Die Juliette Society: Roman (German Edition)
die sind normalerweise tatsächlich zu gut, um wahr zu sein. Es gibt noch ein anderes Wort für Charmebolzen, eine viel treffendere Bezeichnung.
Soziopath.
Es ist erstaunlich, wie viele Frauen solchen Typen verfallen, auf denselben Trick reinfallen, immer und immer wieder, und dann den Tag verfluchen, an dem sie ihn kennengelernt haben.
Das Game of Love ist der älteste Schwindel, den es gibt.
In Wirklichkeit ist es nichts anderes als ein Hütchenspiel.
Sieh zu, wie die Becher hin und her geschoben werden und rate, unter welchem sich der perfekte Mann versteckt. Wer dieses Spiel mitspielt, kann nur verlieren. Jedes Mal. Es ist eine ausgemachte Sache. Niemand möchte glauben, dass er einem Schwindel aufgesessen ist, besonders nicht in der Liebe. Denn das tut verdammt weh. Vielleicht sogar mehr als alles andere auf der Welt. Es ist ein Schlag in die Magengrube. Vor Schmerz wird einem übel. Man fühlt sich dumm. Richtig, richtig dumm. Also ist das Beste, was man in so einer Situation tun kann, Folgendes:
Man tut so, als hätte man ihn durchschaut.
Man tut so, als hätte man es von Anfang an gewusst.
Man tut so, als wäre es nie passiert.
Fängt wieder von vorne an.
Und jedes Mal sagt man sich: Nie wieder. Ich werde nie wieder auf den alten Trick reinfallen.
Aber genauso kommt es.
Man fällt wieder darauf rein, weil man nicht weiß, was man im Leben will, und bis man sich darüber im Klaren ist, ist man dazu verurteilt, immer und immer wieder in dasselbe Muster zu verfallen, dazu verurteilt, seine Fehler zu wiederholen. Weil man einer unerreichbaren Fantasie hinterherhechelt. Der des Traumtypen. Des mustergültigen Ehemanns. Des perfekten Liebhabers.
Aber das Leben ist nicht so.
Die Menschen sind nicht so.
Und das gilt nicht nur für Frauen. Auch Männer fallen auf ihre eigenen Selbsttäuschungen herein. Zumindest die sensiblen. Diejenigen mit einer gewissen Reife, für die Frauen mehr sind als bloß ein praktischer Aufnahmebehälter für ihr Sperma. Manchmal sind sie auch zu reif. Sie denken zu viel nach. Sie stellen die Frauen auf einen Sockel, idealisieren ihre Gefährtin zu etwas, dem niemand gerecht werden kann. Zumindest weiß ich, dass ich das nicht könnte. Und für mich klingt das nach einem sicheren Rezept für lebenslange Enttäuschungen, für ein Leben voller missglückter Beziehungsversuche. Man ist auf der Suche nach dem Traummann oder der Traumfrau und landet immer wieder bei den Falschen.
Das ist das Game of Love . Ein Hütchenspiel, bei dem alle bloß verlieren.
Sie finden, das sei zynisch?
Ich finde, es ist realistisch.
Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht an die Liebe glaube, denn das tue ich. Und wenn man mich lang genug drängt, dann würde ich vermutlich sogar zugeben, dass es das Einzige ist, woran ich glaube. Nicht an Gott, nicht ans Geld, nicht an die Menschen. Nur an die Liebe.
Ich will aber auch niemandem einreden, er solle seine Ansprüche herunterschrauben oder sich mit der zweiten Wahl zufriedengeben. Weit gefehlt.
Stattdessen will ich Folgendes sagen: Meine Beziehung mit Jack funktioniert nicht auf diese Weise. Sie basiert nicht auf dem, was wir nicht sind, sie basiert auf dem, wer wir sind. Und wir sind nicht perfekt als menschliche Wesen, als Liebende, als Partner. Aber ich liebe diese Unvollkommenheiten, ich zelebriere unser Versagen, ich bin verrückt nach den Schwächen. Ich fühle mich wohl in meiner Haut, mit allen meinen Fehlern und Mängeln. Und ich fühle mich wohl mit ihm, so wie er ist. Da kann ich natürlich nur für mich sprechen, nicht für Jack.
Er ist einer von den Sensiblen und er denkt zuviel nach, und manchmal fürchte ich, dass ich seinen Hoffnungen und Träumen nie gerecht werden kann. Und ich mache Sachen, die wirklich bescheuert sind und selbstzerstörerisch, als wolle ich ihm einen Grund geben, mich zu hassen.
Ich mache Sachen wie letzte Nacht. Und ich kann mir noch so sehr einreden, dass das etwas anderes war. Dass es sogar ehrenhaft von mir war, weil ich nur ehrlich zu mir selbst war, ehrlich mit meinen Fantasien umgegangen bin. Aber die Tatsache ist die: Ich habe meinen Freund betrogen. Den Mann, den ich liebe, den ich heiraten und mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will. Ich habe ihn nicht mit dem Kopf betrogen. Ich habe ihn mit meinem Körper betrogen. Und es hat sich gut angefühlt.
Scheiß drauf. Man lebt nur einmal. Ich kann mit den Konsequenzen meines Handelns umgehen. Ich werde es wiedergutmachen. Aber es gibt
Weitere Kostenlose Bücher