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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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vermählt zu werden, sie hatte vor sich die Krone Kastiliens und Aragons gesehen, des geeinten Hispaniens. Nun war sie versunken.
    Der Infant wurde unter viel Gepränge auf den Namen Fernán Enrique getauft.
    Dann kehrte Don Jehuda nach Toledo zurück.

Siebentes Kapitel
    Schon im ersten Kreuzzug hatten die christlichen Krieger zunächst die Ungläubigen in der Heimat angegriffen, die Juden.
    Die Führer der Bewegung hatten das nicht gewollt; ihr Ziel war, das Heilige Land aus dem Joch der Ungläubigen zuerlösen, und nichts sonst. Aber es hatten sich den Kreuzfahrern viele angeschlossen, die nicht nur von religiösen Trieben bewegt waren; Gottesbegeisterung mischte sich mit Abenteuerlust und Eigennutz. Ritter, deren Tatendrang in der Heimat durch Gesetz gebändigt war, erwarteten, in den islamischen Ländern Beute und Kriegsruhm zu finden. Hörige Bauern nahmen das Kreuz, um den Druck der Leibeigenschaft und der Abgaben loszuwerden. »Zahlloses Gesindel«, berichtet der gottesfürchtige zeitgenössische Chronist Albertus Aquentis, »schloß sich dem Kreuzheere an, mehr um Sünden zu begehen, als um Sünden zu büßen.«
    Ein gewisser Guillaume le Carpentier aus der Gegend von Troyes, ein wilder Redner und Raufbold, sammelte eine große Schar streitbarer Pilger und zog mit ihnen dem Rheine zu. Immer mehr Menschen stießen zu ihm, Franken und Deutsche, bald waren es ihrer an die hunderttausend. »Wallbrüder« wurde in den Rheinlanden diese dunkle Gefolgschaft der Kreuzfahrer genannt.
    »Es erhob sich«, berichtet ein jüdischer zeitgenössischer Chronist, »ein wüstes, ungestümes, grausames Volk, ein Gemisch von Franken und Deutschen, und machte sich auf, nach der Heiligen Stadt zu ziehen, um die Söhne Ismaels von dort zu vertreiben. Jeder der Frevler nähte an sein Kleid das Zeichen des Kreuzes, und sie versammelten sich in großen Haufen, Männer, Weiber und Kinder. Und einer, Wilhelm der Zimmerer – der Name des Frevlers sei verflucht –, hetzte sie auf und sprach: ›Da ziehen wir aus, um an den Söhnen Ismaels Rache zu nehmen. Aber sitzen nicht schon hier diese Juden, deren Väter unsern Gott gekreuzigt haben? Rächen wir uns zuerst an diesen. Ausgetilgt werden soll der Name Judas, wenn sie sich noch weiter sperren, den Jesus Messias anzuerkennen.‹ Und sie hörten auf ihn und sprachen einer zum andern: ›Lasset uns tun nach seinen Worten‹, und sie fielen her über das Volk des Heiligen Bundes.«
    Zunächst, am sechsten Ijar, einem Sabbat, erschlugen sie die Juden der Stadt Speyer. Drei Tage später die der StadtWorms. Dann brachen sie auf nach Köln. Hier suchte Bischof Hermann seine Juden zu schützen. »Allein die Tore der Barmherzigkeit waren verschlossen«, berichtet der Chronist, »die Frevler schlugen die Kriegsknechte und hatten Gewalt über die Juden. Viele, eh daß sie das Wasser der Taufe annahmen, Männer, Frauen und Kinder, stürzten sich in den Rhein, sich mit Steinen beschwerend und rufend: ›Höre, Israel, Adonai unser Gott ist einzig.‹«
    Ähnliches ereignete sich in Trier, ähnliches in Mainz.
    Über die Geschehnisse in Mainz berichtet der Chronist: »Am dritten Tage des Siwan, von dem einstmals Unser Lehrer Mose gesprochen hatte: seid bereit für den dritten Tag, da ich vom Sinai zurückkommen werde, an diesem dritten Siwan, um Mittag, rückte Emicho von Leiningen – der Name des Frevlers sei verflucht – mit seiner ganzen Schar an, und die Bürger öffneten ihm die Tore. Und die Frevler sprachen einer zum andern: ›Jetzt nehmet Rache für das Blut des Gekreuzigten.‹ Die Söhne des Heiligen Bundes hatten Waffen angelegt, sich zu verteidigen; doch konnten sie, geschwächt von Kummer und langem Fasten, dem Feind nicht widerstehen. In der Bischofsburg hielten sie eine geraume Weile das starke Tor des innersten Hofes gegen die Banditen; aber unserer vielen Sünden wegen waren sie ihnen nicht gewachsen. Wie sie nun sahen, daß ihr Los besiegelt war, redeten sie einander Mut zu und sprachen: ›Jetzt werden uns gleich die Feinde erschlagen, aber unsere Seelen werden unversehrt in den hellen Garten Eden eingehen. Selig ist, wer um des Namens des einzigen Gottes willen den Tod erleidet‹, und sie beschlossen: ›Lasset uns das Opfer bringen zu Ehren Gottes.‹ Da die Feinde in den Hof eindrangen, sahen sie die Männer, in ihre Gebetmäntel gehüllt, unbeweglich sitzen. Die Frevler glaubten, es sei eine List. Sie bewarfen sie mit Steinen und beschossen sie mit Pfeilen. Die in den

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