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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Schilderung der Lage im Iran zuhörte, blätterte Jefferson im Notizbuch seiner Frau. Oben auf einigen Seiten befanden sich die Namen von Hotels und Datumsangaben.
    »Gott, nein«, sagte er leise.
    »Was ist, Sir?«
    »Erzählen Sie mehr über den Iran!«
    Sein Vizepräsident redete weiter, doch Jefferson hörte nicht mehr zu. Aus dem Notizbuch war eine Karte gefallen; mit vielen Küssen darauf. Der Präsident erkannte die Handschrift seiner Frau. Er drehte die Karte um und las den Namen des Adressaten. Seine Frau hatte eine Affäre mit einem jüngeren Kabinettsmitglied gehabt. Hatte es noch andere gegeben? Angewidert schob er das Notizbuch von seinen Knien auf den Teppich und klappte es mit der Schuhspitze zu. Wie wenig die Menschen doch voneinander wussten, selbst wenn sie seit Jahren verheiratet waren! Denn wer konnte die Geheimnisse des Herzens lesen? Bitterkeit stieg in ihm auf. Jetzt wusste er, warum sie ihn um Vergebung gebeten hatte.
    »Sir?«
    »Rufen Sie mich wieder an, wenn Sie den iranischen Präsidenten getroffen haben!«
    * * *
    Jefferson lag im Bett und versuchte einzuschlafen, aber es gelang ihm nicht. Wieso hatte ihn seine Frau betrogen? Wahrscheinlich aus demselben Grund, weshalb er sie betrogen hatte: Lust. Und vermutlich war er seiner Frau untreu gewesen, bevor sie ihm untreu geworden war. Schließlich war er im Laufe der Jahre kein Heiliger gewesen; er hatte die Früchte der modernen Lebenseinstellung genossen. Außerdem war ihm Gerechtigkeit widerfahren – Auge um Auge, Zahn um Zahn. Konnte er ihr vergeben? Andererseits: Wenn Sie hinter seine Affären gekommen wäre, hätte sie ihm vergeben? Um einer Liebe willen, die einst bestanden hatte? Um der Kinder willen? Während er nachgrübelte, wurde Jefferson klar, dass das Böse einen Bumerangeffekt hatte. Jedem widerfuhr Gerechtigkeit für seine Missetaten, und zwar, normalerweise, auf die gleiche Weise. Es dauerte nur seine Zeit; es gab keinen Ausweg. Und weil er nicht an ein Leben nach dem Tode glaubte, war das vielleicht der Grund, warum ihm jetzt Gerechtigkeit widerfuhr – während er am schwächsten war. Ihm widerfuhr Gerechtigkeit, weil er nie um Gnade gebeten hatte.
    Früh am Morgen erwachte der Präsident. Er begann zu husten. Die Seuche hatte ihn ereilt. Seine Zeit auf Erden war vorüber – und er war froh.

56
    … und Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte:

Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.
    Matthäus 26,74
     
    E s gibt sie also?«
    »Kein Zweifel«, sagte Rienzi. »Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen. Die Münzen liegen im Petrus-Grab. Neunundzwanzig sind es.«
    »Was bedeutet, dass eine fehlt.«
    »Ja.«
    Die fünf Kardinäle, die Verschwörer, saßen in Rienzis Arbeitszimmer im Vatikan. Es hatte gedauert, bis sie sich versammeln konnten, denn seit ihrem letzten geheimen Treffen war die Lage zusehends chaotischer geworden.
    Wegen des Zusammenbruchs der Stromversorgung lag Rom im Dunkeln. Der Vatikan hatte zwar einen eigenen Generator, doch weil der Papst darauf bestanden hatte, wurde die verbliebene Elektrizität dazu genutzt, den Petersdom zu beleuchten. Im Rückblick war es eine gute Idee, dass Johannes  XXVI . die Schließung der meisten vatikanischen Gebäude angeordnet hatte; man hätte nicht über genügend Strom verfügt, um alle erhellen zu können.
    »Stimmt es, dass wir nur noch Trinkwasser für fünf Tage haben?«, fragte einer aus der Runde.
    Der Kardinal aus Mailand nickte. Er war für die Vorräte verantwortlich. »Womöglich gibt es irgendwo einen Brunnen. Ich lasse meine Leute danach suchen.«
    »Wie viele Kranke haben wir im Vatikan?«
    Der Kardinal konsultierte eine Liste. »Weniger als achtzig der behinderten Kinder und geistig Kranken. Sie sterben rasch. Und sechzig Fromme.«
    »Jemand hat mir gesagt, dass Martinelli aus Rom geflohen sei. Stimmt das?«
    »Ich weiß es nicht – und spielt es denn eine Rolle?«, sagte Rienzi. »Er nützt uns nicht mehr, und das italienische Volk hat er nie geliebt.«
    Zustimmendes Gemurmel. Im Reich Gottes gab es keine Politiker; nicht, wenn es nach ihnen ging.
    »Was ist mit der Münze?«
    »Ich bin mir fast sicher, dass sie nicht hier ist«, meinte Rienzi. »Ich glaube, der Heilige Vater hat sie jenen beiden Ausländern gegeben, die im Geheimen zu Besuch waren. Haben Sie die Wohnung des Präfekten durchsucht?«
    »Ja«, antwortete der Kardinal aus Mailand. »Kardinal Aristo und ich sind alles durchgegangen, haben alle Papiere des

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