Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
Vom Netzwerk:
ändern. Binnen Tagen brachen Aufstände im ganzen Land aus. Die Intelligenteren begriffen, dass die Schließung der Grenzen zu Nahrungsmittelknappheit führen würde, weshalb sie Vorräte anlegten. Die großen Supermärkte waren schon bald leer gekauft, und weil die Straßen von Autos blockiert waren, konnten die Menschen sich nicht neu mit Lebensmitteln eindecken. Dass die Geschäfte leer waren, vergrößerte die Angst noch, und in den ärmeren Vierteln der Großstädte wurden Läden geplündert. Ministerpräsident Martinelli sah sich gezwungen, eine Ausgangssperre zu verhängen. Niemand durfte nach zehn Uhr abends auf die Straße. Aber die Leute ignorierten die Ausgangssperre, und bewaffnete Banden – in vielen Fällen von der Mafia gesteuert – brachen in Geschäfte ein, um Lebensmittel und Wasser zu stehlen und diese dann auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Schließlich ließ sich auch mit menschlichem Leid Geld verdienen – mit sehr viel höherer Rendite als normal.
    Angst, Furcht, Panik. Die Schritte des Bösen wurden lauter. Wer litt am stärksten? Wie üblich waren es die Verletzlichsten. Die Behinderten wurden zurückgelassen, die psychisch Gestörten mussten sich allein durchschlagen, die Sterbenden hatten niemanden, der sie tröstete. Altenheime und Hospize wurden vernachlässigt, während das Personal stundenlang in Schlangen anstand, um für seine Familien Lebensmittel und Wasser einzukaufen. Man konnte es verstehen. Im Kampf ums Überleben hatte die Familie Vorrang vor der Gesellschaft.
    Das Muster des Zusammenbruchs wiederholte sich auf dem gesamten Globus – vielfach mit gesteigerter Intensität. Auf den Inseln im Pazifik und im Atlantik starb die Bevölkerung aus. Die Meere lieferten keinen Fisch mehr, keine ausländischen Schiffe oder Flugzeuge kamen den Menschen zu Hilfe, die Lebensmittelvorräte reichten nicht mehr aus und die Wasservorräte waren kontaminiert. In Island, Grönland und den kälteren Regionen Russlands und Kanadas sah die Lage nicht viel anders aus. Niemand wollte helfen, also schlachteten die Menschen das Vieh, ein Tier nach dem anderen; jeder Tag brachte sie dem eigenen Tod einen Tag näher. Die, die es konnten, hauptsächlich gesunde, fitte Männer, zogen südwärts, doch wurden sie keineswegs mit offenen Armen empfangen. Es war kein Platz in der Herberge.
    Im Vatikan unterbrachen diese Ereignisse sogar den üblichen Terminplan des Papstes. Ausländische Präsidenten, Staatsoberhäupter und wohlhabende Würdenträger kamen nicht mehr, um die päpstliche Hand zu küssen. Geschenke wurden nicht mehr ausgetauscht und keine Hochglanzfotos geschossen. Johannes  XXVI . war sehr erleichtert. Das alles hatte ihm noch nie viel bedeutet. Stattdessen empfing er täglich Bischöfe aus ganz Italien, die ihm von der sich verschlechternden Situation berichteten, oft mit herzzerreißenden Details. Außerdem erhielt er regelmäßig E-Mails von Staatsoberhäuptern aus der ganzen Welt, wobei viele auf die Notlage ihres Landes hinwiesen und um Hilfe baten. »Der Westen hat uns im Stich gelassen«, riefen sie. Die Antwort darauf ließ sich mühelos geben. Das Abendland – das große Bollwerk der Demokratie und der Freiheit – fiel. Der Wachturm war zusammengebrochen, die Tore standen sperrangelweit offen.
    Doch die Kirche stand noch. Johannes  XXVI . ordnete an, weitere Vermögenswerte der Kirche zu verkaufen – an jeden, der sie kaufen wollte. Die Erlöse gingen an Menschen in Not. Überdies wies er Bischöfe und Priester an, Lebensmittelausgaben zu errichten. Doch sah er sich auf heimischem Boden einer wachsenden Opposition gegenüber. Er habe eine schlechte Entscheidung getroffen. Die Kirche müsse ihren Reichtum bewahren, damit sie, wenn diese Tragödie erst einmal vorüber war, eine herrschende Stellung in der Gesellschaft einnehmen konnte. Die oder wir? Das war die entscheidende Frage. Und was geschah, wenn die Brotlaibe und Fische ausgingen? Worin bestand die größte Pflicht des Vatikans?
    * * *
    Olivenhaine können gefährliche Orte sein – denn sie eignen sich gut zum Intrigieren. Der Olivenhain auf dem privaten Grund eines wohlhabenden Adligen vor den Toren Roms bildete da keine Ausnahme. Das Anwesen gehörte einem Neffen Kardinals Rienzis, eines einflussreichen Mannes im Vatikan.
    An ihn wandten sich viele aus den unteren Rängen der Kirchenhierarchie, als sie sich wegen des Verhaltens des chinesischen Papstes zunehmend Sorgen machten. Schließlich war Rienzi hoch

Weitere Kostenlose Bücher