Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
erkrankt.«
»Dann rufen Sie am besten den Nächsten auf der Liste an.«
Jefferson setzte seine Arbeit fort. Er hatte keinen Plan, was geschehen sollte, wenn er in den Atombunker umzog. Er würde sich von den anderen entfernt halten, um das Risiko, sich mit dem Virus zu infizieren, zu verringern. Was die restlichen Mitarbeiter im Weißen Haus anging, führten die beiden verbliebenen Ärzte strenge Tests durch, um festzustellen, ob jemand das Virus in sich trug, und den Betreffenden auszusondern. Das war das Problem, das die Forscher völlig falsch eingeschätzt hatten. Das Virus hatte beim Menschen offensichtlich eine viel längere Inkubationszeit als die sechs bis acht Wochen, von denen sie ursprünglich ausgegangen waren. Dennis Legen, der Forscher aus Yale, der am Geheimtreffen im Weißen Haus teilgenommen hatte, hatte ihnen vor seinem Tod mitgeteilt, dass manche Menschen das Virus bis zu einem Jahr in sich tragen können. Offensichtlich wusste er nicht, was der Präsident wusste, aber seine Hypothese war auf unheimliche Weise zutreffend, denn besagter Virologe war neun Monate zuvor umgekommen. Keine Frage, er war vor seinem Tod viel gereist und hatte dadurch das Virus über die ganze Welt verteilt. Waren andere involviert gewesen? Mehr noch: Hatten die Iraner das Virus insgeheim bewusst über den ganzen Erdball verstreut? Jefferson würde es wohl nie erfahren.
Eine Gegensprechanlage piepte, und ein CIA -Offizieller sagte: »Mr. President, der amtierende CIA -Direktor lässt Sie wissen, dass das letzte Atom-U-Boot in den Hafen von San Diego zurückgekehrt ist. Es hat das Virus an Bord. Alle landbasierten Atomwaffeneinrichtungen wurden abgeriegelt, und der Kongress wurde geschlossen.«
»Gut.«
In den vergangenen Tagen war Jefferson immun gegen Nachrichten vom Tod geworden. Wenn China oder Russland jetzt angreifen würden, wäre sein Land schutzlos. Diese Gefahr drohte freilich nicht. Satellitenbilder und Infrarotaufnahmen zeigten, dass in allen Regionen dieser Länder weniger als drei Prozent der Bevölkerung übrig geblieben war und dass Moskau und Peking wegen der Seuche und der nicht beerdigten Toten aufgegeben worden waren. Methodisch überprüfte Jefferson weiter den Schreibtisch seiner Frau. Die Briefe und Notizen, Urkunden und Bankunterlagen warf er in einen Papierkorb, damit sie vernichtet wurden. Innerhalb einer halben Stunde hatte er alles ausgeräumt. Suchte er nach etwas? Ja, wie ihm durchaus bewusst war. Nachdem er die Unterlagen seiner Frau entsorgt hatte, sah er in ihren Computerdateien nach, wobei er hin und wieder zum großen Hochzeitsfoto von sich und Nancy auf dem Schreibtisch schaute. Nichts da. Er ging zu ihrem Kleiderschrank und räumte ihn aus; ihre Kleidung sollte vernichtet werden. Schließlich stieß er auf ein kleines Notizbuch, versteckt unter irgendwelchen Strümpfen. Er schlug es auf. Das Telefon klingelte.
»Mr. President, der Vizepräsident ist in der Leitung.«
»Stellen Sie ihn durch!«
Jefferson setzte sich auf ein Sofa, das Notizbuch aufgeschlagen neben sich. »Wo sind Sie?«
»Außerhalb von Teheran«, sagte Spencer Woods, die Satellitentelefonverbindung war gut. »Die Iraner haben die Hauptstadt aufgegeben.«
»Wie viele sind es noch?«
»Man schätzt, weniger als siebenhunderttausend im Land und ungefähr vierzigtausend in Teheran. Sie haben vor der Stadt zehn große Auffanglager eingerichtet, aber jetzt versucht man, die Leute dazu zu überreden, die Stadt zu verlassen, damit sie überleben. Viele wollen bleiben, weil sie sicher sind, ohnehin zu sterben. Es gibt keine Lebensmittel, und die Wasservorräte gehen auch zur Neige. Es ist …« Er rang um Worte. »Es ist schlimmer als alles, was ich jemals gesehen habe.«
»Sind Sie mit dem Präsidenten zusammengetroffen?«
»Nein. Kurz bevor ich hier ankam, ist er mit dem Rest der Regierung in ein Militärlager im Norden umgezogen. Die Militärs werden mich heute mit dem Flugzeug dorthin bringen. Er will mit mir sprechen, aber er ist krank. Einer meiner Piloten ist ebenfalls erkrankt.«
Jefferson gab keine Antwort. Wie würde Woods zurückkommen, wenn auch der Copilot erkrankte?
»Was die Iraner wissen wollen: Ob wir ein Heilmittel besitzen. Ich habe ihnen gesagt, nein. Das Virus hat hier Menschen sehr viel früher infiziert, als wir annahmen.«
»Das haben wir hier auch entdeckt«, sagte der Präsident. »Kommen Sie so bald wie möglich zurück! Morgen ziehe ich in den Bunker um.«
Während er weiter der
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