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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Stufen brusthoch und höher sind, sodass von ge wöhnlichen Stufen nicht die Rede sein kann. Diese Pyramiden kann man wohl nur erklettern.«
    »Du kommst mit!«, erwiderte sie bestimmt und lachte ihn an. »Ich möchte mit dir dort oben stehen und weit in die Wüste blicken!«
    »Ich denke mal, von der Wüste werden wir noch genug zu sehen bekommen«, sagte er schmunzelnd. »Denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass Mortimer die Judas-Papyri dort versteckt hat, wo er sie gefunden hat. Und dieser Ort liegt bestimmt nicht da unten in die sem Häusermeer mit all seinen Basaren, Moscheen und Minaretten, sondern irgendwo draußen in der Wüste. So, und jetzt sollten wir allmählich zu Horatio und Alistair ins Hotel zurückkehren. Sie wer den schon warten und sich fragen, wo wir nur bleiben. Es wird auch Zeit, sich noch einmal intensiv mit den restlichen Seiten aus dem No tizbuch zu beschäftigen und endlich herauszufinden, wer Samuel ist und was es mit dem ›goldenen Buch der Eitelkeit‹ auf sich hat.«
    Harriet seufzte und ein trauriger Ausdruck ließ das unbeschwerte Lächeln auf ihrem Gesicht erlöschen. »Ich wünschte, wir könnten das alles einfach hinter uns lassen und das mit den Papyri vergessen, By ron. Ich habe das dunkle Gefühl, dass sie uns kein Glück bringen.«
    Verblüfft sah er sie an. »Wie kommst du denn plötzlich auf diesen törichten Gedanken? Die Gefahren liegen ein für alle Mal hinter uns, Harriet. Jetzt müssen wir bloß noch die restlichen Aufgaben lösen und dann haben wir die Judas-Schrift.«
    »Ich weiß, wie sehr dir daran liegt, sie zu finden und sie auf der Rückreise nach England zu studieren«, erwiderte sie. »Aber wenn ich sehr darum bitten würde, aus . . . aus Liebe zu mir darauf zu verzich ten, weiter nach ihnen zu suchen, würdest du es dann tun? Horatio und Alistair können das Versteck bestimmt auch ohne uns finden.«
    »Ich würde alles für dich tun, mein Liebling«, antwortete er und sein Blick sagte, wie sehr er sie liebte. »Aber ich kann nicht, Harriet. Ich habe mein Ehrenwort gegeben! Und ich... nein, wir können Ho ratio und Alistair jetzt nicht im Stich lassen. Aber ich verstehe über haupt nicht, weshalb du auf einmal so dunkle Anwandlungen hast, wo wir doch so kurz vor dem Ziel stehen.«
    Noch einmal entfuhr ihr ein schwerer Seufzer. Dann zwang sie ein Lä cheln auf ihr Gesicht. »Ach, du hast ja recht. Es geht nicht. Und vielleicht sehe ich ja auch bloß Gespenster und alles nimmt ein gutes Ende.«
    »Das wird es, ganz bestimmt!«, versicherte Byron und machte sich mit ihr auf den Rückweg zum Hotel. Und während sie den Hügel kamm verließen, fiel von den Höhen der Minarette schon der viel stimmige Gesang der Muezzine auf Kairo herab, die in den Stadtvier teln die Gläubigen zum Abendgebet riefen.
    Byron hatte recht gehabt. Horatio und Alistair warteten in der Tat schon ungeduldig auf sie, als sie im letzten Abendlicht in die Hotel halle kamen.
    Alistair sprang sofort aus seinem Sessel, als er sie erblickte, und lief ihnen entgegen. In der Hand hielt er ein Faltblatt, das vorne das kolorierte Foto des Shepheard’s zeigte.
    »Während ihr schlendern und turteln wart, habe ich uns einen nicht geringen Schritt weitergebracht!«, rief er ihnen triumphierend zu. »Wir wissen jetzt, was der zweite Teil der Botschaft aus Mortimers Notizbuch bedeutet! Ihr werdet Augen machen!«

2
    W o ist dir der Geistesblitz gekommen?«, fragte Harriet. »Sag jetzt nicht, beim Zocken in der Bar!«
    Alistair schüttelte belustigt denn Kopf. »Es käme mir nie in den Sinn, mit Karten in der Hand an etwas anderes zu denken als an den Pot und wie ich ihn den anderen abnehmen kann. Wenn ich etwas mache, dann richtig. Kommt mit in die Bar, dann erzähle ich euch, wer dieser Samuel ist!«
    Sie setzten sich weit hinten in eine ruhige Ecke und bedeuteten ei nem sogleich herbeieilenden Kellner, dass sie im Augenblick noch nichts zu bestellen wünschten.
    »Jetzt aber heraus damit!«, drängte Byron. »Was hat dieser Hotel prospekt mit Mortimers Samuel zu tun?«
    »Eine ganze Menge«, sagte Alistair. »Als ich mich hier unten umgese hen habe, ohne jedoch auf ein paar Pokerfreunde zu stoßen, fiel mir dieses Faltblatt auf einem der Tische in die Hände. Weil mir langweilig war, habe ich einen Blick hineingeworfen. Es enthält eine kleine Ge schichte dieser Nobelherberge. Und da ist mir dann plötzlich der Na me des Mannes ins Auge gefallen, der 1864 den alten Palast in ein Ho tel umgewandelt hat.

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