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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Grey
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will, dass ich denke, er habe Asperger und eine Inselbegabung dafür, alle VJs von MTV in der Reihenfolge ihres Auftretens aufzählen zu können. Aber ich habe keine Ahnung, von wem er überhaupt spricht, denn als ich geboren wurde, gehörten MTV-VJs schon so gut wie der Vergangenheit an, und MC Hammer versuchte ein ungeschicktes Comeback als Gangsta-Rapper.
    Aus all seinen Aussagen folgere ich drei Dinge: Bundy ist viel älter, als er aussieht. Zumindest zu alt, um so auszusehen, wie er es tut. Und ganz bestimmt alt genug, um es besser zu wissen.
    Außerdem haben Bundys Eltern ihm auch noch einen zweiten Namen beschert, Royale – mit einem überflüssigen »e« am Ende –, weil sie wohl dachten, es würde ihrem Erstgeborenen einen königlichen Nimbus verleihen, obwohl man heutzutage dabei nur an eine Deluxe-Eissorte von Ben & Jerry’s denkt.
    Cherry Garcia.
    Cherry Garcia Royale.
    Bundy Royale Tremayne.
    Und darin liegt im Grunde die Wurzel aller seiner Probleme. Charles Foster Kane hatte seine Fixierung auf Mutti. Bundy Royale Tremayne hat seinen Namen. Seine Eltern hatten ihm diesen Namen aus einer Laune heraus gegeben, in einer Nacht, als sie auf große Sauftour gingen. Und weil sie sich selbst schrecklich leidtat, beschloss seine Mutter zu diesem Zeitpunkt, die Finger von den Drogen zu lassen.
    Das war irgendwann um den vierten Monat herum. Und es war die Eingebung ihres Lebens, dass eine dauerhafte Ernährung bestehend aus Crack, Twinkies-Vanilleschnitten, Käseflips und Beaujoulais Nouveau nicht gut für die Gesundheit ihres ungeborenen Babys sein konnte.
    Für Bundys Eltern war das so eine bedeutungsschwere Entscheidung, dass sie diese Nacht unvergesslich machen wollten, indem sie einen Namen für ihren Erstgeborenen aussuchten. Nachdem Crack einer längerfristigen Planung jedoch nicht gerade zuträglich ist, benannten sie ihn eben nach dem, was an diesem Abend gerade im Fernsehen lief. Sie wählten seinen Namen in der Werbepause einer Sendung über wahre Kriminalfälle nach einem besonders abscheulichen Serienmörder, namens Ted Bundy, und einem billigen Marketingtrick, den sich jemand einfallen hatte lassen, um Junkfood an Junkies zu verkaufen.
    Sobald ihr süßer kleiner Junge anfangen würde zu laufen und zu sprechen, zu scheißen und für sich selbst zu denken, würde das zwangsläufig zu einer massiven Persönlichkeitsstörung führen.
    Zu behaupten, dass Bundy mit einem Handicap geboren wurde, ist eine Riesenuntertreibung. Aber ich muss sagen, er kommt bewundernswert gut damit zurecht. Er hat viel erreicht, wenn man die Umstände in Betracht zieht.
    Er ist fast ein bisschen berühmt. Auf jeden Fall berüchtigt.
    Die Welt liegt ihm zu Füßen.
    Und Schlampen mit niedrigem Selbstbewusstsein gehen vor ihm auf die Knie.
    Mittlerweile ist Bundy bei Opfer Nummer drei in nicht mal einer Stunde angelangt. Langsam läuft er warm, und diesmal dauert es nicht lang, vielleicht so neunzig Sekunden, da hängt ihm der Schwanz auch schon aus dem Reißverschluss und sein Tattoo ist bereit zur Inspektion.
    Soweit ich das von unserem Platz an der Bar aus beurteilen kann, sieht Bundys Schwanz aus wie eines dieser gekochten deutschen Würstchen, die aus ganz bleichem, süßem Fleisch sind und in einer gummiartigen Pelle stecken, die wie ein Kondom aus Schweinehaut aussieht. Die Haut isst man nicht mit und das würde man auch nicht freiwillig machen. Man nimmt sie aus einem Topf mit heißem Wasser, und dann schneidet man die Haut auf und zieht sie ab.
    Oder man hält die heiße Wurst ganz behutsam zwischen den Daumen und Zeigefingern beider Hände, legt die Lippen um das winzige Loch an der Spitze der Pelle und saugt daran, was das Zeug hält, bis die Haut sich zurückschiebt und einem das Fleisch in den Mund glitscht.
    Bundys Schwanz sieht genau wie so eine Wurst aus. Kurz, dick, stummelig und bleich, mit einer flachen, breiten Spitze wie ein Austernpilz oder ein Partyhütchen aus Papier, auf das sich jemand versehentlich gesetzt hat. Und in fetten, schwarzen Frakturbuchstaben ist EAT ME rundherum tätowiert.
    Wenn das jetzt eher unappetitlich klingen sollte, wenn es nach einem Ding klingen sollte, das man lieber nicht in den Mund nehmen will, dann ist das korrekt.
    Zumindest ist es kein Ding, das ich mir in den Mund stecken würde. Aber all diese Mädchen scheint es nicht abgehalten zu haben.
    Es hat sie auch nicht davon abgehalten, eine Line Koks von ihm herunterzuziehen. Vielleicht dachten sie, das sei ein guter

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