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Die Judas-Variante - V3

Die Judas-Variante - V3

Titel: Die Judas-Variante - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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säuberlich damit ab.
Blieb natürlich noch immer die dritte Kamera.
Aber er wollte das Spiel zunächst mitspielen und den Anschein erwecken, als ob er sie nicht

gefunden hätte. Falls und wenn er bereit war, seinen Zug zu machen, würde diese Kamera ihn auch

nicht daran hindern.
Er nahm den Rest der Seite und faltete sie mehrfach akkurat, bis er ein schmales, steifes

Werkzeug gefertigt hatte, das wie ein Lineal aussah. Dann schob er den Plüschsessel zur Tür

hinüber, platzierte sich dort und setzte vorsichtig den Hebel im Spalt zwischen Tür und Rahmen

an. Es war schon spät, und er war auch müde, aber es würde komisch aussehen, wenn er nicht

wenigstens pro forma einen Ausbruchsversuch unternahm.
Es war natürlich völlig ausgeschlossen, dass sich mit einem derart labilen Werkzeug das Schloss

aufbrechen ließ; und er konnte sich auch vorstellen, dass die unsichtbaren Beobachter sich über

den aussichtslosen Fluchtversuch des Blackcollar köstlich amüsierten.
Er gönnte ihnen den Spaß. Indem er auf diese Art und Weise am Schloss herumfummelte, konnte er

nämlich das Ohr gegen die Metallwand legen und den Geräuschen lauschen, die durch diese Wand

übertragen wurden. Wie Lathe zu sagen pflegte, bestand der erste Schritt darin, das Terrain zu

sondieren und die unverwechselbare Signatur der Menschen, aller Bewegungen und der Ausrüstung in

sich aufzunehmen.
Also arbeitete Caine fleißig mit dem Werkzeug aus gefaltetem Papier und machte sich mit dem

Rhythmus seiner neuen Heimat vertraut.

»General?«, rief der Offizier in der Funkstation der Novak. »Die Passagierabteilung

meldet, dass die Fähre zurückgekehrt sei.«
»Verstanden«, sagte Lepkowski und wandte sich von der Brückenkanzel ab, von der aus er

kontemplativ die sich drehende verdunkelte Welt unter sich betrachtet hatte. »Wie ist der

aktuelle Status der Sicherheitskommunikation da unten?«
»Noch immer auf niedrigem Niveau, Sir«, sagte der Offizier. »Abgesehen von dieser einen

Dreißig-Minuten-Spitze herrscht dort unten Friedhofsruhe.«
Diese Amplitude war höchstwahrscheinlich durch die Entdeckung der Sicherheit verursacht worden,

dass die Abwurfkapseln nur Paraglider-Dummys befördert hatten. Wenn alles planmäßig verlaufen

war, hätten Lathe und die anderen nun in Inkosi City in Sicherheit sein müssen, wahrscheinlich

sogar schon in Shaws Stützpunkt und unter dem Schutz der Khala-Blackcollars.
Und wenn es nicht planmäßig verlaufen war, dann waren sie vielleicht schon tot.
Mühsam verdrängte er den Gedanken. Sie befanden sich in einer brenzligen Situation - ganz

bestimmt. Jede Militäroperation, so sorgfältig sie auch geplant war, war mit Risiken verbunden.

Aber er kannte diese Männer schon seit langer Zeit. Falls jemand diesen Auftrag auszuführen

vermochte, dann waren sie es.
Und er hatte im Moment auch Wichtigeres zu tun, als sich Sorgen zu machen. Er straffte sich und

trat hinter den Steuermann. »Planänderung, Leutnant«, sagte er und zog eine magnetische Codekarte

aus der Tasche seiner Uniform. »Hier ist der neue Kurs.«
»Jawohl, Sir«, sagte der andere mit einem leichten Stirnrunzeln, nahm die Karte und schob sie ins

Lesegerät. »Wir werden ungefähr drei Tage brauchen«, sagte er beim Blick aufs Display. »Damit

sind wir fast eine Woche über den Zeitplan - und die Zeit, die wir hier noch verbringen, nicht

mit eingerechnet.«
»Die Passagiere werden es schon überstehen«, beruhigte Lepkowski ihn.
Der andere lächelte sparsam. »Jawohl, Sir. Steuer in Bereitschaft.«
»Also los«, sagte Lepkowski. »Volle Leistung; maximale Geschwindigkeit.«
»Jawohl, Sir.«
Gemächlich scherte die Novak aus dem Orbit aus, und Lepkowski warf einen letzten Blick auf

den Planeten unter sich. Alles in Ordnung dort unten, redete er sich ein. Natürlich war es

das.

5
    »Silcox' Haus ist direkt um die Ecke«, sagte Reger und deutete durch die Windschutzscheibe auf

die nächste Kreuzung. »Das zweite Gebäude um die Ecke, zur Rechten. Ihr seht es schon über dieser

Häuserzeile.«
»Ja, ich sehe es«, sagte Skyler, beugte sich nach vorn und schaute Kanai über die Schulter,

während er die Brille über der Kampfhaube ausrichtete. Das Gebäude war relativ kurz und vier

Stockwerke hoch, wobei die zwei obersten Etagen die zweigeschossigen Reihenhäuser an der Straße,

die sie gerade befuhren, überragten.
Er richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die Straße und hielt Ausschau nach

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