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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Mönchsgruft kein Entkommen für sie gab. »Lass ihn uns zu dem Sandberg dorthinten vor der Nische tragen. Da liegt er besser.«
    Während Byron ihren Freund unter den Armen packte, hob Hora tio Alistairs Beine an. Gemeinsam trugen sie ihn zu der Nische und lehnten ihn an den Sandhaufen. Dann schnitten sie ihm das Hemd auf. Harriet zerrte sich ihren Unterrock vom Leib und zerschnitt ihn mit Horatios Taschenmesser in drei lange Streifen. Damit verband sie provisorisch Alistairs Wunde. Anschließend kümmerten sie sich um Trevor Seymour, der noch immer benommen von Pembrokes Re volverhieb mit blutender Platzwunde vor der Wand lag.
    Dann gab es nichts mehr zu tun, als darauf zu warten, dass der Pet roleumvorrat verbrannt war, die Flamme erlosch und sie in der Dun kelheit langsam dem Tod entgegendämmerten.

5
    S andwolken umwirbelten den Rundbogen mit der falschen Zister ne, als Pembroke aus der Öffnung kletterte. Der Rückweg zu seinem Ruderboot würde noch beschwerlicher werden als der Marsch hi nauf zur Klosteranlage. Und nun würde ihm nicht das Licht der Petro leumlampe den Weg weisen, mit dem Harriet und ihre drei Tölpel ihm den Hinweg leicht gemacht hatten. Zu dumm, dass er sie nicht mitgenommen hatte. Aber das war jetzt nicht mehr zu ändern und nur eine lästige Gedankenlosigkeit, die seinen Triumph nicht im Ge ringsten zu beeinträchtigen vermochte. Er hatte das Judas-Evangeli um und das würde ihn in aller Welt berühmt machen!
    Er wuchtete die Platte wieder über die Öffnung, versenkte die bei den Steinriegel und scharrte ordentlich Sand über die Platte. Dann klemmte er sich die Holzschatulle unter den Arm und kletterte die Leiter hinauf. Es wurmte ihn ein wenig, dass er sich mit der Leiter ab schleppen musste. Aber zurücklassen konnte er sie auf keinen Fall. Er würde sie draußen vor der Mauer in den Sand werfen.
    Gerade hatte er die Leiter hochgezogen, als er ein knirschendes Geräusch vernahm. Alarmiert fuhr er herum, sah einen Mann hinter einem Mauerrest hervorspringen – und starrte im nächsten Moment in die Mündung eines Revolvers, bevor er noch dazu kam, seine Waf fe zu ziehen.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle, Lord Pembroke!«, befahl der Fremde. »Und lassen Sie Ihre Hände schön vor dem Mantel. Ich weiß, dass Sie bewaffnet sind. Aber so schnell werden Sie nicht sein, um meiner Kugel zu entkommen!«
    »Wer . . . wer sind Sie?«, stieß Pembroke verstört hervor und press te den Holzkasten vor die Brust.
    »Graham Baynard, aber Sie werden mit dem Namen nichts anfan gen können«, antwortete der Perfectus. »Und jetzt legen Sie die Schatulle mit dem Judas-Evangelium ganz langsam auf den Boden. Wenn Sie tun, was ich Ihnen sage, lasse ich Sie vielleicht am Leben.«
    Pembroke konnte nicht glauben, dass er, der Verfolger von Harriet und seiner drei anderen Handlanger, selbst von diesem Fremden verfolgt worden war. Fieberhaft überlegte er, wie er der drohenden Katastrophe entkommen konnte.
    »Auf den Boden mit der Schatulle!«, herrschte ihn Baynard erneut an und spannte den Hahn.
    »Hören Sie, wir können über alles reden und bestimmt zu irgendei ner Verständigung kommen, mit der wir beide leben können, Mister Baynard!«, stieß Pembroke hervor, um Zeit zu gewinnen, bückte sich jedoch schon, um dem Befehl des Fremden Folge zu leisten.
    Baynard lachte auf. »Vielleicht so einen tödlichen Handel, wie Sie ihn den Leuten da unten aufgezwungen haben?«
    In diesem Moment fegte der Khamsin eine besonders dichte Sand wolke heran und umnebelte sie. Augenblicklich nutzte Pembroke diese Chance. Er sprang mit der Schatulle in der Linken zur Seite, riss mit der Rechten seinen Revolver aus dem Gürtel und feuerte in die Richtung, in der Baynard stand.
    Dieser drückte fast im selben Augenblick ab. Doch beide Kugeln verfehlten ihr Ziel.
    Im Schutz des wirbelnden Sandes rannte Pembroke hinter die Mauer. Baynards zweite Kugel traf einen Eckstein, von dem sie abprallte. Ein scharfkantiger Steinsplitter traf Pembroke am rechten Ohr und schlitzte es auf. Er merkte es kaum. Ein grimmiger Jubel er füllte ihn, das Blatt noch im letzten Moment gewendet zu haben. Nun standen die Chancen, doch noch mit dem Leben und den Judas-Papyri davonzukommen, schon erheblich besser. Und er würde sie zu nutzen wissen. Dieser Hund Baynard würde ihn nicht ein zweites Mal übertölpeln. Im Gegenteil, er würde derjenige sein, der hier in den Ruinen sein Leben lassen würde!
    Baynard verfluchte den Khamsin und sich

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