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Die Jungens von Burg Schreckenstein

Die Jungens von Burg Schreckenstein

Titel: Die Jungens von Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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nicht etwas machen, das ihn trifft, aber doch witzig ist?“
    „Sehr richtig“, bemerkte Dampfwalze, „sonst werden wir dafür bestraft, und dann fühlt er sich noch im Recht!“ Eine Pause trat ein, und jeder dachte scharf nach. Dann räusperte sich Ottokar.
    „Wie wär’s“, meinte er mit einem verschmitzten Lächeln, „wenn wir ihm das Hinterteil mit Spannlack einreiben würden?“
    Alle schauten ihn groß an. Nur Mücke begriff sofort, worauf er hinauswollte.
    „Du meinst das Zeug, mit dem wir unsere Modellflugzeuge hart machen?“
    Ottokar nickte.
    „Das wär ’ natürlich eine Wolke“, lachte Mücke, „dann kann er bestimmt nicht mehr abschreiben!“
    Dampfwalze dachte zwar angestrengt nach, aber er kam nicht darauf:
    „Was hat denn Spannlack mit Abschreiben zu tun?“
    „Sehr viel“, klärte ihn Ottokar auf, „wenn die Soße trocken wird, zieht sie die Haut so zusammen, daß er nicht mehr sitzen kann!“
    Alles johlte vor Begeisterung. Ottokar hatte wieder einmal die weitaus beste Idee! Dampfwalze schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. Wenn er einmal etwas begriffen hatte, war er nicht mehr zu halten:
    „Kommt, wir holen ihn! Sonst trocknet das Zeug nicht bis morgen! — Mücke, du besorgst die Pulle!“
    Ottokar klopfte er anerkennend auf die Schulter, und der ganze Verein zog los. Es war gar nicht leicht, sich bei soviel Begeisterung leise zu verhalten. — Stephan lag in seinem Bett und schlief friedlich mit Frisierhaube. Im Handumdrehen war er gefesselt, geknebelt und in die Folterkammer gebracht. Kein Mensch hatte etwas bemerkt. Erst als wir ihn, mit Hinterteil nach oben, auf die Streckbank geschnallt hatten, wurde er richtig wach.
    „Meine Herren, die Operation kann beginnen!“ sagte Dampfwalze feierlich und zog sich Handschuhe an, wie ein richtiger Chirurg.
    „Ich würde eine örtliche Betäubung vorschlagen, Herr Professor“, flüsterte Mücke, die Flasche mit dem Spannlack in der Hand schwenkend.
    „Ganz Ihrer Meinung, Oberschwester!“ gab Dampfwalze zurück. Wir konnten kaum noch vor Lachen. — Die „örtliche Betäubung“ bestand aus schwarzer Schuhwichse, die Mücke mit einer besonders harten Bürste in das Hinterteil des Patienten einmassierte. Stephans edelster Körperteil zuckte dabei wie Heinis Rote Grütze, die es im Sommer jeden Freitag gab.
    „Eine Daumenschraube her, sonst lach’ ich mich tot!“ sagte Klaus zu Dieter, der sich krümmte, als habe er mindestens eine Blinddarmreizung. Nur Hans-Jürgen, der Dichter, saß still und ungerührt hinter dem Richtertisch und schien angestrengt nachzudenken.
    Dann kam der Hauptakt. Dampfwalze hatte die Flasche geöffnet und goß den Inhalt genießerisch auf den hochglanzpolierten Negerpopo. Dabei beschrieb er Kreise, wie wenn man Honig vom Löffel auf ein Brot laufen läßt. Stephan hatte den Kopf auf die Seite gelegt und stöhnte leise vor sich hin, soweit das der Knebel in seinem Mund erlaubte. Ottokar, dem er einen Augenblick lang leid tat, ging hin und sagte:
    „Daran bist du selber schuld!“
    Dann standen alle um die Streckbank herum und pusteten auf ihr Werk, wie auf die Kerzen eines Geburtstagskuchens. Der Spannlack machte seinem Namen alle Ehre, denn im Nu war die Sache trocken und hart. —
    Als die anderen am nächsten Morgen zum Frühstück kamen, fehlte im Eßsaal der Kronleuchter. An seiner Stelle hing an einem Seil ein Bügelbrett waagerecht von der Decke herunter. Und auf diesem Brett lag, wie eine Mumie in Tücher und Stricke gewickelt, Stephan. Unten am Fußende war ein Pappschild angebracht, auf dem Hans-Jürgen die Schandtaten des Opfers besang:

    Wer ein Ritterwort mißbraucht ,
    abschreibt, angibt, lügt und raucht,
    dem wird Haltung über Nacht
    mittels Spannlack beigebracht!

    Und unter diesem Plakat hing an einem dünnen Faden — die Frisierhaube.
    „Jetzt stimmt die Richtung wieder!“ meinte einer aus der untersten Klasse, als wir vom Frühstück zur Schulversammlung ins Wohnzimmer gingen. Rund um den großen Kachelofen stellten wir uns auf und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Zuerst kamen die Lehrer. Würdig, mit ernster Miene, hie und da noch heimlich kauend, traten sie ein. Als es einen Augenblick besonders still war und keine der alten Dielen knarrte, ließ sich ein schrilles Zuzeln vernehmen, das unzweifelhaft von Doktor Waldmann kam. Anscheinend hatte er endlich den letzten Rest seines Frühstückshörnchens erwischt, nach dem er schon die ganze Zeit, mit der Zunge gegen

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