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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Waffenstillstand mit Sevilla, zu dem seine übervorsichtigen Minister ihn beredet hätten. Sein Herz hänge daran, die Niederlage von Sevilla gutzumachen und der Christenheit neue Siege über die Ungläubigen zu erkämpfen. Die glückliche Vereinigung mit Aragon, welche in so naher Nähe schien, hätte ihm das ermöglicht, und so sei er in ritterlicher Ungeduld überschnell vorgegangen. Sie begreife beide Fürsten. Don Alfonso und Don Pedro. Sie sah ihn offen an, herzlich, mütterlich, fraulich.
    Nur mit Mühe wahrte Don Pedro vor der großherzigen, liebenswerten Dame die ablehnende Würde, die dem beleidigten Ritter anstand. Er sagte: »Du machst den Schimpf linder, den er mir angetan hat, Dame. Das danke ich dir. Laß deine Räte mit den meinen verhandeln.«
    Als Doña Leonor sich von Don Pedro verabschiedete, sprach sie wie damals in süßen, damenhaften Worten von einer engeren Verbindung der Häuser Kastilien und Aragon. Don Pedro rötete sich. »Ich verehre dich, Dame«, sagte er, »und als du mir das erstemal gnädig lächeltest, blühte mir dasHerz auf. Aber jetzt ist ein böser Winter gekommen, und alles ist erstarrt.« Mit Anstrengung fügte er hinzu: »Ich werde meinen Räten Weisung geben, die Vorschläge Kastiliens anzunehmen, dir zu Ehren, Dame. Ich werde Frieden mit Don Alfonso halten. Aber die Allianz hat er zerschlagen. Ich will mich nicht mit ihm verschwägern, und ich will nicht zusammen mit ihm zu Felde ziehen.«
    Doña Leonor kehrte nach Burgos zurück. Don Alfonso sah ein, daß sie Großes erreicht hatte: der Krieg war abgewandt. »Du bist eine kluge Dame, Leonor«, rühmte er sie. »Du bist meine Königin und Frau.«
    Und in dieser Nacht liebte Don Alfonso die Frau, die ihm drei Töchter geboren, wie in der ersten Nacht, da er sie erkannt hatte.

Fünftes Kapitel
    Nachdem die Moslems fast ein halbes Jahrtausend in Jerusalem geherrscht hatten, eroberte Gottfried von Bouillon die Stadt für die Christen zurück und errichtete dort ein »Königreich Jerusalem«. Allein die Herrschaft der Christen dauerte nur achtundachtzig Jahre; dann bemächtigten sich die Moslems der Stadt von neuem.
    Der Mann, der dieses Mal die Moslems nach Jerusalem führte, war Jussuf, genannt Saladin, »Heil des Glaubens«, Sultan von Syrien und Ägypten, und die Schlacht, in welcher er den entscheidenden Sieg erkämpfte, fand statt in der Gegend des Berges Hattin, westlich von Tiberias. Augenzeuge dieser Schlacht war ein moslemischer Historiker namens Imad ad-Din. Er war befreundet mit Musa Ibn Da’ud, und er schilderte diesem die Geschehnisse in einem ausführlichen Briefe.
    »Die feindlichen Panzerritter«, schrieb er, »waren unverwundbar, solange sie im Sattel saßen, denn sie waren von Kopf zu Fuß geschützt von ihren aus Eisenmaschen gewobenenHemden. Sowie aber das Pferd fiel, war der Reiter verloren. Sie glichen Löwen zu Beginn der Schlacht, versprengten Schafen, als sie endete.
    Keiner von den Ungläubigen entkam. Ihrer fünfundvierzigtausend waren sie gewesen: keine fünfzehntausend überlebten, und wer überlebte, wurde gefangengenommen. Alle sind sie in unsere Hand gefallen, der König von Jerusalem und alle seine Grafen und Großen. Die Stricke der Zelte reichten nicht hin. Ich sah ihrer dreißig oder vierzig am gleichen Strick, ich sah ihrer mehr als hundert bewacht von einem einzigen. Ich sah es mit meinen eigenen, gesegneten Augen. An die dreißigtausend waren erschlagen worden, aber noch immer waren es der Gefangenen so viele, daß die Unsern einen gefangenen Ritter für ein Paar Sandalen verkauften. Seit hundert Jahren gab es keine so billigen Gefangenen.
    Wie waren sie vor wenigen Stunden stolz und stattlich gewesen, diese christlichen Herren. Jetzt waren die Grafen und Barone eine Beute des Jägers geworden, die Ritter ein Fraß des Löwen, die hochmütig Freien gefesselt in Strick und Eisen. Allah ist groß. Sie hatten die Wahrheit Lüge genannt, den Koran Betrug: da hockten sie jetzt, halb nackt, gesenkten Gesichtes, geschlagen von der Hand der Wahrheit.
    Sie hatten, die blinden Toren, ihr Heiligstes mit in die Schlacht geführt, das Kreuz, an dem ihr Prophet Christus gestorben ist. Auch dieses Kreuz ist in unsere Hand gefallen.
    Als die Schlacht zu Ende war, stieg ich in Betrachtung auf den Berg Hattin. Es ist aber dieser Berg Hattin ein Berg, auf dem ihr Prophet Christus eine berühmte Predigt gehalten hat. Ich überschaute das Schlachtfeld. Da nahm ich wahr, was ein Volk, mit welchem der Segen

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