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Die Judas-Variante - V3

Die Judas-Variante - V3

Titel: Die Judas-Variante - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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nicht getan. Welche Schlüsse sollte er nun daraus ziehen?
»Oberst?«
Bailey drehte sich um. Der Vernehmungsbeamte, den er am frühen Abend hierhergebracht hatte,

beugte sich über die vollständig bandagierte Gestalt im Bett und legte das Ohr dicht an den Mund

des Jungen.
Der Junge. Bailey schüttelte den Kopf, während er sich wieder aufrichtete. Was auch immer

dieses Phoenix war, das Reger und Silcox erschaffen hatten, es hatte nicht einmal annähernd

Ähnlichkeit mit einer Armee, und alle Waffen und Blackcollars der Welt vermochten daran nichts zu

ändern. Und dieser Junge hatte gerade erst die Schule absolviert...
»Oberst!«
»Ja, ich höre Sie«, sagte Bailey mürrisch und spürte, wie er peinlich berührt errötete; mit einem

Kopfschütteln verscheuchte er die unliebsamen Gedanken. »Was gibt's denn?«
»Ich glaube, das möchten Sie mit eigenen Ohren hören, Sir«, sagte der Vernehmungsbeamte, setzte

sich gerade hin und wies auf den Stuhl auf der anderen Seite des Betts.
Mit gerunzelter Stirn setzte Bailey sich hin. Die Augen des Jungen waren geschlossen und die

Atmung war langsam, aber regelmäßig. »Machen Sie weiter«, sagte er zu dem

Vernehmungsbeamten.
Der andere nickte. »Rob?«, sagte er leise. »Rob, du musst meinem Freund hier auch sagen, was du

mir gerade gesagt hast.«
Zunächst bewegte der Junge sich nicht. Dann drehte er leicht den Kopf und öffnete die Augen

langsam zu Schlitzen. »Sie kennt ihn«, murmelte er. »Sie kennt den Weg ins Innere.«
Bailey hatte das Gefühl, als ob ihm jemand mit kalten Füßen über den Rücken stapfen würde. »Wer

kennt den Weg?«, fragte er und beugte sich über den Jungen.
»Anne«, sagte Rob. »Anne kennt ihn.«
»Anne Silcox?«
»Ja«, sagt der Junge. »Sie haben es ihr gesagt. Wissen Sie. Die Blackcollars.«
Bailey schaute zu dem Vernehmungsbeamten auf.
»Fragen Sie ihn, wohin der Weg führt«, empfahl der andere ihm leise.
Bailey schaute wieder auf den verwundeten Gefangenen. »Zu welchem Ort kennt Anne den Weg?«
»Das wissen Sie doch«, sagte Rob mit einer so leisen Stimme, dass man sie kaum hörte. »Zur Basis

Aegis. Aegis Mountain.«
Baileys Mund war plötzlich wie ausgedörrt. Ob Poirot am Ende doch recht hatte? »Kennst du den Weg dort hinein?«, fragte er.
»Nein«, sagte Rob. »Nur Anne. Und die Blackcollars.«
Bailey schaute dem Vernehmungsbeamten ins Gesicht. »Ich hoffe, das ist eine authentische

Aussage«, sagte er.
»Auf jeden Fall«, versicherte der Mann ihm. »Ich lege ihm doch nichts in den Mund.«
Bailey warf wieder einen Blick auf den im Halbschlaf liegenden Jungen. Dann gab es also doch

einen Weg dort hinein - einen Weg, den die Blackcollars anscheinend gefunden hatten.
Und just in diesem Moment arbeitete General Poirot am anderen Ende der Stadt zusammen mit der

taktischen Gruppe einen Plan aus, um einen oder mehrere ebendieser Blackcollars gefangen zu

nehmen. Zufall?
Bailey erhob sich abrupt. »Machen Sie weiter«, sagte er zu dem Vernehmungsbeamten, während er den

Mantel vom Kleiderhaken nahm. »Bringen Sie alles in Erfahrung, was er weiß, und ich meine damit

wirklich alles. Ich werde noch ein paar Leute zu Ihrer Unterstützung herschicken.«
»Das ist nicht nötig, Sir«, sagte der andere. »Ich schaffe das auch allein.«
Bailey schaute ihn an und verspürte dabei ein unangenehmes Kribbeln. Whiplash... »Ich schicke

noch ein paar Leute vorbei, die Sie unterstützen werden«, wiederholte er in einem Ton, der die

Ankündigung als Befehl deklarierte. »Und Sie werden niemandem außer ihnen und mir auch nur ein

Sterbenswörtchen davon sagen. Klar?«
Der Vernehmungsbeamte presste die Lippen zusammen. »Jawohl, Sir.«
Drei Minuten später saß Bailey in seinem Fahrzeug und fuhr durch die stillen Straßen von Athena

in Richtung Sicherheitsgebäude. Ja, Poirot hatte recht gehabt in Bezug auf Phoenix und Aegis

Mountain.
Nun musste nur noch geklärt werden, woher er dieses Wissen hatte.
Außerdem drängte sich die Frage auf, ob bei dieser wundersamen Offenbarung irgendjemand die

Strippen gezogen hatte.
Er wusste es nicht. Aber er würde es verdammt noch mal herausfinden.

Es war noch immer dunkel, als Jensens mentaler Wecker klingelte. Vier Uhr morgens, ungefähr. Zeit

zu gehen.
Er blieb noch für eine Minute auf dem harten Boden liegen und lauschte den Geräuschen der Nacht,

die einen Kontrapunkt zu Tobys langsamer, gleichmäßiger Atmung setzten. Der Mann schlief den

erschöpften

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