Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Kirche herbeizuführen.
Der Papst hatte die letzte Münze dem direkten Nachkommen des Judas gegeben.
Ins Gelobte Land
47
Wir sind hier auf Erden, um anderen Gutes zu tun.
Wozu die anderen hier sind, weiß ich nicht.
W. H. Auden
G ehen wir!«, sagte Josua.
»Wo ist Bruder Theodore?«
»Er ist heute Morgen fortgegangen. Weiter oben im Berg gibt es noch eine Höhle.«
»Kommt er nicht mit uns mit?«
»Nein.«
Der Mönch hatte ihnen einen Korb mit Essen und Wasser und einen Schirm dagelassen. Sie hoben beides vom Boden auf und verließen die Höhle. Es war früh am Morgen, es dämmerte erst, deshalb war es noch kühl.
»Es dürfte eigentlich nur ein paar Stunden dauern, bis wir wieder zu Hause sind. Letztes Mal haben wir uns verlaufen.«
»Das musst gerade du sagen«, erwiderte Jussef.
»Wir legen die Strecke in Etappen zurück.«
Und das taten sie denn auch. Nach und nach stiegen sie den Berg hinunter, wobei sie immer wieder Rast machten. Josua hatte sich erholt, zumindest hatten seine körperlichen Schmerzen nachgelassen. Sein spiritueller Zustand war anders. Als er den Berg hinabstieg, sorgte er sich, er könnte auch spirituell hinabsteigen, so dass sein Verstand die Kontrolle übernehmen würde und sein Herz, seine Intuition, getrübt werden könnte. Außerdem machte er sich Sorgen wegen Mönch Theodore. Der hatte gesagt, sie würden sich auf Erden nicht noch einmal sehen.
Würde er also auf dem Berg sterben? Als sie vor dem Kloster ankamen, war das Tor fest verschlossen, und das Gelände wirkte verlassen. Beide riefen aus Leibeskräften.
Schließlich erschien einer der jungen Mönche. Er stand auf der hohen Brustwehr über dem Tor und rief: »Brüder, die Seuche hat uns erreicht. Ihr dürft nicht hereinkommen.«
»Wie viele sind gestorben?«
»Wir sind nur noch zu sechst.«
Jussef wandte sich um und blickte die lange Straße hinunter in Richtung Kairo. Es war zu weit, um zu Fuße dort hinzugelangen, sie würden in der Hitze umkommen. »Habt ihr irgendein Transportmittel?«
»Nein.«
Josua rief hinauf: »Wir kommen herein. Wir gehen das Risiko ein.«
»Einen Moment noch!«, sagte Jussef warnend. »Wenn wir dort hineingehen, bedeutet das unseren sicheren Tod.«
»Und wenn wir nicht hineingehen?«
Der Mönch kam herunter und ließ sie ein. Als er das Tor hinter ihnen schloss, sagte er: »Meine Gebete wurden erhört. Zwei weitere von uns sind schwach, und ich brauche Hilfe beim Kochen. Die Seuche ist gekommen, nachdem der letzte Tourist gegangen war. Alle Mönche, die sich krank fühlen, legen wir ins Bett in ihrer Zelle. Wir bringen ihnen aber nach wie vor Essen und Trinken.«
Josua und Jussef gingen ins Refektorium. Letzterer erwartete, besorgte Mienen zu sehen. Stattdessen empfingen die drei anderen Mönche die Neuankömmlinge völlig gelassen. Warum sollten sie den Tod fürchten, wenn sie sich ein Leben lang darauf vorbereitet hatten? Nachdem sie etwas gegessen hatten, halfen Josua und Jussef dem jüngeren Mönch, zwei Gräber auszuheben. Den Nachmittag verbrachten sie im Garten und holten alles Gemüse aus dem Boden, das sie finden konnten.
»Was passiert, wenn die Lebensmittel zur Neige gehen?«, fragte Jussef.
»Keine Ahnung«, erwiderte der junge Mönch. »Wir nehmen jeden Tag, wie er kommt.«
»Wir werden alle tot sein, bevor die Lebensmittel zu Ende gehen«, flüsterte Jussef Josua zu. Er kicherte bei sich. Angesichts der im Kloster praktizierten Kochkünste konnte das durchaus die bessere Wahl sein.
Am Abend verstarb einer der kranken Mönche. Nachdem sie ihn beerdigt hatten, schlossen sie die Tür zu seiner Zelle. Jussef und Josua begaben sich zur Mauer um das Klostergelände. Sie sahen in den Himmel, er war sternenklar.
»Hoffen wir, dass die Seuche sich ausschließlich durch Körperkontakt ausbreitet«, sagte Jussef. Was für ein Desaster! »Erst vor einigen Monate sind wir hierhergekommen und schau, was passiert ist. Hat der Papst dir gesagt, dass alle Menschen an der Seuche sterben werden?«
»Ja.« Josua lehnte sich an die Mauer und verschränkte die Arme.
»Wie bitte? Alle? Ich meine, jeder Einzelne?«
»Ja doch.«
»Aber warum?«
»Weil«, Josua setzte sich auf die Mauer, »die Zeit gekommen ist.«
»Was hat der Papst dir sonst noch gesagt?«
»Dass die Kirche untergehen wird.«
»Die Kirche kann gar nicht untergehen.« Jussef setzte sich neben ihn und kratzte sich den Bart. »Gott wird das nicht zulassen.«
»Er wird es, wenn die Aufgabe vollbracht ist.
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