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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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doch, dass ich mich nicht getäuscht habe!«, sagte Hora tio erleichtert. »Das wird unser Weg nach oben ins Paradies der Iko nenkunst von Simonopetra!«
    Alistair folgte der Steintreppe mit skeptischem Blick. »Freu dich mal nicht zu früh! Das sieht mir so aus, als würde sich der Aufstieg schon lange vor dem Zugang zum Paradies in nichts auflösen. Jeden falls ist von dem oberen Teil der Treppe nichts mehr übrig, worauf man seinen Fuß setzen kann!«
    »Alistair hat recht!«, sagte Byron. »Die Treppe bricht da oben ab.« »Ja, vermutlich hat ein kleines Erdbeben den oberen Teil zerstört«, sagte Horatio. »Aber für unsere Zwecke reicht die Stiege noch weit genug hinauf. Denn wenn ihr genau hinschaut, sind es von der letz ten begehbaren Stufe bloß noch zwanzig, fünfundzwanzig Ellen bis zur untersten Galerie!«
    »Und was hilft uns das?«, wollte Harriet wissen. »Mit einem Seil kommen wir nie so weit hinauf!«
    Alistair nickte. »Ja, wir schaffen es nie, das Seil mit dem Anker auch nur halb so hoch zu werfen!«, sagte er grimmig. »Eher brichst du dir das Genick, als dass du dem Balken der Galerie auch nur nahe kommst!«
    Horatios Augen blitzten fröhlich hinter den runden Brillengläsern. »Und dennoch sage ich euch, dass es gelingen kann, wenn auch nicht durch einen einfachen Seilwurf. Aber der menschliche Geist zeichnet sich durch Einfallsreichtum aus, Freunde! Und ich habe schon ganz andere Probleme mit meinem Bolzengerät überwunden.«
    »Von was für einem Bolzengerät redest du?«, fragte Alistair ver blüfft.
    »Ihr werdet es gleich sehen«, sagte Horatio, stellte seine Tasche ab und holte ein gut armlanges Eisenrohr von der Stärke einer gewöhn lichen Kerze hervor. An dessen unterem Ende war ein daumendickes Rundholz angebracht, das wie das Schulterstück eines Gewehrkol bens aussah. Eine Handlänge unterhalb des Rohrendes ragte rechts eine schmale Stahlstrebe hervor. Sie war gerade so lang, dass man sie mit der Hand bequem umfassen konnte. Auf der anderen Seite war ein kurzer Holzgriff angebracht. Ein schmaler Schlitz im Eisen rohr verriet, dass es sich dabei um eine Laufschiene handelte. Mittig zwischen Griffstück und Laufschiene gab es noch einen zweiten Schlitz.
    Harriet, Byron und Alistair staunten nicht schlecht, als Horatio nun auch noch eine faustgroße hölzerne Kabelrolle aus seiner Tasche holte, auf der ein streichholzdünnes Stahlseil aufgewickelt war. An seinem Ende hing ein Eisenbolzen, so lang und fast so breit wie ein Daumen.
    »Kannst du uns mal verraten, was das ist und was du damit willst?«, fragte Harriet verblüfft.
    Horatio lachte leise auf. »Das ist meine eigene Erfindung«, verkün dete er mit sichtlichem Stolz. »Na ja, eigentlich habe ich mir nur das Prinzip einer Armbrust, besser gesagt einer Harpune zunutze ge macht. Oben in das Rohr legt man den Bolzen ein, der mit dem dün nen Seil verbunden ist. Dann spannt man mit dem Seitenhebel die starke Stahlfeder, die sich im Inneren des Rohrs befindet, setzt das Bolzengerät fest an die Schulter, zielt mithilfe des Griffstücks und lässt den Bolzen fliegen!«
    »Sehr aufschlussreich«, brummte Alistair. »Aber damit hast du uns noch immer nicht erklärt, wie uns deine fabelhafte Erfindung dabei helfen soll, hinüber auf die verfluchte Galerie zu kommen!«
    »Das zeige ich euch am besten, wenn wir oben auf der Treppe sind«, sagte Horatio. »Einer von euch kann jetzt schon mal damit be ginnen, ein paar Knoten in eines der Seile zu machen. Die machen das Hochklettern einfacher. Und dann bindet den Anker an ein En de!«
    »Da bin ich aber wirklich gespannt, wie du das anstellen willst«, meinte Byron verwundert und machte sich daran, Knoten in sein Seil zu knüpfen und den Anker an ein Ende zu binden. Dann folgte er den anderen, die schon die Steintreppe hochgestiegen waren.
    »Verflucht luftige Angelegenheit!«, murmelte Alistair mit Blick in den gähnenden Abgrund.
    »Immer den Blick nach oben richten«, riet Harriet ihm. »Das hilft.«
    Schließlich hatten sie die letzten Stufen erreicht. Während Horatio völlig frei auf dem Absatz stand, hinter dem die Treppe abbrach und es senkrecht in die Tiefe ging, und er offenbar keine Höhenangst und keinen Schwindel kannte, pressten sich die anderen möglichst nahe an die Mauer.
    »Und was jetzt?«, fragte Byron angespannt und mit einem flauen Gefühl im Magen.
    »Jetzt drückt mir die Daumen, dass ich gleich beim ersten Schuss den Bolzen über den Balken kriege!«, antwortete

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