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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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gefährdet, wirst du mir bitte erst mal zuhören.«
    »Na gut, dann sprich!«, knurrte Byron.
    Alistair räusperte sich. »Also, erst mal habe ich die Seiten nicht ein fach so herausgerissen, Byron! Sondern ich habe mir heimlich das No tizbuch vom Tisch geschnappt, als du mal wieder am Fenster stan dest, und bin damit ins Waschkabinett verschwunden«, berichtete er. »Dort habe ich diese Seiten hier fein säuberlich mit dem Rasier messer ganz nah an der Bindung herausgetrennt! Deshalb hätte er so gar bei sehr genauer Prüfung wohl kaum feststellen können, dass der letzte Teil fehlt.«
    »Aber völlig auszuschließen war es nicht«, wandte Byron ein, wenn auch nicht mehr mit jenem Zorn, der ihn im ersten Moment gepackt hatte.
    »Außerdem hätte ich die fehlenden Seiten im Notfall ja noch he rausrücken können«, erklärte Alistair. »Jedenfalls fehlt ihm jetzt der entscheidende Abschnitt von Mortimers Aufzeichnungen. Und da ja alles gut ausgegangen ist, glaube ich nicht, dass ich so falsch gehan delt habe. Ich wusste, dass du es mir nicht erlauben würdest, Byron. Und deshalb habe ich es eben ohne euer Wissen getan.«
    Harriet schüttelte den Kopf. »Du bist wirklich ein verrückter Bur sche, Alistair! Durch und durch ein Spieler, der vor keinem Risiko zu rückschreckt!«, sagte sie und sah dabei gar nicht so aus, als wäre sie ihm böse, ganz im Gegenteil, zum ersten Mal seit ihrer Befreiung zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Alistair!«, sagte Horatio, nahm die Brille ab und putzte die Gläser mit seinem Taschentuch. »Aber dein Bluff hat Erfolg gehabt, und wenn du auch noch die richti gen Seiten erwischt hast, sieht die Zukunft für uns ja wieder recht ro sig aus!« Damit setzte er das Drahtgestell wieder auf und blickte recht vergnügt in die Runde.
    »Das bedeutet also, es bleibt für heute Nacht alles wie geplant!«, stellte Harriet fest.
    »Das kommt ganz darauf an, ob du dir nach all dem, was du mitge macht hast, den Auftritt im Kasino noch zutraust«, sagte Byron.
    »Ich musste schon unter ganz anderen Umständen abends auf das Seil«, versicherte Harriet. »Das werde ich schon hinkriegen. Hauptsa che, Horatio hat alles, was er braucht, und bringt sein Kunststück fer tig.«
    Horatio strich sich in einer etwas eitlen Geste über sein Haar, als wollte er prüfen, ob sein Mittelscheitel nicht in Unordnung geraten war. »Kunststücke sind mein Alltag, Freunde«, sagte er doppeldeutig und mit einem feinen Lächeln auf den Lippen.

12
    M iss Harriet! . . . Gentlemen, da sind Sie ja!«, rief Basil Sahar erleich tert, als sie im Laufschritt in die Halle des Pera Palace stürzten und dort sogleich auf den Waffenhändler und seinen Leibwächter Ibra him trafen. »Ich habe mich schon gewundert, wo Sie bloß stecken, und mir Sorgen gemacht, Sie hätten es sich womöglich anders über legt!«
    »Mitnichten«, sagte Byron. »Wir sind nur...nur ein wenig aufge halten worden.«
    »Ahmet scheint mächtig nervös zu sein. Er hat vor Kurzem einen Boten geschickt und nachfragen lassen, warum Sie noch nicht in sei nem Kasino eingetroffen sind«, teilte ihnen Basil Sahar mit. »Ich habe ihn mit der Nachricht zurückgeschickt, dass kein Grund zur Beunru higung bestehe und ein großer Star wie Miss Harriet nun mal die Al lüren einer Primadonna habe und sich nicht schon Stunden vor ih rem Auftritt zeige.«
    Harriet bedankte sich mit einem schwachen Lächeln für seine ge schickte Ausrede.
    »Aber nun wird es doch langsam Zeit, dass wir aufbrechen. Immer hin geht es schon auf halb zehn zu«, mahnte der Waffenhändler und stutzte dann. »Mein Gott, Sie sehen mir alle recht mitgenommen aus, wenn ich das so sagen darf! Ist Ihnen etwas zugestoßen?«
    Alistair verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Nur ein kleiner Raubüberfall. Aber bis auf den Verlust unserer Geldbörsen und Ta schenuhren ist uns nichts passiert.«
    Basil Sahar zeigte sich bestürzt. »Ein Raubüberfall? Allmächtiger, das ist schlimm genug! Wobei ich hoffe, dass den Schurken nicht all zu viel Geld in die Hände gefallen ist!«
    »Es lässt sich verschmerzen«, versicherte Byron. »Aber jetzt gibt es Wichtigeres zu tun, als sich über die Schlechtigkeit gewisser Zeitge nossen auszulassen. Wir können uns gleich auf den Weg machen, wenn wir unser Gepäck geholt, unsere Papiere aus dem Tresor zu rückerhalten und unsere Hotelrechnung bezahlt haben.«
    »Ich habe mir erlaubt, Letzteres für Sie schon zu

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