Die Juliette Society: Roman (German Edition)
unserer Lust.
Ich liege auf dem harten Fußboden, auf dem Rücken, und meine Arme und Beine sind um ihn geschlungen wie bei einem Babyaffen, der am Bauch seiner Mutter hängt. Und Jack stößt so hart in mich, dass ich am liebsten schreien würde, aber stattdessen bohre ich meine Fingernägel tief in seinen Rücken und ziehe sie bis zu seinen Schultern hoch. Ich spüre, wie er blutet und dass es ihm zu gefallen scheint, denn er stößt noch heftiger zu. Und als wir beide kommen, sind wir den ganzen Flur entlanggerutscht, von der Wohnungstür bis zum Bad. Mein Rücken ist mit Schürfwunden bedeckt.
All diese Szenarios spulen sich im Zeitraffer in meinem Kopf ab, als würde ich mich in einem Hotelzimmer durch die Pornokanäle zappen, in der Hoffnung, schon bei den Trailern zu kommen. Und ich zappe zwischen ihnen hin und her, während ich mich selbst wie im Rausch ficke. Ich stopfe mich, bis mir die Finger wehtun und meine Muschi wund ist. Bis ich mehr Lust nicht ertragen kann. Bis ich völlig fertig bin.
Ich liege ausgestreckt auf dem Bett, eingewickelt in klitschnasse Laken. Mein Körper ist erschöpft und mein Geist schwebt irgendwo zwischen Halbschlaf und Bewusstlosigkeit. Ich erinnere mich, dass ich letzte Nacht einen absolut seltsamen Traum hatte. Zumindest glaube ich, dass es ein Traum war. Aber ich bin mir nicht sicher und weiß nicht, wie ich es herausfinden soll. Ich habe bloß diese Erinnerung und eine vage Gewissheit.
Ich erinnere mich, dass ich vor dem Einschlafen eine Trommel gehört habe. Das Schlagen einer großen Basstrommel; langsam, beharrlich, dröhnend wie Meeresrauschen. Ich höre es aus weiter Ferne, dann kommt es näher und immer näher, bis es über mir ist, über meinen Körper wandert, von den Füßen bis zum Kopf.
Die Vibrationen durchlaufen mich wie Wellen und hinterlassen ein warmes, kribbeliges Gefühl in meinen Fingern und meinen Zehen, entlang meiner Arme und Beine, und in einem Strudel um meinen Bauchnabel.
Und dann ist die Trommel plötzlich in mir. Ein stetiges Wummern in meinem Schritt, ein Pochen in meinem Kopf, das immer lauter und lauter wird, bis eine Sternengalaxie vor meinen Augen explodiert. Und ich fliege durch sie hindurch, wirbelnd wie ein Kreisel, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Oder schießen sie durch mich hindurch, weil ich mit nicht von der Stelle rühren kann? Ich kann mich nicht bewegen. Ich befinde mich in meinem Körper und außerhalb zugleich. Ich bin eine Sternengalaxie.
Dann wird plötzlich alles dunkel. Stockdunkel. Als hätte jemand die Lichter des Universums ausgeschaltet. Ich befinde mich in einem Raum, der weder Anfang noch Ende hat. Kein Licht. Kein Geräusch. Ich bin wie betäubt. Ich kann mich nicht bewegen.
Und ich spüre, dass jemand an meinem Pyjama zerrt. Ich wehre mich nicht, ich habe keine Angst. Ich lasse zu, dass er ihn von meinem Körper löst.
Ich liege nackt in den Armen eines Mannes. Werde getragen wie ein Baby, von Armen, die so lang scheinen, dass sie mich komplett umschlingen. Arme, die so haarig sind, dass es sich anfühlt, als wäre ich in einen Mantel aus Federn gehüllt. Auf diesen Armen schaukle ich auf und ab wie ein Boot auf dem Meer, aber ich fühle mich sicher – sicherer, als ich mich je zuvor gefühlt habe – und warm.
Doch die Wärme rührt nicht von den Haaren auf seinen Armen und nicht von dem Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, sondern von der Sonne her. Eine strahlende Spätnachmittagssonne, die noch immer hell auf mich herabscheint. Ein weißes Licht, das mich blendet. Eine weiße Hitze, die mich einhüllt.
Und wieder spüre ich das stetige Pochen in meinem Schritt, doch mein Kopf ist ganz klar. Absolut klar und wach und bewusst. Ich höre Stimmen um mich herum. Stimmen, die mich verspotten und verhöhnen. Und plötzlich fühle ich mich vollkommen entblößt und schäme mich meiner Nacktheit. Ich möchte mich unbedingt bedecken, verschwinden. Aber ich habe nichts zur Hand, nichts als die Sonne. Also greife ich danach und wickle sie mir um den Körper wie ein Handtuch. Wieder wird alles dunkel, und ich erschaudere.
Dann schreckte ich aus dem Schlaf hoch, und Jack war nicht da, und ich fühlte mich schrecklich traurig und allein und hatte Angst. Und dann berührte ich mich.
Jack kommt erst gegen Mitternacht nach Hause. Wahrscheinlich nur, um mich zu kränken. Ich laufe ihm entgegen, um ihn zu begrüßen, sobald ich die Tür höre. Ich will die Arme um ihn schlingen, aber er schiebt mich von
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