
    Das einzige Gepäckstück, das sie den beiden Männern nicht mitga ben, war die große, lang gestreckte Ledertasche, die sie mit manch anderen Dingen im Großen Basar erstanden hatten. Sie enthielt al les, was sie an diesem Abend noch benötigen würden.
    Unten im Hafen von Galata wartete auf sie schon das große private Kaik mit seinen vier Ruderern, um das sich der Waffenhändler wie vereinbart gekümmert hatte. Er versicherte ihnen beim Einsteigen, dass auf die Besatzung Verlass war und sie

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