Die Judas-Variante - V3
hatte, das
Caine selbst auch ein Klon war. Er ist der gleichen Logik gefolgt wie wir - dass der Widerstand
mehr als nur einen Klon erschaffen hätte - und wusste auch, dass wir irgendwann einen weiteren
Klon aufspüren und versuchen würden, ihn auszutauschen.«
»Dann hatte er also eine Art privates Erkennungszeichen definiert«, murmelte Judas und zuckte
zusammen.
»Exakt«, bestätigte Galway. »Ich weiß aber nicht, was für eins. Allerdings ist das auch
unerheblich.«
»Dann... wusste... Lathe... also... über... den... Austausch... Bescheid«, sagte Taakh.
»Ja«, sagte Galway. »Aber er wusste auch, dass wir mit dem Austausch warten mussten, bis das Team
Khala erreichte. Deshalb hat er sich auch die Umstände gemacht, uns mit den falschen
Abwurfkapseln zu täuschen und sich auf einem anderen Weg reinzuschleichen. Er musste für ein paar
Minuten unbeobachtet sein, um Shaw anzurufen und zu veranlassen, dass jemand Caine folgte,
nachdem sie den Austausch vorgenommen hatten.«
»Diese Taverne, bei der sie zuerst haltgemacht hatten«, knurrte Haberdae.
»Richtig.« Galway nickte. »Shaws Leute sind zuerst dort eingetroffen und haben Beobachter
postiert. Als wir mit Caine abfuhren, sind sie uns einfach bis zur Basis gefolgt.« Er sah Judas
an. »Und seitdem diente alles, was sie in deiner Anwesenheit sagten und taten, nur dem Zweck,
dich - und uns - von ihrem eigentlichen Plan abzulenken.«
»Das ganze Kompetenzgerangel zwischen Lathe und Shaw«, murmelte Judas, der plötzlich im wahrsten
Sinne des Worts alt aussah. »Die geänderten Pläne, die falschen Hinweise - einfach alles.«
»Einfach alles«, sagte Galway mechanisch, und seine Gedanken fuhren sich fest. Judas - die
Blackcollars...
»Was... war ... dann... ihr... Plan?«, wollte Taakh wissen.
»Ich war ihr Plan«, sagte Galway und wandte sich wieder dem Ryq zu. »Das ganze Vorgehen seit dem
Moment ihrer Landung war nur auf zwei Ziele ausgerichtet: in Khorstron einzudringen und für ein
paar Minuten mit mir allein zu sein.«
»Was... ihnen... letzte... Nacht... auch... gelungen... ist.«
»Genau«, sagte Galway und machte wie zufällig einen Schritt auf Judas zu. »Caine verfolgte
derweil seinen eigenen Plan. Er hatte den Auftrag, nach ein paar Tagen einen Fluchtversuch zu
starten, in der Hoffnung, dass ich Inkosi City verließ und in die Berge fuhr, um mich selbst mit
ihm zu befassen. Da hatten sie schon Spadafora in Position gebracht, um die Sensoren an der
Zufahrt auszuschalten. So vermochten sie aufs Gelände zu gelangen und mein Fahrzeug zu
manipulieren, während ich drinnen war.«
»Trotzdem... bist... du... loyalitätskonditioniert«, sagte Taakh.
»Das war ich mal«, stellte Galway richtig. »Ich habe erst gestern Abend erfahren, dass sie eine
Droge namens Whiplash besitzen, die die Loyalitätskonditionierung aufhebt.«
»Das... ist... nicht... möglich«, sagte Taakh mit Bestimmtheit.
Galway spreizte die Hände seitlich ab. »Ich bin der lebende Beweis«, sagte er und machte einen
weiteren Schritt zur Seite. Noch einen Schritt, und er würde direkt neben Judas' Stuhl
stehen.
»Aber wieso?«, fragte Judas, der offensichtlich noch immer keinen Durchblick hatte. »Sie haben
doch schon Katz und Maus mit uns gespielt. Wozu hat man Sie dann noch gebraucht?«
»Für vieles«, sagte Galway. »Weil sie eben nicht Katz und Maus mit uns gespielt haben.
Jedenfalls nicht bis heute Nachmittag. Wenn Ihr Euch zurückerinnert, Eure Eminenz, hatte ich
gleich vermutet, dass das Feuer am Bunker vielleicht ein Ablenkungsmanöver war. Ich habe auch
darauf hingewiesen, dass einer der Dummys auf dem Südtunnel gelandet war und daraus geschlossen,
dass Shaws Männer vielleicht an dieser Stelle einen Durchbruch versuchen würden.« Er musterte
Haberdae. »Und natürlich war ich auch derjenige, der die Korridorlaser wieder ausgeschaltet hat,
nachdem Haberdae sie angeschaltet hatte.«
»Na schön«, sagte Haberdae. »Dann sind sie eben in Khorstron eingedrungen. Na und? Es gibt hier
nichts Brauchbares, was sie stehlen könnten.«
»Es ging nie um einen Diebstahl«, sagte Galway und machte den Schritt, der ihn an Judas' Seite
brachte. »Khorstron war nur Mittel zum Zweck. Das eigentliche Ziel des Plans ist viel subtiler.«
Er drehte sich wieder zu Taakh um und ließ die Hand wie zufällig auf Judas' linkes Handgelenk
fallen.
Und dann betätigte er mit den Fingerspitzen den Pocher unter dem Flexarmorärmel des
Weitere Kostenlose Bücher