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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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trist hier«, pflichtete Galway ihm bei und ließ ebenfalls den Blick
schweifen. »Die Anlage war während des Kriegs ein Fernspäher-Stützpunkt, von dem aus anfliegende
Ryqril-Schiffe mit Radar und Flakscheinwerfern erfasst wurden.«
»Und weil die Ryqril auf diese Zielerfassung entsprechend reagiert hatten, wurden solche Anlagen
in größerer Entfernung von wichtigen militärischen und zivilen Einrichtungen platziert?«
»Exakt«, sagte Galway. »Soweit ich weiß, gab es einen ganzen Halbkreis dieser Einwege-Einrichtungen um Inkosi City.«
»Die Besatzung dieses Bunkers hat wohl Glück gehabt.«
»So viel Glück, wie irgendjemand hatte«, sagte Galway leise, und Caine sah ihm an, dass er von
Erinnerungen gequält wurde. Für einen Moment schien er in die Vergangenheit zurückzublicken, doch
dann normalisierte sich sein Gesichtsausdruck, und er konzentrierte sich wieder auf Caine. »Ich
werde jedenfalls Anweisungen bezüglich der Musik und der Lektüre hinterlassen.«
»Haben Sie woanders dringendere Geschäfte zu erledigen?«
»Das Spiel geht weiter«, sagte Galway und ging in den Korridor hinaus. »Sie sind leider nicht
mehr dabei. Gute Nacht.«
Er verschwand im Korridor. Die beiden Sicherheitsleute gingen hinter ihm rückwärts zur Tür hinaus
und behielten Caine die ganze Zeit im Blick.
Dann schloss sich die Tür mit einem massivdumpfen Schlag, gefolgt von einem ebenso soliden
Klicken des Schlosses.
Und Caine war allein.

Galway vergewisserte sich, dass die Zellentür sicher hinter ihnen verriegelt war. Dann postierte
er die beiden Sicherheitsleute als Wachen vor der Tür, ging zum Aufzug zurück und fuhr in den
Kontrollraum zwei Etagen höher. Er sah niemanden im Korridor im Untergeschoss, auch nicht im
Aufzug oder im Korridor im Erdgeschoss. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich. Haberdae
hatte darauf bestanden, dass der Stützpunkt Herbst-Drei lediglich mit einer Rumpfbesatzung
bemannte wurde - nur mit so viel Personal, wie er für die Versorgung und Bewachung des einzigen
Gefangenen für absolut erforderlich hielt.
Sparsam im Kleinen und doch verschwenderisch, ging Galway die alte Redensart durch den
Kopf.
Haberdae wartete schon im Kommandoraum. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, stand hinter
dem Techniker an der Instrumentenkonsole und schaute finster auf die drei aktiven Bildschirme,
die das Innere von Caines Zelle zeigten. Taakh stand wie eine stumme, dräuende Statue in einer
Ecke. »Was tut er gerade?«, fragte Galway beim Betreten des Raums.
»Bisher schaut er sich nur um«, meldete der Techniker. »Ich kann Ihnen aber nicht sagen, ob er
die Kameras schon entdeckt hat oder nicht.«
»Zwei Kameras hat er auf jeden Fall schon erspäht«, sagte Galway und trat neben Haberdae. »Es
wird eine interessante Beobachtung, ob er sie deaktiviert oder sich darauf beschränkt, ihnen nach
Möglichkeit auszuweichen.«
»Ich bin sicher, was auch immer er tut, ist ein Faszinosum«, sagte Haberdae grantig. »Und wenn
Sie in der Zwischenzeit Ihre Aufmerksamkeit wieder auf das aktuelle Thema richten würden - es
braut sich hier möglicherweise ein ernstes Problem zusammen. Ihre Kontaktperson Judas meldet,
dass Lathe und die Khala-Blackcollars sich wahrscheinlich für einen Konkurrenzkampf
rüsten.«
Galway runzelte die Stirn. »In welcher Angelegenheit denn?«
»Was glauben Sie wohl?«, entgegnete Haberdae unwirsch. »Bezüglich der ganzen Khorstron-Operation.
Unseren Westentaschen-Napoleon Tactor Shaw scheint der Hafer zu stechen. Er scheint tatsächlich
zu glauben, dass er bei allen Operationen, die hier stattfinden, den Ton angeben
müsste.«
Da drängte sich ein Vergleich förmlich auf, doch Galway hatte beschlossen, sich möglichst
diplomatisch zu verhalten, solange er sich in Haberdaes Zuständigkeitsbereich befand. »Was sagt
Lathe denn dazu?«, fragte er stattdessen.
»Er scheint geneigt sein zu kämpfen«, sagte Haberdae. »Er hat sich auf die Autorität berufen, die
Caine von der Erde verliehen wurde, und Shaw hat daraufhin einen Rückzieher gemacht. Aber er wird
es sich vielleicht doch noch anders überlegen.« Er beäugte Galway. »Und wenn er das tut, hat er
auch genügend Leute hinter sich, um seine Interessen durchzusetzen. Laut Shaw sind fast hundert
Blackcollars abrufbereit.«
Galway starrte ihn an. »Wieso haben Sie mir nicht gesagt, dass er über eine solche Streitmacht
verfügt?«
»Weil wir es nicht wussten«, erwiderte Haberdae. »Außerdem,

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