Die Judas-Variante - V3
wiederkommen«, sagte Foxleigh.
»Der Doc hat gesagt, dass sie noch den Rest der Pylonen kontrollieren müssen und dann
schnurstracks nach Athena zurückkehren werden. Ich werde das hier nehmen«, fügte er hinzu und
streckte die Hand aus, als Flynn seine alte Pistole aus dem Gürtel zog.
»Was ist denn in Athena los?«, fragte Flynn und reichte ihm die Waffe.
»Keine Ahnung«, sagte Foxleigh und steckte die Pistole vorsichtig in seinen Gürtel. »Aber ich
habe das Gefühl, dass sie heute Nacht eine Show von unseren Freunden erwarten.«
Jensen verzog das Gesicht. »Und wir sitzen auf der Reservebank«, knurrte er. »Es besteht wohl
keine Möglichkeit, dass wir heute Nacht schon hier rauskommen?«
»Die Fahrzeuge sind noch nicht zurück«, erinnerte Foxleigh ihn. »Wir könnten Flynn aber zu
Adamson zurückschicken, damit er über Nacht bei ihm bleibt - nur für den Fall. Die eigentliche
Frage ist, was wir mit dir machen sollen. Eine lange, holprige Autofahrt würdest du noch
nicht verkraften.«
»Nein, aber ich glaube nicht, dass wir eine andere Wahl haben«, sagte Jensen. »Falls sie mit
einem kompletten Team zurückkommen, gibt es hier im näheren Umkreis kein Versteck, wo sie mich
nicht irgendwann aufspüren würden.«
»Es sei denn, du gehst...«
»Es sei denn, du gehst wohin?«, fragte Foxleigh.
»Es sei denn, ich verlasse dieses Tal und suche mir irgendwo einen Unterschlupf«, sagte Jensen
und schickte einen warnenden Blick in Flynns Richtung. »Und ich sollte am besten gehen, solange
ich noch etwas Tageslicht habe.«
»Zu einem langen Marsch bist du auch noch nicht imstande«, sagte Foxleigh bestimmt. »Zumindest
nicht allein. Ich werde mit dir gehen.«
»Was, mit deinem schlimmen Bein?«, fragte Jensen und deutete darauf.
»Ich würde deine Rippen jederzeit gegen mein Bein eintauschen«, sagte Foxleigh. »Zumal du in dem
Moment, wo die Hütte und die Stadt dir als Orientierungspunkte abhanden gekommen sind,
rettungslos verloren wärst.«
»Dass du dich da nur nicht täuschst«, sagte Jensen.
»Oder du«, entgegnete Foxleigh. »Es gibt hier draußen viele Möglichkeiten, sich zu verirren, auf
Abwege zu geraten oder stecken zu bleiben.«
»Ich könnte doch versuchen, dich irgendwo in Deckung zu bringen, um dann morgen früh zum
Treffpunkt mit Adamson zu kommen«, schlug Flynn vor.
»Ihr wärt zusammen genauso verloren, als wenn jeder von euch auf eigene Faust losgehen würde«,
sagte Foxleigh. »Aber weshalb diskutieren wir das überhaupt noch? Das Thema ist erledigt. Ich
werde Jensen dabei helfen, einen Unterschlupf zu suchen. Basta.«
Jensen und Flynn wechselten Blicke. »Er klingt genauso wie Lathe, wenn der mal schlechte Laune
hat, nicht wahr?«, merkte Jensen an.
»Ja, so ähnlich«, pflichtete Flynn ihm bei. Die ganze Situation behagte ihm offensichtlich
überhaupt nicht.
»In Ordnung, Toby, du hast gewonnen«, sagte Jensen und schaute wieder Foxleigh an. »Wann brechen
wir auf?«
»Sobald wir noch ein paar Vorräte organisiert haben«, sagte Foxleigh mit einem intensiven Gefühl
der Erleichterung. Erleichterung - und eine seltsame Traurigkeit. »Wollt ihr mir dabei helfen,
die Rucksäcke zu packen?«
Zwanzig Minuten später schlüpften die beiden Männer durch die Tür in die Abenddämmerung.
Zehn Schritte von der Hütte entfernt wich Foxleigh vom Pfad ab, der zur Stadt ging, und führte
sie in östlicher Richtung durch die Wildnis.
Als sie einen kleinen Abhang hinuntergingen, drehte er sich noch ein letztes Mal zu dem Ort um,
der so viele Jahre sein Zuhause gewesen war. Er sah Flynn in der Tür; der große Mann stand gerade
und reglos da und schaute ihnen nach.
Er wusste, dass er weder die Hütte noch den Jungen jemals wiedersehen würde.
Es war drei Uhr morgens.
Bailey stand am Fenster des Lazarettzimmers, hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und
schaute auf Athenas gedämpfte Straßenbeleuchtung und die stillen Gebäude hinaus. Dann hatten die
Blackcollars also doch nicht angegriffen. Sie hatten freilich auch keine Veranlassung dazu
gehabt; vor allem wenn man berücksichtigte, dass sie wohl noch immer darauf warteten, dass Poirot
ihnen die Daten für die Defensivlaser-Schwelle übergab. Andererseits wäre es durchaus
vorstellbar, dass das eine List war - dass sie ihn mit dieser Forderung in trügerischer
Sicherheit wiegen wollten, während sie die Garnison schon einen Tag früher als geplant
angriffen.
Aber das hatten sie
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