Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Judas-Variante - V3

Die Judas-Variante - V3

Titel: Die Judas-Variante - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
Vom Netzwerk:
unbedingt nötig ist«, sagte Galway steif.
Haberdae schaute ihn mit einem schmalen Lächeln an. »Natürlich nicht«, sagte er. »Das gilt auch

für mich.«

Die Kleidung, die Galway ihm bereitgelegt hatte, war ein Overall mit weitem Schnitt und langen

Ärmeln sowie ein Paar weiche Slipper; das ganze Outfit bestand aus einem dünnen, kreppartigen

orangefarbenen Gewebe. Caine zog sich an und verbrachte die nächste Stunde mit der Erkundung der

Zelle, wobei er jeden Quadratzentimeter methodisch absuchte.
Der Architektur und der fehlenden integrierten Überwachungsausrüstung nach zu urteilen, war der

ursprüngliche Verwendungszweck des Raums eine Unterkunft und kein Gefängnis gewesen. Das

bedeutete Nachrüstungen, die man ohne Weiteres aufzuspüren vermochte.
Am Offensichtlichsten waren die kleinen Kameras. Die erste war in einer Strebe des Bettgestells

verborgen und visierte die Tür an. Sie bot den versteckten Beobachtern eine Ansicht des

Sanitärbereichs und der Tür selbst. Die zweite war in der Oberseite der Duschkabine verborgen und

erfasste die Kojen und den Rest dieser Raumhälfte. Und dann gab es noch eine kleinere und viel

raffinierter versteckte Kamera in der oberen Ecke auf der anderen Seite des Raums -

wahrscheinlich eine Kugellinsen-Kamera, die allein fast den gesamten Raum zu überwachen

vermochte. Das Kalkül war wohl, dass er die ersten zwei Kameras entdecken und dadurch in

Sicherheit gewiegt werden sollte, sodass er die dritte dann übersah. Der Vollständigkeit halber

war noch eine Wanze installiert worden.
Die gleichzeitige Suche nach einem Werkzeug, mit dem er vielleicht einen Ausbruch aus diesem

Gefängnis bewerkstelligen konnte, verlief indes weniger erfolgreich. Das Bettgestell war mit

nicht lösbaren Schrauben an der Wand befestigt, die man nur mit Spezialwerkzeug wieder entfernen

konnte. Die Matratze war weich und elastisch - mit einer Art Schaumstoffchips gefüllt, aber ohne

Federn oder sonst etwas, das er zu einer Waffe umzufunktionieren vermocht hätte. Der Tisch war am

Boden befestigt, und der Sessel war viel zu groß und schwer, um ihn als Waffe einzusetzen - er

hätte ihn zwar einmal zu werfen und denjenigen, auf dem er landete, wohl auch außer Gefecht zu

setzen vermocht, aber vor dem zweiten Einsatz als Wurfgeschoss hätte der Rest der Wachen sich

schon auf ihn gestürzt. Die beiden Decken der Koje waren dick genug, um ihre eigentliche Aufgabe

zu erfüllen; sie bestanden aber aus einem dünnen Stoff, der sehr leicht riss und deshalb zur

Herstellung von Fesseln oder Würgeschlingen ungeeignet war. Das große Duschhandtuch bestand aus

einem ähnlichen Material.
Die einzige Tür des Raums war so hoch wie die Decke, sodass er sich nicht darüber in der

klassischen Leoparden-Sprung-Position verbergen konnte, die ein beliebtes stilistisches Element

in melodramatischen Actionfilmen war. Hinter den Kojen gab es auch keinen Platz, um sich zu

verstecken, und die Duschkabine war transparent.
Es klickte im Schloss; er drehte sich um, und eine der Wachen öffnete die Tür und kam mit einem

dicken Papierstapel herein. »Hier«, sagte er und beobachtete Caine argwöhnisch, als er sich

bückte und den Stapel direkt hinter der Tür auf den Boden legte. »Mit einem schönen Gruß von

Präfekt Galway.«
»Was ist das denn?«, fragte Caine und schaute mit einem Stirnrunzeln auf das Papier.
»Sie hatten doch um ein Buch gebeten«, sagte die Wache. »Hier ist es.« Ohne den Blick von Caine

zu wenden, zog er die Tür an der Kante wieder zu.
Caine ging zum Papier hinüber und hob es auf, wobei er Galways Fähigkeiten wieder einmal Respekt

zollte. Ein elektronisches Buch hätte nämlich auch ein elektronisches Lesegerät erfordert, aus

dessen Innereien Caine vielleicht etwas zusammenzubasteln vermocht hätte, um die

Überwachungskameras zu deaktivieren. Und ein herkömmliches gebundenes Buch hätte man als

Wurfgeschoss einsetzen können. Also hatte Galway ihm eine fünfhundert Seiten starke

Loseblattsammlung zukommen lassen, die wirklich zu nichts anderem zu gebrauchen war als zum

Lesen.
Glaubte er jedenfalls.
Er legte den Stapel auf den Boden neben dem Plüschsessel, nahm die erste Seite und riss die

oberen zwei Ecken ab. Dann ging er zur Duschkabine und träufelte ein paar Tropfen Flüssigseife

aus dem Spender aufs Papier. Anschließend ging er zu den beiden auffällig unauffälligen Kameras

und klebte die Linsen fein

Weitere Kostenlose Bücher