Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Doch wo konnte diese Münze sein? Sie lag sicherlich irgendwo versteckt im Vatikan und wartete nur darauf, entdeckt zu werden.
Rienzi griff nach seiner Bibel; es musste in ihr doch ein paar Hinweise geben.
* * *
»Stimmt es, dass Ihr Sohn Marco gestorben ist?«, fragte einer der Minister.
»Ja«, sagte Martinelli und wischte sich eine Träne aus dem Auge. Er ließ den Blick über die fünfzehn Kabinettsminister schweifen, die sich an dem langen Tisch versammelt hatten.
»Woran ist er gestorben?«
»Ich weiß es nicht. Er erkrankte an einer Grippe, einer Art Lungenentzündung.«
»Handelt es sich um das Fischvirus?«
Der Ministerpräsident Italiens schüttelte den Kopf. »Mir wurden keine Beweise dafür vorgelegt, dass das Virus auf Menschen überspringen kann. Überhaupt keine.«
»Die Leute behaupten, dass eine Epidemie ausgebrochen sei.«
»Das ist eine Lüge«, erwiderte Martinelli barsch. Er warf seinem Gesundheitsminister einen Blick zu – und nötigte ihn mit seiner ganzen Macht, nicht zu intervenieren und ihre Deckung auffliegen zu lassen. »Aber ich werde unsere medizinischen Experten bitten, in der Angelegenheit zu ermitteln. Die Menschen sollten sich keine Sorgen machen; sie ziehen voreilige Schlüsse.«
»Wurde irgendetwas vertuscht?«
»Natürlich nicht«, rief Martinelli und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich weiß nicht mehr als Sie. Und der Präsident der Vereinigten Staaten auch nicht, mit dem ich gestern zusammentraf. Wann habe ich das italienische Volk jemals belogen?«
Stille. Die Kabinettsmitglieder waren da nicht ganz sicher. Der Ministerpräsident war biegsamer als eine Schlange, die Aerobic praktizierte.
»Wird man Ihren Sohn obduzieren?«
Martinelli zog ein verächtliches Gesicht. Diese Beleidigung des Finanzministers würde er sich merken. »Selbstverständlich. Die Wahrheit wird ans Licht kommen.«
Erleichtert setzten sich die Kabinettsmitglieder zurück. Sie hatten einen Heidenschreck bekommen, aber der Präsident war sicherlich ebenso verunsichert wie sie. So viel zum Thema Gerüchte. Es bewies nur, wie leicht alles außer Kontrolle geraten konnte, und man hatte schon genug Probleme wegen des Mangels an Wasser und Lebensmitteln am Hals.
»Ich werde die Medien über unsere Sitzung informieren«, sagte Martinelli. »Aber sagen Sie allen, sie sollen sich beruhigen. Es besteht keinerlei Zusammenhang zwischen dem Fischvirus und dem Tod meines Sohnes. Ich kann zwar nicht garantieren, dass das Virus Menschen nicht ansteckt – diese Frage müssen die Medizinexperten und Wissenschaftler beantworten –, aber ich schwöre, dass mir niemand irgendwelche Beweise vorgelegt hat. Und wir brauchen Beweise. Bis dahin gibt es keine Epidemie.«
»Und es gibt auch keine Verschwörung?«, fragte eine untergeordnete Ministerin, eine junge Frau, die erst kürzlich ins Kabinett berufen worden war. Sie leitete das Ressort Kulturelles Erbe.
Martinelli hob abschätzig die Brauen, ließ sich aber nicht zu einer Antwort herab. Verschwörungen! Die Leute witterten überall Verschwörungen. Sie würden noch vermuten, dass die ganze Regierung eine einzige Verschwörergruppe war.
»Carlo, Aristide, könnten Sie noch kurz bleiben?«
Die Kabinettssitzung war beendet. Sobald alle anderen den Raum verlassen hatten, bedeutete Martinelli seinem Verteidigungs- und seinem Gesundheitsminister, ihm in sein Büro zu folgen. Seine alten politischen Verbündeten hatten Angst, das sah er. Sie nahmen in einer Ecke des Zimmers Platz.
»Vernichten Sie alle Unterlagen, alle Berichte, alles! Tun Sie so, als sei nichts geschehen! Dann geben Sie die Entdeckung bekannt!«
Der Gesundheitsminister leckte sich die trockenen Lippen. »Die Leute könnten uns lynchen …«
»Die werden nicht dahinterkommen – nicht, wenn Sie Ihren Part spielen«, erwiderte Martinelli mit drohendem Unterton. »Vertrauen Sie mir! Ich habe Sie doch noch nie im Stich gelassen, oder?«
»Nein.«
»Und ich habe Sie gewarnt, damit Sie Ihre Frauen und Kinder aus Rom wegschaffen können. Den Grund haben Sie doch nicht genannt, oder?«
»Nein«, logen beide. Die ganze Sache wurde ziemlich unangenehm, aber sie hatten mehr Angst vor Martinelli als vor der Öffentlichkeit. Er konnte ziemlich grässlich werden, wenn man ihm in die Quere kam, außerdem konnte er sie zu politischen Sündenböcken machen.
»Was gibt’s Neues?«
Der Gesundheitsminister stotterte: »Das Virus breitet sich rasend schnell aus. Wir werden das nicht mehr lange
Weitere Kostenlose Bücher