Die Jungfernbraut
MacPherson vorhattet, denn ich kann mir kaum vorstellen, daß ihr ihn in den nächsten dreißig Jahren dreimal täglich füttern wolltet.«
»Nein«, sagte Sinjun. »Wir haben einen ausgezeichneten Plan, und wenn ihr einfach verschwinden und Brandy trinken oder sowas Ähnliches tun würdet, würden wir alles bestens erledigen.«
»Was ist das für ein Plan, Sinjun?« Douglas trat auf ihre Seite des Bettes, aber sie schüttelte den Kopf und starrte auf den mittleren Lederknopf seines Reitjacketts.
Er beugte sich über sie.
»Ich habe dich gleich nach deiner Geburt in den Armen gehalten«, sagte er. »Du hast meine Hemden mit Milch vollgesabbert. Ich habe dir das Reiten beigebracht. Ryder hat dir beigebracht, wie man Witze erzählt. Wir beide haben dir das Schießen beigebracht und dich die Liebe zu Büchern gelehrt. Ohne uns wärest du ein Nichts, ein Niemand. Sag uns, welchen Plan du ausgeheckt hast?«
Sie schüttelte wieder den Kopf.
»Ich kann dir immer noch das Fell gerben, Range.«
»Nein, das geht leider nicht mehr, Douglas«, mischte sich Colin ein. »Aber ich kann und werde es tun. Sie hat mir bei unserer Trauung Gehorsam geschworen, aber ihr Versprechen bisher nicht erfüllt.«
»Wie zum Teufel hätte ich dir denn gehorchen sollen, wenn du ständig in Edinburgh warst und es nicht einmal für nötig gehalten hast, gelegentlich etwas von dir hören zu lassen? Du hast dich in dem verdammten Haus mit dem schwarzen Loch in der Salondecke doch pudelwohl gefühlt, stimmt's?«
»Ah, ein bißchen Säure, Joan! Vielleicht solltest du den anderen erklären, warum ich mich in Edinburgh aufgehalten habe.«
»Deine Gründe waren absurd. Ich kann sie nicht akzeptieren.«
Colin seufzte. »Es ist schwierig. Ryder und Douglas, würdet ihr vielleicht mit euren Frauen das Schlafzimmer verlassen, damit ich Joan ordentlich verhören kann?«
»Nein, ich möchte, daß Alex und Sophie hierbleiben! Ich habe Hunger. Es ist Mittagessenszeit.«
»Und welche deiner Schwägerinnen soll MacPherson heute das Mittagessen bringen?«
»Ach, hol dich der Teufel, Colin!«
Ryder lachte. »Nun, wir werden bald wissen, wo sie diesen MacPherson hingebracht haben. Wenn sie ihn nicht verhungern lassen wollen, müssen sie ja irgendwann zu dieser Kate reiten, und dann brauchen wir ihnen nur zu folgen.«
»Warum bist du in Edinburgh geblieben, Colin?« wollte Douglas wissen.
»Um meine Frau zu beschützen«, antwortete Colin. »Und meine Kinder. Jene Schramme an Joans Wange — ihr erinnert euch gewiß noch daran — stammte von einem Streifschuß. Nach diesem Vorfall konnte ich ihr natürlich nicht erlauben, mit mir in Edinburgh zu bleiben. Ich dachte, daß sie hier in Sicherheit wäre, und das war sie auch, bis MacPherson beschloß, Edinburgh zu verlassen und sein Unwesen hier zu treiben.«
»Welche Kinder?« fragte Ryder seinen Schwager verständnislos.
»O nein, nicht schon wieder!« stöhnte Sinjun. »Ich habe zwei Stiefkinder, Philip und Dahling. Ihr werdet sie bald kennenlernen, und sie werden dich bestimmt vergöttern, Ryder, wie alle Kinder es tun. Und wenn du keine allzu grimmige Miene aufsetzt, Douglas, laufen sie vielleicht auch vor dir nicht schreiend davon.«
Douglas warf Colin einen nachdenklichen Blick zu. »Hier scheint ja viel los zu sein«, seufzte er. »Ich werde jetzt meine Frau zu Bett bringen, damit sie sich ausruhen kann, und dann würde ich ganz gern meine neue Nichte und meinen neuen Neffen kennenlernen.«
»Los, Sophie, du begleitest Alex am besten, denn wenn ich im Augenblick mit dir allein bleibe, könnte ich mich allzu leicht vergessen.«
Sobald Colin und Sinjun unter sich waren, verließ er seinen Standort am Kamin und setzte sich neben sie aufs Bett. Seine Miene war undurchdringlich, aber seine dunkelblauen Augen funkelten vor Zorn, und sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt, als er unnatürlich ruhig sagte: »Diesmal bist du entschieden zu weit gegangen. Ich dulde keine weiteren Einmischungen in meine Angelegenheiten, keine weiteren Beleidigungen. Wo steckt MacPherson?«
»Wenn ich es dir verrate, könnte er dich vielleicht immer noch irgendwie verletzen. Bitte, Colin, kann ich nicht einfach meinen Plan ausführen?«
Er lehnte sich mit verschränkten Armen etwas zurück. »Und wie sieht dieser Plan aus?«
»Ich übergebe Robert MacPherson der Royal Navy. Soviel ich weiß, kümmert man sich bei der Marine herzlich wenig darum, ob die Menschen, die man ihnen bringt,
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