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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Katastrophe war anders. Wegen der Hungersnot in Indien und des daraus sich entwickelnden Bürgerkriegs konnte das Land seine internationalen Schulden nicht mehr bedienen. Lokale Banken liehen sich zwar auch weiterhin Geld, doch als die Zentralbank während der Ausschreitungen geplündert wurde, brach das Finanzsystem zusammen. Das führte auf den globalen Finanzmärkten zu großer Unruhe – einer Unruhe, die sich verschärfte, als erst China und dann Russland den gleichen Weg gingen. Rasch trat an die Stelle des Geldes eine neuen Währung: Panik.
    Mit der Hartnäckigkeit eines Betrunkenen, der nach seiner Flasche sucht, wurden internationale Krisengipfel abgehalten. Rund um den Globus wurden die Völker im Fernsehen mit nicht enden wollenden Bildern schwarzer Limousinen bombardiert, die vor den Zentralbanken der Weltmächte vorfuhren. Stets eilte ein Bediensteter herbei, um die Beifahrertür zu öffnen, und heraus stieg wieder einmal ein Mann im dunklen Anzug oder eine Frau im dunklen Kostüm, tadellos gekleidet und mit dem Lächeln (und der Ehrlichkeit) eines Krokodils. Der Präsident von diesem, der Vorsitzende von jenem, die Vertreter der Finanzelite von diesem, der Vizepräsident von jenem – ihre Titel standen in umgekehrtem Verhältnis zu ihrer moralischen Integrität. »Marktturbulenzen«, »unvorhergesehene Störungen an den Devisenmärkten«, »sprunghafte Handelsgeschäfte«, man verwendete jeden nur erdenklichen Euphemismus, um den Hinweis auf das Wort »Panik«, besser gesagt: »Vertrauensverlust« zu vermeiden. Doch es handelte sich weder um den Verlust des Glaubens an das Geld selbst noch um den Verlust der Fähigkeit Einzelner zu handeln, sondern um den Verlust des Glaubens an jene, die das System leiteten. Das Gift der Korruption sickerte aus den gut bewachten Büros. Nach und nach erkannte die Mittelschicht, dass zwei Dinge das globale Finanzsystem erschaffen hatten: Ehrlichkeit und Integrität. Und dass es jetzt von zwei Dingen zu Fall gebracht wurde: Lügen und Gier.
    Wie üblich gab es ein auslösendes Ereignis und ein unerwartetes. Der Gouverneur der russischen Zentralbank wurde ermordet. Er hatte leider vergessen, die russische Mafia, die er seit geraumer Zeit mit Insidertipps versorgte, zu bezahlen. Ihre Mitglieder fanden es leider auch gar nicht komisch, dass er ihnen riet, ihr gesamtes Geld in der nationalen Währung anzulegen, die dann jedoch zusammenbrach.
    Das wirklich Beunruhigende aber war die Art, wie der Mann zu Tode kam. Er hatte auf einer Sitzung des Internationalen Währungsstabilisierungsfonds eine Rede gehalten. Und dass er erschossen wurde – während er auf dem Podium saß und eine Rede über die Vorzüge des freien Marktes halten wollte –, führte dazu, dass alle anderen Koryphäen am Tisch in Deckung gingen.
    In Deckung gehen. Sich verstecken. Davonlaufen.
    Die dramatischen Fernsehbilder stellten nicht gerade die beste Werbung für jene furchtlosen Finanzexperten dar, die alles in ihrer Macht Stehende taten, um das globale Bankensystem zu retten. Vielmehr weckten sie, vielleicht unfairerweise, in der Öffentlichkeit das unselige Gefühl, dass diese Finanzgenies fürchteten, als Nächste dran zu sein. Schließlich konnte die Wahrheit wirklich
tödlich
sein, und die meisten dieser Leute hatte alle Hände voll zu tun, um in dem korrupten Spiel mitzumachen. Jetzt, da das globale Bankensystem am Abgrund stand, taten westliche Regierungen das Einzige, was ihrer Meinung nach unter den Umständen getan werden konnte: Sie untersagten den Banken, in bestimmten Währungen oder mit den Regierungen bestimmter Länder zu handeln. Auf einen Schlag verwandelte sich das Geld in Indien, Russland und dann China zurück in das, was es immer gewesen war – Papier. »Unmöglich!«, hatten die Bankexperten und Gurus immer behauptet. »Es ist unmöglich, dass das Bankensystem kollabiert.« Und die Politiker sagten: »Unmöglich! Es ist unmöglich, dass es zukünftig auf dem Globus Massenhungersnöte geben wird.« Und doch, das Unmögliche geschah, und zwar wegen etwas, das alle übersehen hatten – dass alle spirituellen Handlungen Folgen für den Menschen haben.
    In einer globalen Glaubenskrise wandten sich viele an eine Person, in die sie ein gewisses Vertrauen setzten. Doch Johannes  XXVI . hatte alle Hände voll zu tun. Er versuchte ein Volk zu einen, das, unbewusst, stets alles Erdenkliche tat, um gespalten zu bleiben. Er hatte eine Versammlung der Pharisäer einberufen. Unter der

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