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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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das für ein nächtli cher Ausflug sein?«
    »Wie schon gesagt, wir bezahlen nicht fürs Fragen«, sagte Byron und hielt ihm einen kleinen Lederbeutel hin. »Aber Sie haben mein Wort, dass wir nichts vorhaben, was Ihnen schlaflose Nächte berei ten wird. Wir sind keine Schurken, die Sie in ein Verbrechen verwi ckeln wollen.«
    »Was wollen Sie dann?«, fragte der Fischer, nahm jedoch den Geld beutel, um einen Blick auf die Summe zu werfen, die sie ihm anboten.
    »Nur dass Sie uns mit Ihrem Boot noch vor Einbruch der Nacht nach Simonopetra bringen, uns dort absetzen, ein paar Stunden warten und uns dann wieder hierher zurückbringen«, teilte Byron ihm mit.
    Spiros Konstantinos machte ungläubige Augen, als er sah, wie viel Goldstücke sich in der kleinen Geldbörse befanden. Es war mehr, als er in einem Jahr mit seinem Fischfang verdienen konnte. »Sie wollen bei Nacht an der Küste von Simonopetra an Land gehen? Das klingt mir aber sehr merkwürdig«, murmelte er.
    »Es geht um eine verrückte Wette, guter Mann«, mischte sich Alis tair nun ein. »Wir Engländer haben manchmal etwas skurrile Ideen, wie Sie vielleicht wissen. Jedenfalls hat ein Freund mit uns gewettet, dass wir es nie und nimmer schaffen, unbemerkt in das Kloster zu kommen und dort im Katholikon vor der Ikonostase eine Fotografie von uns zu machen.«
    »Das werden Sie auch nicht!«, erwiderte der Fischer. »Denn die Mönche sind wachsam.«
    »Das muss sich erst noch zeigen«, sagte Alistair. »Aber versuchen wollen wir es, denn bei der Wette, die wir eingegangen sind, geht es um mächtig viel Geld!«
    »Und das ist auch wirklich alles, was Sie da in Simonopetra wol len?«, fragte Spiros Konstantinos skeptisch.
    »Wir wollen nichts stehlen und dem Kloster auch sonst keinen Schaden zufügen, Sie haben unser Ehrenwort!«, sagte Byron ernst. »Das schwöre ich Ihnen auf die Bibel, beim Grab meiner seligen El tern und bei allem, was mir sonst noch heilig ist!«
    Spiros Konstantinos blickte von einem zum anderen, als wollte er in ihren Gesichtern lesen, ob das auch wirklich der Wahrheit ent sprach. Dann steckte er die Geldbörse ein. »Also gut, ich will Ihnen glauben.« Er schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »So eine verrückte Wette kann auch wirklich nur euch Engländern einfallen!«
    Und so saßen sie dann zwei Stunden vor Einbruch der Nacht in sei nem kleinen Fischerboot und segelten bei mäßigem Wind die Küste nach Simonopetra hinunter.
    Mit der Dämmerung zogen Nebelfelder auf.
    »Das hat uns gerade noch gefehlt, dass wir in eine Nebelsuppe ge raten«, raunte Harriet besorgt, die mit Byron vorn am Bug saß, wäh rend der Fischer am Heck die Ruderpinne bediente.
    »Nicht gerade ideal für eine romantische Bootsfahrt im Mondschein«, erwiderte Byron mit einem verstohlenen Lächeln und muss te sich zwingen, nicht nach ihrer Hand zu greifen. »Aber für unser Vorhaben kann ein bisschen Nebel recht nützlich sein.«
    Als das Kloster in Sicht kam, war es gerade noch hell genug, um sich einen Eindruck von dieser mächtigen Anlage zu verschaffen.
    »Ach, du Schreck!«, entfuhr es Alistair. »Da sollen wir hoch, Hora tio? Ist das dein Ernst? Hast du vielleicht einschlägige Erfahrungen, etwa mit der Besteigung der Eigernordwand oder ähnlichen Fels wänden?«
    »Das weniger«, erwiderte Horatio und griff zum Fernglas. »Aber be stimmt ist es nicht so steil, wie es aussieht.«
    Auch Byron sank das Herz beim Anblick der Felswand und des Klos ters.
    Wie ein Luftgespinst schien es einige Hundert Fuß landeinwärts aus einer Felsklippe emporzuwachsen. Hohe, glatte Steilwände aus Schieferquadern formten sich weit oben zu zwei breiten, kantigen Türmen, die Dächer aus grauem Schiefer trugen. Der dritte Schiefer block stand für sich, war jedoch hoch oben durch mehrere Holzstege mit dem mittleren verbunden. In ihrem oberen Teil und in schwin delerregender Höhe waren in die mächtigen Schiefertürme mehrere Reihen schmaler Fenster eingelassen, die wie die Öffnungen von Schwalbennestern aussahen. Unter den Fensterreihen zogen sich hölzerne Galerien entlang, die von schräg aus dem Mauerwerk ra genden Balken gestützt wurden. Nur ein einziger dünner Balken diente auf den luftigen Galerien als Geländer, als würde Gottvertrau en genügen, um sich dort in solcher Höhe hinauszuwagen.
    Am Fuß der Felsklippen gab es eine kleine Bucht mit einem Boots haus und einem Anlegesteg. Zu dieser Stunde war dort jedoch kein Mönch zu sehen.
    »Da führt ein Pfad

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