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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Hände des heiligen Petrus gelegt wurden, den, wie es in der Bibel hieß, die Pforten der Hölle nicht überwältigen würden.
    Rienzi hatte von dem Gerücht gehört und war neugierig gewesen, doch als er Benellis Nachfolger, Kardinal Hewson, darauf ansprach, hatte der Amerikaner das Gerücht mit spöttischem Lachen abgetan. Das sei doch nur eine Legende, hatte er gesagt, nichts, womit man sich abgeben müsse. Hewson, von dem viele geglaubt hatten, er werde der nächste Papst, war unter mysteriösen Umständen gestorben: Er wurde tot in seinem Schlafzimmer aufgefunden, während des Konklaves, bei dem der nächste Papst gewählt werden sollte. Todesursache Herzinfarkt, hatte auf der Sterbeurkunde des Vatikan-Arztes gestanden, und beim Konklave war dann der derzeitige chinesische Papst gekürt worden.
    Was bedeutete die Geschichte mit den Silbermünzen? Nichts. Es war eine Legende. Und dass ein Mann vielleicht Papst geworden wäre, wäre er nicht einem Herzanfall erlegen (zweifellos infolge des bevorstehenden Stresses in seinem Amt)? Auch nichts.
    Jedoch gab es da
eine
Sache. Ein Kardinal, der Rienzis vollstes Vertrauen hatte, einer ihrer Mitverschwörer, hatte ihm anvertraut, er habe vor etwa neun Jahren an einem Geheimtreffen im Turm der Winde teilgenommen – an einem Treffen, bei dem der aktuelle Papst die Existenz dieser Münzen und ihrer Macht bestätigte. Der Turm der Winde! Ein geheimnisvoller Ort. Rienzi hatte diesen Turm noch nie aufgesucht. Der Turm befand sich unter der Obhut des Präfekten des Geheimarchivs, und vermutlich besaß nur er den Schlüssel dazu. Ah – da war noch
eine andere
Sache. Kürzlich war der Präfekt tot im Turm aufgefunden worden. Es hieß, er sei mitten in der Nacht dort hingegangen (warum, wusste niemand) und dabei die Wendeltreppe hinabgestürzt.
    Hatte irgendetwas von diesen Dingen eine Bedeutung? Wahrscheinlich nicht, aber Rienzi brüstete sich damit, eine Art Amateurdetektiv zu sein. Außerdem war er wie der gegenwärtige Papst Mystiker und hegte keinen Zweifel, dass es sich bei der Bibel um ein Buch handelte, das sich nur einer mystischen Interpretation wahrhaft erschloss. Sie war ein Buch der Symbole und tiefen Bedeutungen. Unter den Worten lagen Einsichten ins spirituelle Reich verborgen. Überdies handelte es sich um ein Werk, das mit Sorgfalt behandelt werden musste, denn es erzählte viel von dem geheimnisvollen Geist, von Satan. Rienzi dachte noch tiefer nach. Waren all die derzeitigen Katastrophen in der Welt mit jenem großen Geist des Bösen verknüpft? Vielleicht, denn das Böse war eine lebendige Kraft und arbeitete auf die Erfüllung seines eigenen Plans hin. Und: Einmal angenommen, nur angenommen, die Silberlinge des Judas existierten und verfügten über eine mystische Macht, konnte dann, wenn man sie zerstörte, Satans Herrschaft über die Welt gebrochen werden? War es dies, wonach der Papst strebte?
    Rienzi verlagerte das Gewicht auf dem Stuhl, ordnete die Teile des Puzzles vor seinem inneren Auge. Wie sie zusammenfügen? Die grundlegende Annahme, der er sich nicht entziehen konnte: Die Silberlinge des Judas existierten. Und
wenn
sie existierten, dann mussten sie irgendwo sein. Der Legende nach befanden sich zumindest einige im Grab des heiligen Petrus unter dem Dom. Doch wenn er und seine Kardinalskollegen versuchten, dort nach ihnen zu suchen, würden sie auf der Stelle entdeckt und aus dem Amt entfernt werden. Außerdem hieß es, dass Johannes oft das Grab des ersten Apostels besuchte, und ihm würde jede verdächtige Aktivität sofort auffallen. Jammerschade. Aber es gab doch einen anderen Ort, an dem man mit den Ermittlungen beginnen konnte, oder?
    Den Turm der Winde.
    Da der Präfekt des Geheimarchivs tot war, besaß vermutlich der Leiter der Vatikanischen Bibliothek den Schlüssel zum Büro des Präfekten. Und wahrscheinlich würden sie in seinem Büro auch Mittel finden, in den Turm zu gelangen. Natürlich müssten sie das im Verborgenen tun, bei Nacht. Und dann müssten sie den Schlüssel stehlen – nun ja, vorübergehend ausleihen. Die Silberlinge des Judas waren demnach nicht nur ein Symbol des Bösen, sie enthielten auch einen Hinweis darauf, wie Satan besiegt werden konnte. Ja, das war’s! Je länger Kardinal Rienzi darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass sich das seltsame Gebaren von Johannes  XXVI . möglicherweise auf diese Art erklären ließ. Der Papst versuchte, die letzte Münze des Judas zu finden und Satan herauszufordern.

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