Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Villa. Wir haben mit dem Flugzeug Vorräte hingeschafft.«
»Wer hat das autorisiert?«
»Du. Na ja, ich – in deinem Namen, weil ich wollte, dass es ein Geheimnis bleibt, und ich wusste, dass wir es brauchen würden.« Tiziano verschwieg Martinelli, dass er und der Chef der Streitkräfte den Namen und die Autorität des Präsidenten für zahlreiche weitere Aktionen missbraucht hatten. »Es ist alles bereit.«
»Oh.«
Tiziano lächelte zynisch. Nach Martinellis Tod würde er die Macht übernehmen. Loyalität war eine Illusion in der Politik. Mehr noch: Politik war eine Illusion, nicht aber Macht.
»Ich habe in der Villa ein Kommunikationszentrum installieren lassen. Niemand wird davon erfahren, wenn du Rom verlässt. Es sind nur zwei Stunden mit dem Helikopter, und wir können hierher zurückkehren, sobald sich alles beruhigt hat.«
»Eine großartige Idee«, sagte Martinelli lebhaft. »Aber ich gehe noch nicht.«
»Wenn du bleibst, stirbst du.«
»Die Seuche entwickelt sich womöglich anders, als wir denken.«
»Glaube mir, es wird so kommen«, sagte Tizianao. »Rom hat drei Millionen Einwohner. Ich wette, in drei Wochen werden es nur noch dreihunderttausend sein.«
»Einverstanden.« Martinelli schlug ein. Er und Tiziano wetteten hin und wieder, und normalerweise gewann er. »Lass die Insel für mich vorbereiten, und wir fliegen, sobald sich die Lage verschlechtert. Ach, und vergiss nicht, dass wir Caterinas Leibwächter töten lassen. Ich mag es nicht, wenn mich jemand betrügt.«
»Gut.« Tiziano stand auf. Er würde zu gegebener Zeit darauf zurückkommen. Und was Caterina betraf – die war bereits Geschichte. Er würde ein anderes Model, eine andere Schauspielerin für den Boss suchen; es war die Lust, Wollust, die den alten Knaben auf Trab hielt.
Martinelli, die Freundlichkeit in Person, begleitete ihn aus dem Büro. Als sein Busenfreund gegangen war, kehrte er an seinen Schreibtisch zurück und blieb mit verdrießlicher Miene sitzen. Wie hatte Caterina ihm nur so etwas antun können? Er hatte sie wirklich gerngehabt. Es war bösartig, böse. Sollte sie die Seuche haben, dann geschah es ihr recht. Jetzt gab es niemanden mehr auf Erden, dem er vertraute – abgesehen von Tiziano. Der war seit mehr als dreißig Jahren sein loyaler Freund. Aber Macht korrumpiert die Seele. Er seufzte.
Wieder klopfte es.
»Nein!«
Seine Sekretärin betrat das Zimmer. »Der Papst steht jetzt zu einem Treffen zur Verfügung.«
Aus unbekanntem Grund lächelte Martinelli.
38
Ja, ich selbst hole Esau aus dem Versteck,
decke seine Schlupfwinkel auf, so dass er sich nicht mehr
verbergen kann. Seine Brut wird vernichtet,
seine Verwandtschaft und seine Nachbarn …
Jeremia 49,10
J efferson lag auf der Seite im Bett und spürte, wie eine Hand ihn leicht anstieß.
»David?«
»Ja?«
»Sie sind auf Hawaii eingetroffen.«
»Großartig.« Verschlafen blickte der Präsident der Vereinigten Staaten auf seine Armbanduhr. Es war sechs Uhr morgens. Seine Frau zog ihren Morgenmantel aus und legte sich nackt neben ihn. Sie fühlte sich etwas kühl an, also musste sie etwas länger auf gewesen sein.
»Sam hat Husten. Ihr Hals ist wund.«
Er lag da und bemühte sich, keine unwillkürliche Bewegung zu machen, um seine Frau nicht zu beunruhigen. »Es ist nur der Flug. Er war sehr lang.«
»Ich mache mir Sorgen, David.«
Er schwieg.
»David?«
»Zieh keine voreiligen Schlüsse!« Er hörte sein Herz schneller schlagen. »Es ist nur ein Husten. Er wird vergehen.«
»Ich finde, ich sollte hinfliegen …«
Jefferson drehte sich um und flüsterte verärgert: »Nancy, es ist
nicht
das Virus. Die Kinder sind auf Hawaii viel sicherer als hier. Wir haben alles für sie getan, was wir können …«
»Ich fliege hin …«
»Wir waren uns einig, dass das keinen guten Eindruck machen würde …«
»Ich bin ihre Mutter.«
»Und ich bin ihr Vater«, er drückte das Kopfkissen nach unten, damit er sie direkt ansehen konnte. »Hör auf, in Panik zu verfallen! Sam hat nichts, ich schwöre es. Es ist nur ein Husten.«
Nancy Jefferson versuchte aus dem Gesicht ihres Mannes innere Ruhe zu beziehen. Seine Miene wirkte ungewöhnlich angespannt. Das wunderte sie nicht. Die Belastung des Präsidenten war enorm – die Belastung, kaum etwas gegen die Ausbreitung der Epidemie ausrichten zu können. Sie senkte die Stimme, flüsterte: »Ich möchte wissen, wie die Sache angefangen hat.«
»Das kann ich dir nicht sagen«,
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