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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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christlicher Fürst, ein großer Ritter und Held, und statt die Juden aufs Haupt zu schlagen, daß sie es endlich beugten, hatte er nichts als Worte der Achtung und Freundschaft für diesen Teufel, der sich ihm ins Herz gewurmt hatte. Don Martín war entschlossen gewesen, listig zu sein und christliche Milde und Mäßigung zu wahren. Nun aber zähmte er sich nicht länger. »Siehst du denn nicht, du von der Hölle Verblendeter«, eiferte er, »wohin er dich verleitet? Er hat dein Land blühen machen, sagst du: siehst du denn nicht, daß diese Blüte vergiftet ist? Sie sprießt aus der Sünde. Du mästest dich an dem Frevel deiner Neutralität. Während die christlichen Fürsten, um das Heilige Grab zu befreien, Entbehrung, Gefahr, Tod auf sich nehmen, baust du dir ein üppiges, heidnisches Lustschloß! Und der Kirche mißgönnst du den Zehnten, den ihr der Heilige Vater zugewiesen hat!«
    Gerade weil Alfonso selber den Wiederaufbau der Galiana bereute, ertrug er nicht den frechen Tadel des Priesters. »Ich verbiete dir solche Sprache!« schmetterte er zurück. Mit Anstrengung zwang er sich zur Ruhe. »Du bist ein großer Kirchenfürst, Don Martín«, sagte er, »ein guter Soldat und ein treuer Freund. Dächte ich nicht daran, dann müßte ich dich jetzt auffordern, mir einen Monat lang aus den Augen zu bleiben.«
    Noch am gleichen Tage beschied er Jehuda vor sich. »Ichüberlasse die Juden nicht der Kirche«, verfügte er. »Ich behalte sie als mein Eigentum. Sie sollen mir ihren Zehnten zahlen, und du treibst ihn ein. Und laß es einen fetten Zehnten sein, wie du versprochen hast.«
    Wenige Tage später genas Doña Leonor eines Knaben.
    Maßlos war die Freude Don Alfonsos. Glorreich bestätigte ihn der Segen Gottes. Er hatte recht getan, als er, seiner innern Stimme folgend, der Kirche keines seiner Kronrechte abtrat. Und auch damals hatte er recht getan, als er den jungen Pedro zum Handkuß der Vasallenschaft zwang. Hätte er zugewartet, hätte er vorher dem Knaben von Aragon die junge Infantin verlobt, dann wäre diesem jetzt das verhoffte Erbe weggeschwommen, und viel schlimmerer Zwist wäre ausgebrochen.
    In der Kapelle seiner Burg kniete Alfonso, voll seligen Dankes, daß nun Kastilien einen Erben seines Blutes hatte. Er wird seinen großen Krieg führen, trotz allem und allem, und Sevilla und Córdova und Granada schlagen, zur Ehre Gottes. Das Reich mehren wird er, seine Grenzen gewaltig nach dem Süden verschieben. Und wenn nicht er die ganze Halbinsel zurückerobert, dann wird Gott seinen Sohn begnaden, daß er die Arbeit vollende.
    Auch Don Jehuda war tief beglückt. Trotz seiner äußeren Zuversicht war er voll Sorge gewesen, die Königin werde wiederum eine Tochter gebären; dann hätte sie schließlich doch Don Pedro durch ein Verlöbnis mit der Infantin Berengaria beschwichtigt, und Allianz und großer Krieg waren da. Jetzt war diese Gefahr beseitigt.
    Don Jehuda erwartete, jedermann werde seine Freude teilen, vor allem der freundwillige, staatskluge Don Manrique. Der aber wies ihn hart zurecht: »Denk daran, daß du zu einem christlichen Ritter sprichst! Ich freue mich, daß der König Unser Herr einen Erben hat, aber der größere Teil meiner Freude ist hin, weil nun unser guter Krieg vielleicht für immer verzögert ist. Glaubst du, ich will in die Grube fahren, ohnedaß ich noch einmal gegen die Ungläubigen zu Felde gezogen bin? Glaubst du, ein kastilischer Ritter sieht gerne seinen König am Ofen hocken, während die ganze Christenheit im Heiligen Krieg ist? Deine Rede hat mich gekränkt, Jude.«
    Jehuda ging weg, beschämt. Aber dankbar erkannte er, aus welch ungeheurer Gefahr der Allmächtige die Halbinsel Sepharad und sein Volk Israel durch die Geburt dieses Infanten gerettet hatte.
    Alfonso rüstete großartig die Taufe seines Sohnes und lud seinen ganzen Hofstaat nach Burgos. Nicht aber lud er Doña Raquel.
    Dafür zeigte er seinem Pagen Don Alazar besondere Teilnahme. Er rief ihn häufig in seine Nähe und bevorzugte ihn sichtlich vor den andern Edelknaben. Einmal fiel ihm auf, wie wenig Ähnlichkeit das frische, hübsche Gesicht Alazars zeigte mit dem Gesicht der Schwester. Er wunderte sich, daß ihm das auffiel, er scheuchte den Gedanken fort.
    Jehuda, anläßlich der Taufe, schickte dem König und Doña Leonor erlesene Geschenke, auch die Infantin Berengaria bedachte er. Er hatte bemerkt, daß sie enttäuscht und bekümmert war. Sie hatte wohl die Hoffnung nicht aufgegeben, dem Don Pedro

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