Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Präfekten unter die Lupe genommen. Aber wir haben nichts gefunden. Und ich verstehe noch immer nicht, warum diese Münzen so bedeutend sind. Kommen Sie, Rienzi, wie lautet die Antwort?«
Sie saßen im Kreis, bei Kerzenlicht. So musste es in den alten Zeiten gewesen sein, als die Mitglieder der Frühkirche den vatikanischen Hügel aufsuchten und neben den Gräbern der Gläubigen saßen, um über Gott und die Welt zu diskutieren.
»Stimmt es, dass die Protestanten sich uns anschließen?«
»Scharenweise«, sagte der Kardinal, der die Pressabteilung im Vatikan leitete. »Die letzten Nachrichten, die ich erhalten habe, kommen von protestantischen Führern in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Deutschland, die sich zum Bündnis mit dem Papst bereit erklären. Es scheint, dass die Menschen, die noch leben, sich in den Gotteshäusern versammeln; sie füllen die Kirchen. Es gleicht einem Wunder. Ich hätte nie erwartet, diesen Tag zu erleben.«
Rienzi nahm eine Bibel zur Hand. Was hatte der Papst noch gleich gesagt: »Der heilige Petrus leugnete, doch dann erklärte er seine Liebe.« Rienzi suchte nach der Stelle bei Matthäus. »Petrus verleugnete Jesus dreimal. Warum dreimal? Dreimal wurde er gefragt, ob er Jesus kenne, und dreimal leugnete er und sagte: ›Ich kenne diesen Mann nicht.‹« Dann blätterte der Kardinal zum Johannes-Evangelium. »Nachdem er dem wiederauferstandenen Christus begegnet war, sagte Petrus dreimal zu ihm: ›Du weißt, dass ich dich liebe.‹ Dreimal und beinahe auf die gleiche rituelle Art und Weise. Die beiden Stellen hängen doch sicher zusammen?«
Seine Gefährten blickten ihm forschend ins Gesicht. »Was bedeutet das?«
Rienzi antwortete: »Wer weiß? Wie es scheint, hat Petrus, unsere Kirche, Christus in drei verschiedenen Gestalten zurückgewiesen. Vielleicht hängt dies auch mit den Stürzen Christi zusammen. Auf seinem Weg zur Kreuzigung stürzte er dreimal. Jedes Mal erhob er sich wieder und nahm sein Kreuz auf. Und währenddessen sammelte er die Seelen ein.«
Rienzi legte die Bibel hin und schlug sie dann wieder auf. Er blätterte zum 2 . Buch Mose und las die Worte, auf die sein Blick fiel.
»Ich bin der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.« Er machte eine Pause. »Das, von dem wir glaubten, es sei nicht möglich, ereignet sich jetzt. Die Orthodoxen haben sich mit uns vereinigt, und nun auch die protestantische Kirche. Die Christen kommen zusammen. Was ist mit den Muslimen und den Juden?«
»Was ist mit den Judas-Münzen?«, fragte Kardinal Aristo.
»Das ist etwas anderes«, erwiderte Rienzi. »Durch die Jahrhunderte hindurch wurde die Macht des Bösen – symbolisiert von den Münzen – von besonderen großen Heiligen in Frage gestellt. Wenn dem so ist, kann die Münze nur von einem gehalten werden, der ein sehr hohes Maß an Heiligkeit besitzt. Judas, obgleich einer der Apostel, fiel unter die Herrschaft Satans. Wir brauchen jemanden, der diesem Engel mit aller Macht widerstehen kann. Kennt ihr einen solchen Menschen?«
Sie sahen sich an.
»Johannes XXVI .«, sagten seine Gefährten unisono.
»Das könnte sein«, sagte Rienzi. »Vielleicht habe ich mich doch in ihm geirrt. Also, was wollen wir tun?«
Kardinal Aristo aus Bologna erhob sich. »Rienzi, wir sind bereits zu einem Entschluss gekommen«, sagte er. »Im Vatikan sind noch elf Kardinäle übrig. Es ist genug. Für den Fall, dass Johannes XXVI . etwas zustößt, haben wir beschlossen, dass Sie der nächste Papst werden.«
»Aber warum sollte dem Papst etwas zustoßen?«
»Haben Sie nicht davon gehört? Er ist heute Morgen erkrankt.«
57
Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir;
mein Geist muss ihr Gift trinken, und die Schrecknisse Gottes
sind auf mich gerichtet.
Hiob 6,4
D as Erste, was Jussef auffiel, als sie sich Alexandria näherten, war der entsetzliche Gestank. Er hing wie eine große Glocke über der Stadt und stach ihm in die Nase, lange bevor sie die Außenbezirke erreicht hatten. Es war der ekelerregende Geruch verwesender Leichen, der sogar durch die Schutzmaske drang, die Pater Hassan ihm mitgebracht hatte. Das Zweite war die Stille. Alexandria war immer eine Stadt voller Hektik und lautem Verkehr gewesen. Weil der Sprit ausgegangen war, fuhr kein einziges Auto mehr.
»Haben denn keine Einsatzkräfte der Armee geholfen?«
»Die sind nicht gekommen«, erwiderte Pater Hassan harsch. »Die hatten zu viel zu tun mit den
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