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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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es, die diese Seuche über sich gebracht, sie waren es, die sie hervorgebracht hatten. Josuas rechter Fuß rutschte auf einer glatten Kante aus, sein Gesicht prallte gegen den eisigen Fels. Ich überlebe das nicht, dachte Josua. Der Schneesturm wurde dichter, jetzt war die Stimme Theodores nicht mehr zu hören. In spiritueller Finsternis kletterte Josua weiter. Dabei nahm er die Bitterkeit Gottes in sich auf und blickte auf eine elende Welt hinab.
     
    Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, das ich nicht schon für ihn getan hätte? Warum hoffte ich denn auf süße Trauben? Warum brachte er nur saure Beeren? Jetzt aber will ich euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg mache. Ich entferne seine schützende Hecke; so wird er zur Weide. Seine Mauer reiße ich ein; dann wird er zertrampelt. Zu Ödland will ich ihn machen. Man soll seine Reben nicht schneiden und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern.
    Ja, der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel und die Männer von Juda sind die Reben, die er zu seiner Freude gepflanzt hat. Er hoffte auf Rechtsspruch – doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit – doch siehe da: Der Rechtlose schreit.
     
    Das Haus Israel, das war die Menschheit, der Stamm Juda, das waren die Priester. Beide hatten Gott nun zum zweiten Mal verlassen. Brachte er für sie mehr Liebe auf als für Judas?

48
    Darum entbrennt der Zorn des Herrn gegen sein Volk;

er streckt seine Hand aus gegen das Volk und schlägt zu.

Da erzittern die Berge und die Leichen liegen auf den

Gassen wie Abfall.
    Jesaja 5,25
     
    D er Präsident der Vereinigten Staaten saß an seinem Schreibtisch. Er blickte aus dem Fenster des Weißen Hauses, das Bild seiner älteren Tochter vor seinem inneren Auge. Erinnerungen. Das war alles, was die Menschen am Ende ihres Lebens hatten, und manche besaßen noch nicht einmal das. Das Leben war tatsächlich eine Art Kleidungsstück. Es wurde einem Menschen eine Zeitlang geliehen und dann wieder weggenommen.
    Das Telefon klingelte. Jefferson ließ es weiter klingeln. Schließlich hob er ab.
    »Hier ist der Leiter der Präsidentenresidenz auf Hawaii, Sir.«
    Jefferson bekam einen trockenen Mund – wie auch sein Untergebener am anderen Ende der Leitung. Hiobsbotschaften zu übermitteln war schon schwierig genug, aber diese erging an den mächtigsten Mann der Welt.
    »Sir, ich …«
    »Sagen Sie es mir einfach!«
    »Ja, Sir. Es tut mir sehr leid, Sir, aber Ihre jüngere Tochter, Ariel, sie ist soeben verstorben. Wir konnten nichts …«
    »Und meine Frau?«
    »Sie liegt im Koma.«
    »Hat sie über unsere Tochter Bescheid gewusst?«
    »Nein, Sir.«
    »Ich möchte nicht, dass es ihr gesagt wird, falls sie durchkommt.«
    »Ja, Sir.«
    »Rufen Sie mich an, sobald … Sie mir mehr zu sagen haben!«
    Jefferson legte den Hörer auf und wies seine Sekretärin an, dafür zu sorgen, dass er auf keinen Fall gestört wurde. Er stand vom Schreibtisch auf und ging zum Ausgang, den er mit Martinelli benutzt hatte, den Ausgang, der zum Garten des Weißen Hauses führte, in dem normalerweise die Pressekonferenzen abgehalten wurden.
    Als er die Tür öffnete, schlug ihm ein kalter Windstoß entgegen. Jefferson ging einen überdachten Weg auf und ab, innerlich völlig taub. Der erste Schnee rieselte vom Himmel, die Flocken schwebten langsam zu Boden. Seine beiden Töchter. Tot. Auf Nimmerwiedersehen. Nie würde er sie wieder in den Arm nehmen und liebhaben. Wie Schneeflocken auf dem Erdboden waren sie rasch wieder verschwunden. Gab es eine andere Welt, in die sie womöglich gereist waren? Sein Leben lang hatte Jefferson nicht an sie geglaubt, aber jetzt, in seinem brennenden Schmerz, hoffte er, dass es sie vielleicht gab. Sein Leid wurde noch dadurch verstärkt, dass er nicht da gewesen war, um ihnen zu helfen, sie zu trösten. Mit jeder Faser seines Herzens spürte er, dass er nach Hawaii fliegen sollte, um bei seiner Frau zu sein; der einzige andere Mensch, den er liebte und der ihm am Herzen lag. Doch das ging nicht. Als Präsident durfte er nicht fliehen. Er war nicht nur Ehemann und Vater, sondern der Führer seines Volkes, und die Menschen hatten das Recht, erwarten zu können, dass er seine Pflicht tat. Beinahe vierzig Minuten verstrichen, ehe er zurück ins Oval Office ging und sich an den Schreibtisch setzte; sein Körper fühlte sich kalt an, sein Geist wie in der Gewalt einer einschnürenden Einsamkeit. Das Telefon klingelte wieder.
    »Die

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