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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Grey
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Star-Wars-Figuren auf seinem Fenstersims aufgereiht. Allesamt Wookiees. Bundy verrät mir, dass er Wookiees schon immer am liebsten mochte. Er meint, das sei auch der Grund, warum er bloß Frauen mit natürlichem Schamhaar mag, Frauen, die sich nie rasieren.
    Bundy philosophiert weiter, dass er deshalb auch so fixiert auf Blowjobs sei – sie zu bekommen, nicht, sie zu geben, fühlt er sich bemüßigt, mir gegenüber zu präzisieren –, weil es dabei nämlich keine Rolle spielt, ob die Mädels nun rasiert sind oder nicht. Und weil er sowieso nie bis in ihr Höschen vordringt.
    Bundy sieht das so: Orale Befriedigung bewahrt ihn vor haarigen Enttäuschungen. Doch das Ende vom Lied ist, dass er eigentlich andauernd sexuell unerfüllt ist.
    Bundy redet sich den Kummer von der Seele, seinen sexuellen Werdegang, seine persönlichen Vorlieben, und ich hab keinen Bock, mir das weiter anzuhören. Ich möchte ihm sagen, wie wütend ich darüber war, dass ich nach meinem Besuch der Juliette Society Geld von ihm bekommen habe.
    »Du hast mich verkauft!«, sage ich.
    Ich merke, dass ich echt wütend werde, will es ihm aber nicht zeigen, denn ich will ihm nicht die Genugtuung geben, mich aus der Fassung gebracht zu haben.
    »Wann soll ich dich denn verkuppelt haben?«, meint er. »Mit Anna?«
    »Das Geld für die Party!«
    »Was für ’ne Party?«, fragt er.
    »Die Juliette Society «, erwidere ich, als würde er das nicht ganz genau wissen.
    »Was?«, meint Bundy.
    Ich wiederhole es.
    »Die Juliette Society , Bundy.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagt er. »Ich hab die Mädels nie bezahlt. Ich hab bloß das Geld eingesteckt.«
    Ich bin verwirrt, aber ich muss endlich zurück auf den wahren Grund meines Besuchs kommen. »Bundy, ich mach mir ernsthaft Sorgen. Wo ist Anna?«
    »Ich weiß es nicht«, behauptet er. »Ich schwöre, ich hab keine Ahnung.«
    Genauso wie er schwört, dass er diese Mädchen nicht umgebracht hat.
    »Hast du mit Anna dasselbe gemacht?«, frage ich ihn wütend. »Hast du versucht, ihr Geld abzupressen?«
    »Das würde ich bei Anna nie machen«, beteuert er. »Ich würde nie was tun, was ihr schadet. Ich liebe Anna! Ich bin total verrückt nach ihr«, jammert er, den Tränen nah. »Mir wär sogar egal, ob sie rasiert ist oder nicht.«
    Bundy verrät mir, dass er schon so oft versucht hat, bei Anna zu landen und alles getan hat, um sie zu beeindrucken. Sie ist die einzige Frau – abgesehen von seiner Mutter – für die er je mehr als zehn Dollar ausgegeben hat. Er hat ihr Geschenke gekauft, Schmuck. Doch Anna hat ihm stets eine Abfuhr erteilt.
    »Sie hat mir gesagt, sie liebt mich wie einen Bruder«, sagt er, »und dass sie auf Männer steht und nicht auf kleine Jungs.«
    Bundy blickt mit großen, traurigen Augen zu mir auf und will, dass ich ihm gut zurede. Aber da kann ich ihm nicht helfen, weil ich genau weiß, was sie damit meint. Er schmachtet Anna bloß an, weil sie ihm das Herz gebrochen hat, und als Coda seiner Leidensgeschichte wiederholt er wie eine Platte mit Sprung immer wieder denselben Satz. »Ich hab sie nicht umgebracht«, jammert er. »Und ich hab auch diese Mädchen nicht umgebracht.«
    »Das glaub ich dir, Bundy«, sage ich und als ich es sage, wird mir bewusst, dass ich ihm wirklich glaube. »Aber hast du eine Ahnung, irgendeine Idee, wo sie sein könnte?«
    Da rückt er endlich damit heraus: »Sie wollte auf diese Party. Vielleicht findest du sie da.«
    »Was für eine Party?«, frage ich argwöhnisch.
    Und noch bevor er überhaupt antworten kann, weiß ich schon, dass ich dort hingehen muss. Ich habe keine Wahl.

21. Kapitel

    Es ist bereits dunkel, und ich spaziere über das weitläufige Grundstück einer italienischen Villa. Hier findet die Party statt, zu der Bundy einen Fahrservice organisiert hat. Es ist der Ort, von dem er meinte, dass ich Anna vielleicht dort finden könnte.
    Morgen findet die Wahl statt, zu der Bob antritt, und es gibt noch so viel zu tun, dass Jack die Nacht im Kampagnenbüro verbringt.
    Ich folge einem Weg, der sich verschlungen auf und ab windet. Doch von überall aus kann ich die ausladende Villa oben auf dem Hügel sehen, deren Silhouette sich gegen den Schein des tief am Nachthimmel hängenden Vollmondes abzeichnet. Der Mond selbst wird verhüllt von einer schweren Quellwolke, die sich nicht vom Fleck rührt, weil es absolut windstill ist.
    Es gibt bloß diesen einen Weg – ohne Gabelungen oder Kreuzungen –, aber ich sehe die ganze Zeit

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