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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Ich brauche dich.«
    Caterina blickte hinüber zu dem nackten Leibwächter, der die fleckigen Laken vom Bett abzog. Es war das erste Mal, dass Martinelli sie auf diese Art um etwas bat. Wollte er sich vielleicht scheiden lassen?
    »Natürlich komme ich,
ciccetto
. Aber … was ist mit deiner Frau?«
    »Ich sorge dafür, dass sie nicht hier ist.« Er wischte sich die Tränen ab.
    »Gut. Ich komme noch heute.«
    Martinelli legte auf. Gott sei Dank gab es zumindest einen Menschen auf Erden, dem er am Herzen lag. Nun mit der einzigen anderen Person sprechen, die ihn in dieser elenden Welt noch liebte. Er rief seine Frau an. Das Telefon klingelte lange. Er fluchte mehrmals. Angestellte waren zu gar nichts zu gebrauchen! Plötzlich ging jemand an den Apparat. Nicht seine Frau, sondern die Haushälterin.
    »Herr Ministerpräsident, ich wollte Sie gerade anrufen. Der Arzt ist soeben aus dem Haus gegangen.«
    »Der Arzt?«
    »Ihre Frau ist seit heute morgen krank. Sie ist zusammengebrochen.«
    Martinelli sträubten sich die Nackenhaare. »Stellen Sie mich zu ihr durch!«
    »Clara?«
    »Roberto, was ist denn los?« Ihre Stimme klang schwach.
    Martinelli wollte antworten, doch er brachte kein Wort heraus. Er gab nur einen unartikulierten Laut von sich.
    »Er ist tot, nicht wahr?«
    Er hörte, wie seine Frau am anderen Ende der Leitung bitterlich weinte. Schließlich sagte sie: »Ich komme nach Rom zurück.«
    »Nein, nein. Bleib, wo du bist! Es geht dir nicht gut. Was hast du?«
    »Eine starke Erkältung.«
    »Hat der Arzt gesagt, was es ist?«
    »Er ist sich nicht sicher.«
    »Ich komme, sobald ich kann, Clara. Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.« Es war richtig, das zu sagen, auch wenn sie es wegen seiner vielen Seitensprünge schon vor Jahren aufgegeben hatte, ihn zu lieben.
    Verzweifelt legte der italienische Ministerpräsident das Telefon aus der Hand. Es war ganz klar, was er tun musste. Geliebte waren zum Vergnügen da, aber eine sterbenskranke Ehefrau, das war die Wirklichkeit. Clara! Er durfte sie nach seinem Sohn einfach nicht verlieren! Nicht beide. Er glaubte nicht an Gott, aber jetzt zahlte Gott ihm seine Missetaten heim, nicht wahr?
    Martinelli trat ans Fenster und blickte hinunter in den Innenhof. Menschen eilten hin und her, aber er sah sie nicht. Die Wahrheit lautete: Er liebte seine Frau. Warum also hatte er sich ihr gegenüber wie ein Dreckskerl benommen? Warum hatte er sie vernachlässigt? All die Ausreden, die er sich über die Jahre selbst vorgemacht hatte, flohen seinen Geist. In seinem Schmerz wusste er, dass er sie liebte – dass sie auf eine geheimnisvolle Weise ein Teil von ihm war. Er musste sofort zu ihr – es war entscheidend. Und wenn sie sich erholt hatte, konnte er sich ja mit Caterina versöhnen und sich deren Liebe zurückkaufen. Doch zunächst mal musste er eine Kabinettssitzung leiten. Sollte er die Wahrheit sagen oder lügen? Aber ihm blieb keine Wahl. Überhaupt keine.
    Er musste tun, was die Realität ihm diktierte.
    * * *
    Andernorts in Rom saß Kardinal Rienzi in seiner Wohnung im Vatikan. Er legte die Hände zusammen wie zum Gebet und schloss die Augen. Er wollte ein paar Fäden miteinander verknüpfen.
    Was war dem Papst bekannt? Das war das Entscheidende. Johannes  XXVI . wusste etwas, und das hing mit den Silberlingen des Judas zusammen. Entweder das, oder er war ein Verrückter. Denn nur ein Verrückter würde das Hab und Gut der Kirche verschenken und den Vatikan mit Behinderten füllen. Nur ein Verrückter würde die Bürokratie auflösen und seine besten Priester in die Provinz schicken. Ein Verrückter oder ein Heiliger. Nicht selten verlief nur ein schmaler Grat zwischen beiden. Im Laufe der Jahrhunderte hatte die Kirche zahlreiche Mystiker und Seher erlebt. Einige waren echt gewesen, viele davon Betrüger.
    Die Silberlinge des Judas. Existierten sie? Jahre zuvor, als Kardinal Benelli Leiter des Heiligen Offiziums gewesen war, kursierte unter den leitenden Kardinälen im Vatikan ein merkwürdiges Gerücht, wonach das Grab des heiligen Petrus unter dem Hochaltar der Basilika nicht nur den Leichnam des ersten Apostels enthielt, sondern auch einen Silberkelch. Und dass dieser Kelch Silbermünzen enthielt – Münzen, mit denen Judas von den jüdischen Priestern bezahlt worden war, damit er Jesus verriet. Das Gerücht besagte auch, dass die Münzen über außerordentliche Kräfte verfügten – Kräfte des Bösen, die nur gebrochen werden konnten, indem die Münzen in die

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