Die Judas-Variante - V3
hätte.
Unwahrscheinlich, sagte er sich dann. Nachdem er noch kurz in den bewölkten Himmel über sich
geschaut hatte, ging er die Straße entlang zu dem Punkt, wo Anne und das Auto warteten.
Er hatte fünf Schritte getan, als der Pocher ansprach. Lauschangriff bestätigt, meldete
O'Hara. Weißer Kleinbus mit Überwachungsausrüstung.
Skyler morste zurück: Weiß das Subjekt von der Verfolgung?
Es trat eine Pause ein, während O'Hara der Frage nachging und seine Beobachtungen durch den
Filter seiner Blackcollarinstinkte siebte. Wahrscheinlich. Skyler verzog das Gesicht.
Andererseits kam diese Entwicklung auch nicht unerwartet. Wenn nicht einmal die subalternen
Regierungsangestellten, die Phoenix von ihrer Loyalitätskonditionierung befreit hatte, kein
Interesse hatten, ihre komfortablen Jobs zu riskieren, dann hatte von vornherein wenig Hoffnung
bestanden, dass der Leiter der Sicherheit höchstpersönlich dazu bereit gewesen wäre.
Aber Skyler war eben ein unverbesserlicher Optimist, und er hatte diese Hoffnung insgeheim
gehegt.
Zumal sie bisher noch nichts Genaues wussten. Fahr wieder nach Hause, signalisierte
er O'Hara. Aber schau öfter mal in den Rückspiegel.
Verstanden.
Dann würden sie die Sache also auf die harte Tour durchführen müssen. Mehr noch, sie würden es
kurzfristig durchführen müssen.
Er schaute grimmig. Zum Teufel mit dir, Jensen, fluchte er stumm in Richtung der
entfernten Berggipfel. Er hatte sich schon gefragt, ob der andere vielleicht irgendeine
Privatangelegenheit zu erledigen hätte, als er sich so schnell bereit erklärt hatte, bei Flynn
und seinem beschädigten Drachen zu bleiben.
Möglicherweise betraf diese Privatangelegenheit diesen Beobachter, den er bei ihrem letzten
Ausflug in die Gegend angeblich in Aegis Mountain hatte eindringen sehen. Skyler hatte damals
nichts davon gewusst, doch Mordecai hatte ihn und Lathe später darüber informiert.
Und wenn man Poirot Glauben schenken wollte, war er nun da draußen auf der Pirsch und killte
Ryqril.
Lathe hatte ihm gleich gesagt, dass er Jensen nicht mitnehmen sollte. Aber Skyler hatte es
natürlich wieder einmal besser gewusst. Und nun hatte er den Salat.
Die Kulisse der Verkehrsgeräusche wurde vom leisen, aber unverkennbaren Surren eines Spähers
überlagert. Instinktiv senkte Skyler den Kopf, um das Gesicht zu verbergen, und linste
gleichzeitig mit einem Auge zum näher kommenden Fluggerät hoch.
Wie sich herausstellte, handelte es sich nicht nur um einen Späher, sondern gleich um zwei, die
im Abstand von einem Dutzend Meter nebeneinander flogen; zwischen ihnen war eine große, flache
Sensorenscheibe an Kabeln gespannt. Es war kein optischer Scanner, wie Skyler vielleicht erwartet
hätte, sondern die Art von Mikroradar und Materialsensor, die für die Suche nach bestimmten
Metallen und Verbundstoffen sowie nach Energie- und anderen Strahlungsquellen eingesetzt
wurden.
Die Ausrüstung der Blackcollars enthielt natürlich nicht so viel Metall, um sie aus dem
Hintergrundrauschen hervorzuheben, und außer dem Pocher und den Sendern mit kurzer Reichweite
benutzten sie gar keine Energiequellen. Gerade um sich vor solchen Ortungsgeräten zu schützen,
hatten sie sich von vornherein auf eine einfache Ausrüstung verlegt.
Was wiederum bedeutete, dass diese Späher nicht auf der Suche nach Skylers Team waren. Wonach suchten sie dann ?
Und dann fiel der Groschen, und er lächelte verhalten. Natürlich: Das war der Bemerkung über
Phoenix' geheimes Waffenlager geschuldet, die er Poirot gegenüber gemacht hatte. Er hatte ihm
diesen Köder hingeworfen, um die Rebellenstreitmacht größer und stärker erscheinen zu lassen, als
sie in Wirklichkeit war. Er wollte dem General gegenüber den Anschein erwecken, dass sie
wahrscheinlich als Sieger aus der ganzen Sache hervorgehen würden. Und der General hatte den
Köder anscheinend auch geschluckt.
Das war Skyler nur recht. Denn je mehr Männer und Fahrzeuge die Sicherheit für sinnlose
Suchaktionen nach großen Organisationen und nicht existierenden Waffenlagern abstellte, desto
weniger würden ihnen dann zur Bekämpfung der eigentlichen Gefahr zur Verfügung stehen.
Er erreichte das Fahrzeug und stieg ein. »Na?«, fragte Anne.
»Du hattest recht«, gestand Skyler ein. »Er ist immer noch auf ihrer Seite.«
»Ich hab's dir doch gesagt«, sagte Anne. »Und was nun?«
»Wir tricksen sie aus, so wie sie uns austricksen wollen«, sagte
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