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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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So wie es in der Bibel steht: Es wird einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. Unsere Welt und die spirituelle Welt werden sich verändern.«
    Jussef blickte in den Himmel. Er wollte die Hand ausstrecken und ihn berühren. Das war die Wirklichkeit – wie konnte die zu Ende gehen? Er hatte der Welt nicht gestattet, zu Ende zu gehen.
    »Wie auch immer«, sagte Josua, »ich bin bereit, vor Gott zu treten.«
    »Also, ich aber nicht! Es gibt noch so vieles, was ich tun möchte.«
    Josua lachte vergnügt. Der gute alte Pater Jussef. Er hatte vierzig Jahre mit Nichtstun verbracht, und jetzt widerstrebte es ihm zu sterben. Wie seltsam die Menschen doch waren!
    »Ich möchte noch einmal Pater Hassan sehen und sicher sein, dass mein Leben sich gelohnt hat; dass ich meine Berufung erfüllt habe.«
    »Diese Dinge werden geschehen.«
    »Äh, das weiß man nie«, erwiderte Jussef. »Ich ziehe es vor, es schwarz auf weiß zu sehen. Und du?«
    »Ich möchte Miriam gern wiedersehen.«
    Der Priester zögerte. Vielleicht hätte er seinem Schützling erlauben sollen, sie zu sehen. Sarkastisch bemerkte er: »Wenn wir zurückkommen, ist sie bestimmt verheiratet. Du weißt ja nicht, wie junge Frauen sind, die wollen nur eins. Warte, bis du ihre Beichte gehört hast!«
    Josua schwieg, und Jussef wurde klar, dass er ihn arg gekränkt hatte. Die Worte waren ihm herausgerutscht, er hatte nicht gemein sein wollen. Er wechselte das Thema.
    »Was geschieht morgen?«
    »Weitere Mönche werden sterben.« Josua zeigte zum Himmel. »Ich sehe, wie ihre Schutzengel herabsteigen. Gute Nacht, Pater, und schlaf gut!«
    Jussef klammerte sich an ihn. »Ich werde morgen aufwachen, nicht wahr? Du hast doch nicht meinen Schutzengel gesehen, oder?«
    »Nein, du wirst aufwachen.«
    »Gott wird mich doch nicht betrügen, oder?«
    »Nein.« Josua schüttelte den Kopf.
    »Ich will trotzdem noch eine Weile den Sternen zuschauen«, erwiderte Jussef. »Wenn ich heute Nacht sterbe, kann ich mich wenigstens ein letztes Mal an ihnen erfreuen. Warum muss Gott immer alles verderben? Die Welt gehört doch uns.«
    Josua ging zu seiner Zelle. Während er auf dem Bett lag, ergriff ihn eine große Furcht. Er sah riesige Armeen böser Geister, die zum Kloster aufbrachen. Sie hatten entdeckt, dass nur noch ein Judas-Silberling übrig war und dass ihr Schicksal – wie auch das der Menschheit – in der Schwebe hing. Und nun versuchten sie herauszufinden, wer die letzte Münze in Händen hielt – er, Theodore oder der Papst. Er schlief ein.
    »Josua, pass auf!«
    Die Stimme in seinem Traum war die Theodores, aber er konnte ihn nicht sehen. Stattdessen befand er sich mitten in einem Schneesturm: Dieser war so heftig, und es war so kalt, dass Josua am ganzen Leib zitterte und ihm die Zähne klapperten. Wo war er? Er stand am spirituellen Pendant des Fußes der Eigernordwand, allein und im tiefsten Winter. Seine Beine fühlten sich bleischwer an, die Kleidung war durchnässt.
    »Streck deine Arme aus!«
    Er tat es, und seine Hände berührten die Felswand. Gleichzeitig spürte er, wie von oben Seile herabgelassen wurden – eines rechts von ihm, eines links von ihm. Eines davon wurde von Theodore gehalten.
    »Kletter!«
    Klettern?, dachte Josua. Klettern! Wie denn, die Felswand war extrem glatt, es war dunkel und das Eis am Berg wie Glas. Trotzdem hob er das rechte Bein an und suchte nach Halt. Da rutschte er mit dem linken Bein ab, und seine Furcht verwandelte sich in Todesangst. Er hatte geglaubt, dass der Boden unter seinen Füßen fest sei und dass er den Berg erst hinaufklettern müsse. Doch er befand sich bereits auf halber Höhe, stand auf einem winzigen Felsvorsprung. Er fiel nach hinten; nur die Seile retteten ihn. Er fand sein Gleichgewicht wieder und bemühte sich, wieder Mut zu fassen. Der menschliche Tod war nichts im Vergleich mit dem hier, wirklich, aber er wollte unbedingt in den Horst des Adlers hinaufklettern – in die spirituelle Höhe der Heiligen.
    »Josua, mach langsam! Einen Schritt nach dem anderen.«
    Der Pfad der Heiligkeit erforderte, dass man anderen die Last des Bösen abnahm. Man litt nicht nur körperliche, sondern auch spirituelle Schmerzen, denn die Seele des Heiligen wurde gewaltsam geöffnet. Im Voranschreiten nahm das Gefühl der Verbitterung zu, denn das Böse wurde nun durch den Heiligen umgeleitet, damit es gereinigt werde. Josua blickte hinab aus der spirituellen Höhe. Auf der Erde waren die Menschen trunken vom Bösen. Sie waren

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