Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
geheim halten können.«
»Aber wie breitet es sich aus?«
»Wir glauben, durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder durch Körperkontakt mit infizierten Personen. Aber es gibt vielleicht noch eine andere Möglichkeit, eine schlimmere.«
»Was für eine?«
»Durch die Atemluft.«
»Durch die Atemluft?«
Als er das sagte, wurde dem Ministerpräsidenten klar, warum der Gesundheitsminister und der Verteidigungsminister versuchten, Distanz zu wahren. Er lächelte maliziös. Dann glaubten die also,
er
könnte das Virus in sich tragen. Na, sie steckten alle mit drin. Martinelli trat ganz nahe an seinen Gesundheitsminister und tätschelte ihm die Schulter.
»Das glaube ich nicht. Ich denke, Sie bilden sich da etwas ein. Schauen Sie, wir halten zusammen, halten den Mund, dann wird schon nichts passieren. Und wird die Nachricht publik, streiten wir jede Verantwortung ab.«
Und damit warf er seine Minister beinahe aus seinem Büro hinaus. Ihm blieb nur sehr wenig Zeit – ein paar Stunden. Schon bald würden italienische Ärzte und Experten im ganzen Land die Lungenentzündungen mit dem Fischvirus in Zusammenhang bringen, und die Zahl der Toten würde trotz aller Bemühungen des Gesundheitsministers durchsickern. Martinelli machte sich rasch an die Arbeit. Ein Strom von präsidialen Anordnungen folgte. Ohne einen Pass, den der Präsident persönlich unterzeichnet hatte, durfte niemand aus Italien ausreisen oder einreisen. Auf allen Straßen und Autobahnen wurden militärische Kontrollpunkte eingerichtet. Der Umzug aus einer Region in die andere – ob mit dem Auto oder per Zug – war nur mit Passierschein gestattet, den ein eigens dafür ernannter militärischer Befehlshaber ausgab. Alle Nachrichtensendungen wurden zensiert. Gerüchte zu verbreiten, die Panik hervorrufen konnten, wurde unter Strafe gestellt.
Noch am selben Nachmittag lud der italienische Ministerpräsident Medienvertreter in den Regierungspalast ein und gab eine Erklärung ab. Es gebe keinerlei Beweise für einen Zusammenhang zwischen dem Fischvirus und den Todesfällen aufgrund von Lungenentzündungen. Allerdings habe er ein Team von Experten ernannt, die in dieser Angelegenheit unverzüglich ermitteln sollten. Ihr Bericht werde veröffentlicht werden. Zudem sei sein geliebter Sohn Marco vermutlich an einer Überdosis gestorben. Er schäme sich, das einzugestehen, aber der Junge habe manchmal Drogen genommen. Das sei eine Tragödie für die Familie, und er hoffe, dass die Öffentlichkeit Verständnis zeige. Man werde jedoch eine Obduktion durchführen, und auch dieses Ergebnis werde veröffentlicht.
Zwar sammelte Martinelli auf diese Weise Sympathiepunkte in der Öffentlichkeit, doch hatte er genug getan, um seine Spuren zu verwischen? Und wenn der Gesundheitsminister ihn verriet? Normalerweise würde Aristide so etwas nie wagen, aber es waren keine normalen Zeiten.
Er griff zum Hörer und zitierte seinen Geheimdienstchef in seine Privatwohnung. Tiziano war Experte darin, wie man Probleme löste. Was sonst noch? Zeit, ein weiteres Telefonat zu führen.
»Liebling, wo bist du?«
In seiner Villa in Bari hatte seine Geliebte ein paar Entscheidungen getroffen.
»
Ciccetto
, ich komme nicht weg von hier, die Autobahnen sind gesperrt.«
»Ich schicke dir einen Heli.«
»Lass mal!«, sagte sie hastig. »Ich komme morgen.«
»Gut.« Martinelli zögerte. Er brauchte einen Haken, um sie auf seine Seite zu ziehen. »Caterina, ich liebe dich.«
»Ich dich auch.«
»Kommst du ganz bestimmt?«, flehte er.
»Würde ich dich je belügen?«
Caterina legte auf. Als ihr Leibwächter das Schlafzimmer betrat, sagte sie, er solle sich ausziehen.
»Fährst du?«, fragte er.
Caterina schüttelte den Kopf. Man munkelte, dass Martinellis Sohn an der Epidemie gestorben sei, was
ihren
Schlachtplan radikal veränderte. Der italienische Ministerpräsident war ihr nützlich, aber sie war nur sein Spielzeug. Und es gab etwas, das wichtiger war als Sex: überleben. Dafür brauchte es einen anderen Typ Mann, einen fitteren. Sie blickte hinüber zu ihrem Bodyguard und legte einen Striptease hin, beginnend mit dem Büstenhalter. Es war Zeit, die neue Beziehung zu zementieren. Bei Männern war das ganz leicht; gespreizte Beine öffneten Türen.
Unterdessen schloss Martinelli in seinem Präsidentenbüro die Tür. Er verbrachte ein wenig Zeit damit, Unterlagen auszusortieren, viele davon vernichtete er. Andere stopfte er in eine Aktentasche. Heute Abend würde er mit
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