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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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Jetzt hatte Jussef einen Gedanken mehr (ja, viele weitere Gedanken), über den er sich den Kopf zerbrechen konnte. Und wenn er’s sich recht überlegte: Wenn in der Welt da draußen alles den Bach runterging, dann wäre es gar nicht verkehrt, hier zu sein. Das spendete ihm sekundenlang ein ganz klein wenig Trost. Sollte er Josua im Garten aufsuchen und verlangen, dass er ihm alles erzählte? Aber das würde Josua bestimmt nicht tun. Er verschwieg ihm irgendetwas. Vielleicht verschwiegen ihm ja auch die Mönche etwas. Jussef kratzte sich immer wieder den Bart. Es bestand kein Zweifel. Irgendwas stimmte da nicht. Verärgert sprang er aus dem Bett. Er
musste
mit jemandem reden – aber nicht mit Josua oder dem Mönch Theodore, die waren beide verrückt. Jussef ging nach draußen und lief zu dem kleinen Gebäude, in dem der Abt sein Büro hatte. Es war ihm gezeigt worden, als er im Kloster ankam, er hatte es aber noch nie aufgesucht. Er klopfte an die Holztür und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Der Leiter des Klosters saß hinter einem Schreibtisch und unterzeichnete gerade einen Brief.
    »Guten Tag.«
    »Ja.« Jussef ließ sich auf einen Stuhl fallen, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Ihm war zwar bewusst, dass er unhöflich war, aber es war an der Zeit, Antworten zu bekommen. »Ich möchte ein paar Informationen. Dieser Mönch, Theodore. Wie lange ist der schon hier?«
    Der Abt, der klappriger war als sein wackliger Schreibtisch, hob eine weiße Augenbraue. Was sollte er dem eilfertigen Priester aus Alexandria antworten? Waren die alle so? »Über fünfzig Jahre.«
    »
Fünfzig
Jahre! Das macht einen doch ganz verrückt! Er war bereits vor Ihnen hier?«
    »Ja.«
    »Hmm. Ist er ein guter Mensch?«
    »Ja.«
    Jussef wartete auf weitere Auskünfte, aber er hatte vergessen, dass der Abt nicht besonders gesprächig war.
    »Ein sehr guter Mensch?«
    Der Abt hob wieder eine Braue, vielleicht, um seine Zustimmung zu signalisieren.
    »Kann man ihm vertrauen? Ich meine«, sprudelte es aus Jussef hervor, »warum weiß er Dinge? Wieso erzählt er Josua so etwas? Was geht hier vor?« Er hob und senkte die Arme.
    »Pater, vielleicht sollten Sie sich ausruhen«, sagte der Abt.
    »Ausruhen? Ja, vielleicht«, erwiderte Jussef. Es ging ihm gar nicht gut, vielleicht hatte er doch zu viel Sonne abbekommen. »Wo steckt Josua?«
    »Ich habe ihn gebeten, den Brunnen zu überprüfen.«
    »Den Brunnen?«
    »Ja.«
    Jussef war verdutzt, sagte aber nichts mehr. Keine Frage, die Mönche hier hatten nicht mehr alle Tassen im Schrank, also war es wohl am besten, die Dinge auf sich beruhen zu lassen. Er ging zu seiner Mönchszelle zurück, wurde aber einfach nicht das Gefühl los, dass sich Dinge ereigneten, vor denen er auf der Hut sein sollte. Zum Trost nahm er seine Bibel zur Hand und blätterte darin. Nichts Interessantes, wie üblich. Im Grunde war die Bibel, was die Inspiration betraf, so hilfreich wie ein Telefonbuch. Genervt warf er die Bibel aufs Bett. Sie klappte auf, da fiel sein Blick auf die Worte:
    Der dritte Engel goss seine Schale über die Flüsse und Quellen. Da wurde alles zu Blut.
    Jussef schauderte. Wasserquellen?

18
    Die mir nach dem Leben trachten, legen mir Schlingen;

die mein Unheil suchen, planen Verderben,

den ganzen Tag haben sie Arglist im Sinn.
    Psalm 38,13
     
    A ls Italien seine Grenzen schloss, löste das eine Kettenreaktion erst in Europa und dann auf der ganzen Welt aus. Zunächst herrschte Empörung. Im italienischen Parlament verlangten mehrere Abgeordnete die Rücknahme des Notstandsgesetzes des Ministerpräsidenten. Der dies jedoch kategorisch verweigerte. Es sei lebensnotwendig, so Roberto Martinelli, die Grenzen zu schließen, um diese doppelte Katastrophe zu bewältigen – das Meeressterben und die Hungersnot im Fernen Osten, welche Migrationswellen auszulösen drohte, wie man sie zuletzt zu Zeiten von Dschingis Khan erlebt hatte.
    Andere europäische Führer verurteilten die Maßnahme; sie sei antidemokratisch, ungesetzlich, gegen die Menschenrechte, protektionistisch usw. So viel zum Thema politische Rhetorik. Der Widerstand hielt nur einen Tag an. Binnen vierundzwanzig Stunden folgten Frankreich, Deutschland, Großbritannien und andere europäische Länder dem italienischen Beispiel. Mit einem Federstrich zerfiel die Festung Europa wieder in voneinander abgeschottete Länder. Und zwar in ängstliche. Und es gab noch einen Grund, warum nur wenige Politiker, ja, nur wenige öffentliche

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